Georg Horst
Geßneri
Thierbuch - Vogel Buch
Frankfurt am Mayn - 1669
Von dem Hanen Capaunen Hennen
trascrizione
di Achim Güntherodt - transcribed by Achim Güntherodt
1997
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Von
den Hanen. Gallus gallinaceus.
Von viel und mancherley Gestalt der Hanen und
Hennen.
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Dieser Vogel wird auff Hebreisch שׂכוי; Griechisch ἀλέκτωρ; Lateinisch Gallus gallinaceus; Itaslianisch und Spanisch Gallo; Französisch Coq; Pohlnisch Kur; Ungarisch Kakas; Wendisch Kokot; Engelländisch a cok; Niederländisch Haen; und von den Teutsche Han/Haußhan/Gul/ und Gückel genennet: von welchem wir weitläuffig reden wollen / und erstlich zwar von denen Hanen oder Hennen / welche von etlichen Ländern und gewissen Orthen ihren Name bekomen/und von den gemeinen keinen andern Unterscheid haben/als allein an der Grösse/oder daß sie streitbarer sind. Die Adrianischen Hüner (spricht Aristoteles) sind wohl klein von Leib/ legen aber alle Tag/dann weil sie klein sind/kan sich die Speiß kömlich in ihrem Leib außtheilen/doch sie sind oft so grimmig/ daß sie ihre Jungen umbbringen; sie haben mancherley Farben. Albertus sagt/ daß diese Hüner bey ihnen / wegen ihrer Grösse/und Länge/ grosse Hennen genennet worden/deren man viel in Seeland/Holland/und allenthalben in Niederland findet. Sie legen alle Tag/ sind aber sehr unfreundlich gegen ihre Zucht/dann sie dieselbige offt (wie vorgesagt) ertödten/und ob gleich ihre Farb vielfältig ist/ sind sie doch bey uns mehrentheils weiß/andere aber anders gefärbt/ ihre Jungen bleiben lang ohne Federn. Dieses aber sind vielleicht Medische oder Patauinische Hüner. Dann Niphus sagt / daß die Adrianische nicht lang und groß von Leib/sondern klein seyen / wie Aristoteles davon schreibet.
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Gyb. Longolius nennet sie zu Teutsch Leihennen/diese (spricht er) sind getheilt/mit einem weißlichten Schnabel/ihre Jnngen sind den jungen Tauben ähnlich. Die Adriatischen Kauffleut haben sie zum ersten in Griechenland gebracht: dannenher sie vielleicht den Nahmen bekommen. Daß sie aber ergrimmen/und wild sind/das/vermeinet er/geschehe darumb / weil sie ihr Vatterland verändert/ und in ein wärmer Land geführet/und derhalben einer hitzigern Arth sind worden. Die Africanische und Adrianische haben einen grossen Unterscheid untereinander/wie D. Geßner davor hält/ sind aber einerley mit den Numidischen. Er sagt/es habe ein Spanier/sein Bekannter/ die Adriatische Henne Gallina Enana genennet / ohne zweiffel darumb/weil sie gleichsam nana, ein Zwerch/ und klein von Leib ist / welches Geschlecht bey ihnen im Schweitzerland Schotthennen/anderswo Erdhennlein / und Däsehünlein genennet werden. Longolius aber nennet diese Zwerchhünlein Kriel/ da er sagt/ sie seyen gantz gemein/ und kriechen gleichsam auff der Erden/mehr hinckend/als gehend. Diese werden nicht umb deß Nutzens/sondern mehr umb deß Lusts willen gehalten/wie Columella und Plinius schreiben.
Bey den Tanagraeern sind zwey Hanengeschlecht/die ersten werden Machimi, das ist Steithanen/ die andern Cossyphi genennet/und diese sind an der Grösse den Hünern auß Lybia gleich/ und wie die Raaben gefärbt. Daher sie ohne zweifel Cossyphi genennet werden/ weil sie als die Amseln schwartz sind: einen Bart und Kamm haben sie wie das Kraut Anemones: dann ihre Sporen und Kamm sollen roth seyn/ wie die Blum deß obgenannten Krauts: darzu haben sie weisse Flecken zu öberst auff dem Schnabel/ und zu äußserst am Schwantz. Die frembde Hanen auß Tanagro, Rhodis, Media und Chalcide, sind sehr streitbar/ihre Hennen auch schön und groß: aber nicht so gar fruchtbar/ und ob sie schon Eyer legen/ bringen sie doch ihre Jungen selten auff. Die Medische sind von ihrer Grösse wegen in Italiam gebracht worden/ dergleichen man jetzt zu Padua siehet/ da sie Pulverariae genennet werden/ von
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einem Dorff/ darinnen sie gar groß und schön gezeuget werden: deren man viel dem Türkischen Kayser (so Constantinopel zu unserer Zeit mit Gewalt eingenommen) zugeschickt hat/ schreibt Hermolaus. Etliche so zu Padua gemest worden/ haben 16. Pfund gewogen/ sagt Grapaldus. Diese nennet man grosse Welsche Hennen. Wir haben solche Hanen/so gantz hoch sind: haben aber keine Schwäntz. Es ist ein groß Hanengeschlecht/ welches im gehen seine Füß biß an die Brust auffhebet/ mit goldgelben Federn zu unserer Vätter Zeit auß den nächste Landen in Teutschland geführet worden. Diese bedüncken mich Medische zu seyn: wiewohl nicht allein Media, sondern auch die Statt Tanagra in Boeotien, und die Inseln Rhodus und Chalcis, grossse Hanen haben. Daher man sie Hanen auß Media, Tanagria, Rhodo und Chalcide, nennen kan. Gemeiniglich aber nennet man sie Lombardische Hanen. Man erziehet deren wenig auff den Meyerhöfen/ weil sie nicht so gar fruchtbar sind/ wie Gyb. Longolius davon schreibt. Alle Hanen sollen zum ersten in Persia gebohren/ und von dannen anderswohin gebracht worden seyn. Daher nennet Varius den sonst Persischen Vogel genannt/ einen Hanen. Suidas nennet den den Medischen Vogel einen Pfaue. Ludovicus Patritius sagt/ daß er in India bey der Stadt Tarnasari, grössere Hanen und Hennen gesehen hab/ als an keinen andern Orth.
In Alexandria, so gegen Aegypto gelegen/ hat man etliche Hennen/ Monosire genannt/ von welchen gar kriegerische Hanen gebohren werden/die brüten in einem Jahr zwey oder drey mahl/ wann man nehmlich ihnen die Jungen entziehet und hinweg nimmt/ solche absonderlich aufferziehet und ernehret. Der Theil Arabiae gegen Mittag gelegen/ hat allerley Gevögel/ ohne Gänß und Hüner/ wie Strabo bezeuget. Unter allen Vögeln so zertheilte Füß haben/ hat allein das Hünergeschlecht viel und mancherley Farben: dann je eins anders als das ander gefärbet ist/ darzu hat ein jedes entweder am gantzen Leib nur eine Farb/oder ist getheilt.
Alle Vögel so harte Federn haben / sind starck/ als die Wachteln und Hanen/ sagt Aristoteles. Bey den unvernünfftigen Thieren hat die Natur dem Mann auch einen Vorteil gegeben. Die Schlang hat eine Kron auff ihrem Kopff/ also hat auch der Han eine ansehnliche Gestalt/ sagt Aelianus. Dann er hat unter allen andern Vögeln ein besonder Zeichen bekommen/ welches nicht Fleisch/ und doch demselbigen nicht ungleich ist; man kan es auch nicht ein Krospel/ oder verhartete Haut nennen/ sondern man muß es für sich selbst ein besonder Stück bleiben lassen/ sagt Plinius. Wann die Hanen auff das Hun sitzen wollen/ werden ihre Hödlein grösser dann der andern Vögeln/ wegen ihrer Geilheit. Sie haben ihre Hödlein unter der Leber/ wie die Wachtel. Der Han hat auch einen Kropff vor seinem Magen. Etliche Vögel haben zween Behälter: einen darein sie die erst gegessene Speiß verwahren/ als die Kehl: den andern darein sie die verdäuete Speiß behalten: als da sind die Hüner und Tauben / sagt Plinius. Die Hünerleber ist zertheilt; sie haben auch am untersten Darm etliche wenige Gehenck. Es haben die Vögel/ so nicht in der Lufft fliegen/ einen ungeschickten Schwantz/ den sie nicht hin und her biegen können/ an den Orth/ da er an die Haut gewachsen/ als da ist der Pfau/ die Hüner. Der Han hat in seinem Schwantz krumme Federn/ wie ein halber Ring gestaltet: deßgleichen auch am Halß/ und auff dem Rücken. Die Hanen haben Sporen an den Füssen/ die Hennen aber gar selten.
Von
den Hanen- oder Capaunen- Stein.
Alectoria.
Georgius Agricola sagt/ die Capaunenstein werden (wiewohl selten) in der Hanen und Capaunen Magen und Leber gefunden/ doch sind sie mehrentheils grösser in der Leber. Dann neulich ist einer in einem Capaunen gefunden worden/ der ein Zoll lang /eines Fingers breit/ und anderthalb Zoll hoch gewesen: der unter Theil/ welcher breiter ist/ hat kleine Grüblein; der aber/ welcher etwas schmäler / ist gegen der rechten Seiten ein wenig hoch/ gegen der Lincken aber ist er niedrig und grau/ so doch der übrige Theil weißlicht grau ist. Die aber in dem Magen gefunden werden/ sind meistentheils wie eine Feygbon gestaltet/ und in derselben oder einer gemeinen Bonen Grösse; sie sind liechtgrau/ oder auch braun/ doch hell; zuweilen sind sie als ein Cristall gestaltet/ aber von dunckeler Farb/ und haben darzu bißweilen rothfärbige Aederlein. Wann derjenige/ so dem Cristall gleichet/ polirt ist/ kan er zwischen das Aug und untere Augenlied gelegt/ und also von einem Orth an das ander getrieben werden/ ohne Schaden deß Augs: welches dann auch der Saphyr und Opyx/ oder auch ein anderer polierter Edelstein thut/ nur daß derselbige klein seye. So weit schreibet Agricola.
Der Author de Nat. Rer. sagt: Man verschneide zuweilen den Han/ wann er dreyjährig ist/ und dann lasse man ihn fünff oder sechs Jahr darnach leben/ so werde in seiner Leber der Stein Alectoria gefunden: wann er aber denselben empfangen/ so trincke er nicht mehr. Daher wann einer diesen Stein in seinem Munde hat/ soll ihn nicht dürsten. Etliche heissen den Han nach dem vierten Jahr capaunen: Andere sagen/ daß man diesen Stein erst nach dem neunten Jahr finde. Derjenige wird aber für den besten gehalten/ der von einem alten Hanen kommt. Etliche sagen/ daß dieser Stein in deß Hanen Bauch wachse/ der nach drey Jahren capaunet worden/ und sieben Jahr darnach lebe/ dann zur selbigen Zeit sol er ihn trage. Mit diesem Stein soll man alle Ding können erwerben und bekommen. Man sagt auch/ daß er den jenigen dienlich sey/ denen die Nieren erkaltet sind; wann er von einer Frau getragen werde/
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mache er sie ihrem Mann wohl gefallen; einen Mann mache er sieghafft in dem Krieg. Er mache auch den Menschen angenehm. Damit er aber diese Ding all vermöge/ müsse er im Munde getragen werden.
Von der Natur und Eigenschafft dieses Vogels.
Die Hüner liegen gern in dem Staub/ gleich wie auch andere Vögel so nicht hoch fliegen: deßgleichen in der Aschen/ damit sie ihre Federn reinigen. Diß Vogelgeschlecht siehet unter andern allein den Himmel offt an / wie Plinius sagt. Die Hanen krähen allein/ wiewohl zuweilen auch die Hennen kackern /wann sie die Hanen überwunden haben. Man sagt sonsten daß die Hanen kackern/ die Hennen aber gackern. Der Han läßt sich am Morgen frühe mit seinem Gesang hören: dann die Natur hat sie gleichsam darzu verordnet/ daß sie die Menschen zur Arbeit auffwecken/ und ihne den Schlaff brechen sollen. Der Han verkündiget die Stunden deß Tages und der Nacht. Wann er aber krähen wil/ schwinget er zuvor seine Flügel/ und macht sich selbst also wacker. Wann sich Tag und Nacht scheidet/ gehet er schlaffen: drey Stunden vor Mitternacht krähet er: umb Mitternacht krähet er wiederumb/ und drey Stunden nach Mitternacht abermahls/ welche Zeit dannenher das Hanengeschrey genennet wird. Daher haben auch die Alten an einen jede Kriegswagen einen Hanen gebunden/ damit sie ihnen die Stunden der Nacht verkündigen/ wie Gyb. Longolius schreibt. Dieses aber/ wie etliche sagen/ thun sie entweder auß Begierde der Wärme/ oder der Speiß. Andere sagen/ daß sie damit ihre Unkeuschheit anzeigen: dann ehe sie dieselbige empfinden/ schweigen sie und krähen nicht. Es pflegen auch die Hanen/ wie alle andere Thiere/ nachdem sie genug gessen/ genug geschlaffen/ und jett wacker sind/ zur Unkeuschheit gereitzt zu werden. Plinius sagt/ daß etliche Vögel in dem Streit/ wie die Wachteln/ etliche vor dem Streit/ wie die Rebhüner: etliche aber nachdem sie gesieget/ wie die Hanen / ihre Stimme hören lassen. Aelianus sagt/ daß an einem Orth/ Nibas genannt/ welche nahe bey Thessalonien in Macedonia gelegen/ kein einiger Hahn gefunden werde/der krähe/ sondern sie seyen alle stumm: Viel unter den Alten sind der Meynung/ daß der Han alles/ was er gessen/ verdauen könne. Und sagt Dioscorides, daß die Hüner hitziger Natur seyen/ können derhalben Gifft/ allerley dürre Saamen/ zuweilen auch Sand und Steinlein/ so sie verschluckt haben/ verdauen. Alles Hünergeschlecht ist sehr unkeusch: Clearchus schreibt/ daß die Rebhüner/Wachteln/ Spatzen und Hanen nicht allein waß sie die Hennen sehen/ ihren Saamen fallen lassen/ sondern auch/ wann sie nur ihre Stimme hören/ die Ursach aber seye die Einbildung/ welches man bekennen wird/ wann man zu der Zeit/ da sie die Hennen besteigen/einen Spiegel für sie stellet. Dann wann die ihr Bildnüß im Spiegel ersehen/ lauffen sie hinzu/und lassen ihren Saamen fallen: die jenige Hanen außgenommen/ welche ihr ersehenes Bilnüß zum Streit und Kampff reitzet/ wie Athenaeus schreibt. Er sagt auch/ daß keiner keinen fremdden Hanen zu seinen Weibern ohne Kampff lasse. Deßgleichen daß die wilde Hanen geiler seye als die zahmen. Dieser Vogel ist so geil/ daß er umb eines Eyes willen eine Henne offt betritt: und wann viel Hanen beysammen sind/ tödten sie die Hennen durch das öfftere Auffsitzen/ wie sie dann auch wegen ihrer Geilheit über zwölff Jahr nicht alt werden. Wann sie aber nicht viel Hennen haben/ gesellen sie alle die zu ihnen/ so erst neulich kommen. Gleich wie von einem Hund und Fuchß /eine Art/ so beyden Geschlechtern gleichet/ gebohren wird: also auch von einem Rebhun und Hanen: hernach aber wird die Zucht dem Weiblein gleich. In dem Land Leylychynien streiten alle jungen Hanen/ so noch nicht erwachsen/ miteinander: und der so überwunden ist/ wird von dem andern bestiegen/ wann keine Hennen vorhanden sind/ wie Albertus bezeuget. Der Han hat allezeit einen rothen Kamm/ es sey dann Sach daß er kranck seye. Die Hanen reinigen sich alle Jahr mit dem Kraut Alsine oder Hünerdarm. Wann die Hanen zu viel Blut in ihnen haben/ reinigen sie sich durch den Kamm/ also/ daß sie das Blut mit dem Kratzen der Füsse herauß bringen. Es erzehlet der Freyherr Sigismundus in seiner Reißbeschreibung durch die Moscaw/ es habe ein Diener einen Moscowitischen Hanen/ den sie auff die Wasser gesetzet/ und der in dem vor Kälte sterben wolle/ den Kam/ welcher gantz erfroren war/ abgeschnitten/ also /daß der Han nit allein bey dem dem Leben erhalten worden/ sondern auch mit auffgerichtetem Halß zu krähen angefangen/ darüber sie sich alle verwundert. Wann die Hüner die Frucht von dem Ebenbaum (?) in Italia essen/ werden sie schwartz darvon/ wie Dioscorides bezeuget. Sie sterben auch/ wann sie Pfrimmensaamen gessen haben. Es soll ihnen auch der gebrante Wein den Tode bringen. Deß Menschen Koth/ welcher weiß Nießwurzel eingenommen/ tödtet die Hüner/ wann sie davon essen. Wann sich ein Salamander in einem Kornhauffen befindet/ vergiftet er denselben überall/ also/ daß auch die Hüner/ so davon essen/sterben. Die Wandläuse sind für alle Schlangenbisse/ sonderlich der Schlangen Aspidis, gut: deßgleichen für allerley Gifft/ welches daher abzunehmen/ daß an welchem Tag die Hüner dieselbe gessen haben/ werden sie von der obgenannten Schlangen Aspide nicht umbbracht/ sagt Plinius. Der Han streitet wider die Schlangen und Weyhen für seine Hennen: duldet auch keinen andern Hanen bey seiner Heerd. Aristoteles sagt/ daß man etliche Hanen gesehen habe/ welche/nachdem die Hennen sich verlohren/ selbst die Jungen geführet/ ernehret/ und aufferzogen haben/ also/ daß sie inzwischen weder krähen/ noch die Hüner besteigen wollen. Aelianus sagt/ wann die Henne umbkommen/ so brüte der Han selbst die Jungen auß/
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und erziehe sie: er schweige aber zu derselbigen Zeit still/ dieweil er wohl wisse/ daß er ein weibisch Stück da begehe/ und sich nicht männlich halte. Es werden auch etliche Hanen so weibisch gebohren/ daß sie weder krähen noch auff die Hüner sitzen wollen: sie jagen auch die frembde Hanen mit hinweg. Es scheinet/ daß die Hanen ihren Weibern gleichsam helffen wollen/ wann dieselbe Eyer legen/ in dem sie mit kleiner und leiser Stimm ihnen zuruffen. Von dem Capaunen sagt man/ daß wann derselbige an der Brust und am Bauch beropfft/ und mit Nesseln wohl gerieben werde/ er die Jungen unter sich nehme/ dieweil er empfindet/ daß sich der Schmertzen von den Nesseln darvon miltere: daher er dann die Jungen so sehr liebt/ daß er sie führe und ernehre: welches Albertus erfahren/ der sich darüber verwundert hat. Die muthige und kühne Hanen haben eine große Stimme/ und sind stolz wie die Pfauen: sie herrschen über ihr Geschlecht/ und haben ihr Reich in einem jeden Hauß/ darinn sie wohnen. Dieses Reich bekommen sie mit Streiten / als ob ihnen das Gewehr gleichsam deßwegen an die Beine gewachsen wäre: sie lassen auch offt nicht ehe von dem Streit ab/ biß daß einer oder alle beyde todt auff der Wahlstatt bleiben. Wann sie aber gesieget/ singen sie alsbald nach dem Sieg/ bezeugen damit daß sie überwunden haben. Der aber so verlohren hat/ verbirget sich stillschweigend/ und kan seine Knechtschaft schwerlich leiden. Ihre Heerde gehet unterdessen stoltz mit auffrechten Köpfen daher/ siehet stets an den Himmel/ und richtet den Schwantz auff/ sagt Plinius. Das ist auch zu verwundern am Hanen/ daß wann er über eine Thürschwelle gehet/ ob dieselbige gleich hoch ist/ er sich dennoch bieget/ welches er (wie Aelianus sagt) auß Hoffart thut/ damit er nehmlich seinen Kamm nicht anstosse. Philon und Nicander sagen/daß Secundus, welcher deß Königs Nicomedis in Bithynien Mundschenck gewesen/ von einem Hanen Centaurus genannt/ inniglich seye geliebt worden. Von dem Kayser Honorio wird geschrieben/ daß als ihm die Zeitung worden/ wie Alaricus, der Gothen König/ die Statt Rom eingenommen/ seye er also erschrocken/ daß er nicht gewust/ was er sagen solte. Es hatte aber dieser Kayser eine Henne/ welche er Rom nennte/ und ihm sehr lieb war/ daher er vermeinet/ Alaricus hätte ihm die Henne genommen/ fragte deßwegen/ wer sie ihm verrathen hätte. Als man ihm aber sagte, er hätte nicht Rom/ die Henne/ sondern die Statt Rom eingenommen/ ließ er es ein gut Werck seyn und bekümmerte sich nicht sehr darüber. Aelianus spricht/ er habe in acht genommen/ daß der Porphyrio (ist ein Welscher Vogel/ welcher ein Purpur-Vogel kan genennet werden) und ein Han/ so in einem Häußlein bey einander verschlossen gewesen/ einander wunderbarlich geliebet haben/ also/ daß da der Han von dem Porphyrione genommen/ und zur Speiß getödtes worden /derselbe so traurig worden seye/ daß er von Hunger gestorben. Die Hanen sollen auch vom Löwen (dem edelsten Thier) gefürchtet worden. Ja es fürchten nicht allein der Löw und Basilisck denselben/ wann sie ihn gesehen/ sondern auch seine Stimm. Die Löwen und Pantherthier berühren den jenigen nicht/ somit Hanenbrühe geschmiert ist/ sonderlich wann Knoblauch darinn gesotten worden/ sagt Plinius. Man sagt daß der Basilisck von deß Hanen Stimm sterbe: darumb nehmen die so durch Libuam ziehen wollen/ wider dieses böse Thier einen Hanen zu sich. Die zahme Vögel fürchten weder Pferd/Ochsen noch Esel/ und wann sie bey den zahmen Elephanten aufferzogen werden/ fürchten sie nicht allem dieselbe nicht/ sondern sie sitzen ihnen auch auff den Rücken. Wiewohl sie aber von den obgenannten grausamen Thieren gefürchtet werden/ fürchten sie dennoch den Weyhen: und gleich wie sie den Elephanten unerschrocken auff den Rücken sitzen/ also fürchten sie eine fürüberlauffende Wiesel; dann ob sie gleich der Ochsen und Esel Stimme verachten/ fürchten sie doch derselben Geschrey/ sagt Aelianus. Er sagt auch/ daß der Han und das Haselhun einander hassen. Die Hüner sollen auch den Tauben feind seyn. Der Han fürchtet auch den Wespenschwarm. Daß aber oben gesagt worden/ der Löw fürchte den Hanen/ haben solches die Alten zwar geglaubet; es ist aber auß den neueren Exempeln zu sehen/ sagt Philippus Camerarius in seinen Hor. Succif. recht/ daß der Löw den Hanen nicht allein nicht fürchte/ sondern auch/ wann er könne/ denselben sampt den Hünern umbbringe. Von den Thieren so den Hünern Schaden thun/ ist hernach bey der Hennen zu finden. Wann man dem Hanen einen Ring von abgeschnittenen Weinreben an den Halß legt/ soll er nicht mehr krähen/ wie Plinius schreibet. Wann die Hanen zu Nacht/ eher dann ihre Gewohnheit ist/ krähen/ bedeuten sie eine Enderung deß Wetters: daher nennet man die Hanen/ so solches zu thun pflegen/ Wetterhanen. Die Hanen und andere zahme Vögel/ wann sie ihre Flügel stets erschwingen/ verkündigen ein ander Wetter/ wie Aelianus lehret. Wann die zahme Hennen die Läuß suchen/ und stets also singen/ als ob Regentropffen herabfielen/ verkündigen sie eine Regen/ sagt Aratus. Die Hanen sollen nicht von Füchsen berühret werden/ wann sie dürre Fuchßlebern gessen haben/ sagt Plinius. Wie man die junge Hanen mesten solle/wird hernach bey dem Capaunen und in der Hennen gesagt werden.
Wie man Hanen/ so den Hauffen führet/ kauffen und neheren solle.
Man soll keinen Hanen zu den Hennen halten/ er seye dann sehr geil. Man lobt auch an dem Hanen einerley Farb/ und gleiche Zahl der Zeen/ wie an den Hennen auch/ allein daß er höher als dieselbe seyn soll: und soll haben ein hohen blutfarben Kamm/ der nicht krum sey: schwartze oder Rauchfarbe Augen/ einen kurzen krummen/ oder auch spitzigen Schnabel: und einen Rosenfarben Barth; grosse und weisse Ohren/ gesprengte Federlein umb
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den Halß und Schultern/ mit unterschiedlichen goldfarben Federlein geziert/ einen grossen Halß und Schultern/ eine breite fleischichte Brust: starcke und grosse Flügel/ einen Schwantz mit zwey grossen Reyen Federn/ die zu beyden Seiten gebogen seyen: oben fleischichte Schenkel mit rauhen Federn: starcke/ aber nicht lange Bein/ die sollen mit spitzigen Sporen gewaffnet seyn. Ihre Geberden aber (wiewohl sie nicht zum Kampff oder Sieg gehalten werden) sollen Adelich/ hochmüthig/ frölich und wacker seyn: sie sollen auch geneigt seyn offt zu kriegen/ und im Streit hartnäckicht und beissig: nicht daß sie den Streit anfangen/ sondern den angreiffenden tapffern Widerstand thun/ und sich an ihnen rächen. Sie sollen sich auch nicht bald erschrecken lassen: dann sie müssen oft einen Widerstand thun und ihre Heerden beschirmen; Wann ihnen auch etwan ein Wurm oder ander schädlich Thier zu wolte/ daß sie es erwürgen können. Einem solchem Hanen soll man fünff Hennen bestellen. In Rhodo und Media sind weder die Hanen noch Hennen sonderlich geil; doch gibt man einem jeden Hanen drey Hennen zu: und wann sie etliche wenige Eyer gelegt haben/ brüten sie doch dieselbe nicht/ und ziehen ihre Zucht selten auff/ sagt Columella. Derhalben nehmen die jenige/ welche einen Lust zu diesen Hünern/ihrer Grösse und Schöne wegen habe/ ihre Eyer/ und legen sie den gemeinen Hennen unter/ und ziehen also Jungen darvon. Diese obgenannten/ sampt denen auß Tanagria und Chalcide, sind an Geberden den gemeinen Henne nicht ungleich. Doch sind auß allen denen Geschlechten die Bastarthen/ so von frembden Hanen und unsern Hennen kommen/ die besten: dann sie haben deß Vatters Gestalt/ und behalten die Geile und Fruchtbarkeit unserer Hüner. Diese Geschlecht der Hüner haben die Griechen ihrer Größe und Stärcke wegen darumb geliebet/ weil sie zu Kampff am geschicktesten waren. Dann die Athenienser haben nach dem Persischen Krieg/ darinnen sie gesieget/ ein Gesetz gemacht/ daß alle Jahr auff eine gewisse Zeit/ auff offenem Schauplatz/ Hanen miteinander kämpffen solten/ und das auß dieser Ursach/ weil Themistocles, da er wider seine Feinde aufzog/ und gesehen wie etliche Hanen tapffer miteinander kämpfften/ seine Soldaten unter andern mit diesen Worten gestärckt und gesprochen: Die Hanen aber streiten weder umb ihr Vatterland/ noch umb ihr Hauß/ noch umb die Gräber ihrer Vorfahren/ noch umb ihre Freyheit/ noch umb ihre Kinder: sondern allein darumb/ damit sie nicht überwunden werden/ wil keiner dem andern weichen. Welches als er geredt/ hat er den Atheniensern den Muth vermehret. Derowegen haben die Athenienser diese Schau-Spiel gehalten/ damit sie durch Anschawung derselben zur Tugend und Tapfferkeit allzeit gereitzet würden/ wie Aelianus schreibt. Dieser Brauch (wie Beroaldus schreibt) wehret noch heutiges Tags bey den Böhmen/ da fürnehme Leuthe etliche Hanen/ als Fechter/ zum Kampff zurüsten: und da wettet man umb ein groß Geld/ welches man einsetzt/ so hernach der Herr deß Hanen/ so den Kampff gewonnen hat/ hinweg nimmt. Ludovicus Romanus sagt/ daß er in India, nicht weit von der Stadt Tarnasari gar grosse Hanen gesehen hab/ an welcher grimmigen Kampff er sich sehr erlustiget hab: dann die Mahumetaner hatten alle Tage dieses Spiel mitten durch ihre Dörffer. Da sie dann eine wunderbare Kurtzweil haben; dann ein jeder hat einen Hanen/ und läßt ihn an einen andern/ da sie zuweilen für einen jeden Gang/ den die Hanen zusammen thun/ zu beyden Seiten hundert Ducaten zur Wette einsetzen/ und sagt gemeldter Ludovicus Romanus, er habe sechs gantzer Stund zween sehen kämpffen/ also/ daß sie nicht nachgelassen/ biß sie beyde auff der Wahlstatt todt blieben. Plinius sagt/ daß die Hanen streitbar werden/ wann man ihnen Maurrauten zu essen gebe. Man gab auch vor Zeiten denen/ so in dem an den Kampff gehen solten/ Knoblauch in der Speiß zu essen/ damit sie desto mannlicher wären. Columella sagt: Ich lobe nicht/ daß man so gar kriegerische Hanen habe/ die stets wegen Geilheit kämpffen: dann dieselbige thun andern Schaden/ und lassen die Hennen von andern nicht bestiegen werden/ ob sie schongleich so vielen allein nicht genug thun können. Darumb muß man ihnen den Muthwillen wehren/ mit einem baussichten Leder/ das machet man rund/ und schneidet mitten ein Loch darein/ dardurch stoß amn dem Hanen seinen Fuß/ welches ihm die wilde Sitten benimmt/ gleichsam als wäre er in Fessel oder Fußband geschlossen. Wir aber sehen allein darauff/ was einem fleissigen Haußvatter zu Nutz kommen mög. Darumb lassen wir uns die gemeine Hanen am besten gefallen/ und wollen die Kämpffer/ denen erwan ein Han/ so überwunden war/ ihr Haab und Gut gar genommen hat/ fahren lassen.
Was
ausser der Speiß und Arzney von diesem Vogel
dem Menschen nützlich seye.
Marcus Varro gibt der Krammetsvögel Mist den Preiß die Acker zu düngen. Nach diesem lobet Columella der Tauben und Hüner Mist. Diesen Mist loben auch die Weiber bey uns zu den Graß-Blumenstöcken, so man in Geschirr setzt: sonst aber nirgend zu/ dieweil er viel Unkraut herfür bringt. Die Fischer in Macedonia, damit sie die jenige Fisch mit vielen Farben geziehret/ (Poecilias genannt) fangen können/ verbinden sie den Angel mit purpurfarber Wollen/ und an diese Wollen binden sie zwo goldgelbe Hanen-Federn/ sagt Aelianus. Die Milch gerinnet von dem Häutlein in der zahmen Hennen Magen/ welches von den Griechen Echinus, weil es wie eine rauhe Igelshaut/ oder Rinde gestaltet/ genennet wird. Mit folgendem Köder kan man grosse Fisch und allerley Meerfisch fangen/ als da sind die/ so Glauci und Orphi genennet werden/ und dergleichen:
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Nimm Hanenhödlein/ und Zirbelnüßlein/ dörre und zerstoß es/ und misch es untereinander/ also/ daß der Hödlein acht Quintlein/ der Zirbelnüßlein 16 Quintlein seyen: man macht sie aber zu Mehl/ und macht Kügelein darauß/ damit werden dann die Fiesch sehr herbey gelocket. Wann man den Hennen Traubenblut in der Speiß zu essen gibt/ werden sie die Trauben nicht berühren. Die Saaten soll man auch vor ihnen verwahren.
Wie
man alles Hüner-Geschlecht zur Speiß brauchen und bereiten solle:
deßgleichen von Gesundheit der Hanen/Hennen
und jungen Hüner-Fleisches.
Die Alten haben die Hanen und Fasanen sehr zur Speiß gebraucht/ wie zu sehen an Alexandro Severo und Pertinace den Röm. Kaysern. C. Fannius Burgermeister zu Rom hat 11. Jahr vor dem 3ten Carthaginensischen Krieg ein Gesetz gemacht/ daß man keine Vögel essen solte/ als eine ungemeste Henne. Zu welcher Zeit man erfunden / die Hennen mit Speisen so in Milch gedunckt waren/ zu speisen. Cotta der Sohn Messalae deß Redners/ hat zu erst die breite Gänßfüß gedörrt/ und mit Hanekämmen gekocht/ sagt Plinius. Heliogabalus hat auß Angebung Apicii, offt Fersen von Camelthieren/ und Kämme von lebendigen Hanen abgeschnitten/ gessen/ darzu Pfauen und Nachtigallen Zungen/ damit er also vor der fallenden Sucht sicher wäre. Wie die Alten diese Vögel bereitet und gekocht habe/ lehret Apicius weitläuffig im 5. Buch von der Kochkunst. Nachdem er etliche Conchiclas (welches Essen sind/ so von der Bonen Conchide genennet werden) beschrieben/ spricht er: Ein ander Conchiclam mach also: Das junge Hun wasch/ nehme die Bein herauß/ zerschneide kleine Zwibeln/ Coriander/ und gereinigt Hirn/ dieses stoß in das Hun/ siede es in Schmaltz/ Oehl und Wein/ und wann es gekocht/ so zerschneid kleine Zwibeln und Coriander: schlage durch oder seyhe die gekochte Erbsen also unzubreitet/ nehme dann die Conchiclam, und meng es darunter; darnach zerstoß Pfeffer/ Kümich/ und schütte seine eigene Brühe darüber. Deßgleichen in einem Geschirr zerreibe zwey Eyer/ temperier es/ schütt die Brühe von gantz gesottenen Erbsen darüber/ oder bereite es mit Nußkern/ und laß es über einem Kohlfeuerlein allgemach sieden/ und trag es also für. Ein Conchiclam auff eine andere Weiß zu mache. Nimm das Hun bey der Brust auß/ streck ihm seine Bein/ binde es an eine Gerten und bereite das so du hinein füllen wilt/ thue darzu gewaschene Erbsen/ Hirn gehackt Schweinefleisch/ zerstosse Pfeffer/ Liebstöckel/ Tosten/ und Ingber/ schütte Schmaltz darüber/ und vermenge es mit Wein und Traubenmuß/ mache es heiß/ und wann es gesotten/ so schütte ein wenig von den Erbsen daran/ thue eins umb das ander in das junge Hun/ bedecke es mit dem Netze/ thue es in einen verdeckten Hafen/ setze es in den Ofen/ und laß es also gemächlich kochen/ darnach trage es für. Weiter schreibt er im 6. Buch am 9. Cap. Eine Brühe an ein gesottenes junges Hun macht also: Lege in einen Mörsel Dillsaamen/ dürre Müntz/ Laserwurtzeln/ darüber schütte Essig/ thue Datlen darzu/ daran schütte Schmaltz/ ein wenig Senff und Oehl/ vermisch es mit gesottenem Wein/ und thu es an das junge Hun. Dergleichen Zubereitung der Hüner erzehlet Apicius mehr/ als da ist pullus Parthicus, pullus Oxyzomus, pullus Numidicus, pullus laseratus, pullus paroptus, pullus elixus ex jure fuo, pullus elixus cum colocasiis elixis, pullus Varianus, pullus Frontonianus, pullus tractogalatus, pullus farsilis, pullus leucozomus, &c.
Weil aber dergleichen seltzame Essen den Leckermäulern heut zu Tag schwerlich seyn/ derselben Zubereitung hierbey zu setzen. Wollen derowegen dem Apicio vor dieses mahl absagen/ und es mit unsern heutigen Köchen halten. Hierbey können wir nicht unterlassen dessen zugedencken/ so L. Marineus Siculus, sonst berühmter Historicus lib. 5. Rer. Hispan. Gegen dem Ende schreibet; daß er nehmlich inder gar alten Spanischen Stadt Santo Domingo de la Calcada, einen Hanen und Henne gesehen/ welche/ als man sie erwürget und gebraten/ wieder lebendig worden/ auf dem Tisch herumb gesprungen/ auch der Han alsobald gekrähet; die hernach noch sieben Jahr gelebet/ und Junge verlassen/ von welchen andere herkommen/ davon die Pilgram Federn nehmen/ so er auch gethan/ mangele ihnen doch nie hieran, wie dieses Wunderwerck/und warumb es geschehen/ daselbsten weitläuffig zu lesen ist. Wir können aber solches Wunderwerck/ weil es gar zu wunderlich lautet/ nicht begreiffen. Ant. Guarnerius beschreibet etliche Zubereitungen von jungen Hünern/ in dem Capitel/ da er lehret/ wie man den Lust zu essen wiederbringen solle. Platina lehret ein junges Hun in unzeitigem Traubensafft zu kochen. Das Hun koch mit gesalzenem Fleich/ wann es halb gekochet ist/ so thue Traubenbeer/ darauß die Kerner genommen/ in einen küpffernen Hafen/ zerschneit Petersilien klein/ und zahme Müntz/ zerstoß Pfeffer und Saffran; dieses alles werff in den Hafen/ darinn das Hünlein gesotten ist/ und richte es alsbald an in einer Schüssel. Nichts ist gesunders als diese Speiß: dann sie gibt viel Nahrung/ wird leichtlich verdäuet/ ist darzu dem Magen/ dem Hertzen/ und den Nieren sehr dienlich/ und wehret der Gallen. Und bald darnach lehret er ein jung Hun also braten. Wann du das junge Hun wohl geropfft/ außgenommen und gewaschen hast/ so brat es/ und wann du es gebraten/ und in die Schüssel gelegt hast/ so schütt/ ehe dann es kalt wird/ Citronen- oder unzeitigen Trauben-Safft/ mit Rosenwasser/ und wohl zerstossenem Zucker oder Zimmet daran und trag es für. Dieses mißfällt dem Bucino nicht/ welcher zu gleich sauer und süß ding liebet/
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damit er die Gall dämpffe/ und fette darvon werde. Junge Hüner-Pasteten: Wann die Pastet gemacht ist/ so nimm die Hüner/ wann sie wohl gereiniet/ brech ihnen die Glieder/ lege sie darein/ ihn darzu drey oder vier Eyer/ darnach die Pastet groß ist/ deßgleichen Saltz und Ingber einen guten Theil. Ists im Sommer/ so thu kleine Rosinlein (wie an die Capaunen) und ein wenig frische Butter darein/ und mache auch einen Deckel darauff/ bestreich die Pastet mit Eyern/ und laß sie 2. Stund backen. Wann du sie kalt haben wilt/ so ihn oben an der Pasteten ein Loch auff/ giesse die Brühe auß/ blaß das Fett darvon/ schütte die lautere Brühe wieder darein/ und laß es also kalt werden. Die Hüner dämpfft man bey uns/ wann man sie in Butter bratet/ und ein wenig Wein (so sie halb gebraten sind) daran schüttet. Junge Hünlein zu dämpffen: Bereit die Hüner/ thu sie in einen Hafen/ giesse Wein und Fleischbrühe daran/ ein wenig Salz und Saffran: wilt du die Brühe dick haben/ so lege zwo gebehete Semmelschnitten zu den siedenden Hünern/ und so sie gesotten/ so ziehe sie sampt den Lebern herfür/ floß und treibs durchs Gewürtz ab/ giesse es wieder in die Hüner/ und laß es genug siede. Man thut auch Limone daran/ und siedet sie bey dem Hünlein: und man sie auffträgt/ leget man sie darauff. Ein zerstossen Essen: Sied eine Capaunen oder Hun/ biß sie weich werde/ thu sie in eine Mörsel mit Bein und allem/ stoß es wohl: ist deß Hünerfleisches zu wenig/ so stoß Semmelschnitten auch darunter/ darnach treibe es mit der Hünerbrühe durch eine kupfferne Seihe/ und gieß ein wenig guten Wein daran/ thu Saffran und Gewürtz darzu/ so viel genug ist/ laß es eine gute weil sieden/ und trag es auff dem gebeheten Brod für; du kanst auch Eyer / in Wasser geschlagen/ darauff machen. Zu Zeiten wann etwas vom Tisch überbleibt/ von Hünern oder Capaunen/ nehmen etliche die Beinlein sampt dem Fleisch/ zerstossen es/ und machen dann ein Essen darauß: Etliche thun auch Lebern von einem Lamm darzu. Diese Speiß ist den Kindbetterinnen und denen so zur Adern gelassen haben/ gut zu essen/ wie Balthasar Stendel darvon schreibt. Eine Nuß in ein jung Hun gethan/ macht es leichtlich sieden/ sagt Cornelius Agrippa. Eine Hünerbrühe von Mandeln zu machen: Nimm ein halb Pfund Mandeln/ drey kleine Eyerdotter/ Hennen-Lebern/ Semmelbrodt zweyer Eyer groß/ Milch-Raum vor zween Pfenning/Brühe von einer alten Hennen/ die wohl gesotten sey/ treib die gestossene Mandeln mit der Brühe durch ein Tuch; oder nimm junge Hüner/ Zimmet/ Nübelein/ ein wenig Saltz/ lege das vor gesottene Hünerfleisch in diese Brühe/ lasse es darinnen warm werden/ daß die Brühe darvon dick werde.
Die Hennen sind hitziger Natur im andern Grad/ die Hanen aber warm und truckene/ auch im andern. Aller Vögel Fleisch gibt weniger Nahrung als der vierfüssigen Thiere/ wird aber leichter verdäwet/ sonderlich deß Rebhuns/ Haselhuns/ der Tauben/ der Hennen und der Hanen. Die Hennen sind denen so truckerner Natur sind/ die Hanen aber den hitzigen und trucknen gut. Daß die jungen Hanen denen/ so sich nicht viel bewegen/ gut seyen/ läst Galenus nicht zu. Dann er spricht/ denen so weniger Speiß bedörffen/ und sich geübt haben/ schlag ich die Hüner nicht ab/ sonderlich die jenige/ so auff den Bergen erzogen sind; aber die sich nicht üben/ die sollen dieses Fleisch meiden/ doch dörffen sie wol von den Flügeln essen. Hünerfleisch gebiert nach den Haselhünern die beste Feuchte im Menschen/ bevorab wann es fett ist. Es befeuchtigt Leib/ macht eine gute Farb/ darumb essen es die Weiber gern/ es mehret den männlichen Saamen bey jungen Leuthen/ darzu das Hirn/ macht eine helle Stimme. Diejenige werden auch insonderheit gelobt/ so auff freyer grüner Weyde sich weyden. Der jungen Hüner Fleisch ist warm und feucht/ doch wenig. Der gar alten Fleisch ist kalt und trucken/ und daher schwer zu verdäuen/ gleich wie auch der alten Hanen und Capaunen. Hünerbrühe gibt viel Nahrung. Der jenigen Fleisch/ so noch nie gelegt haben/ ist ziemlich fett/ und mittelmässiger Natur. Die Henne stopfft in etwas/ die jungen aber befeuchten den Bauch/ darumb soll man die Hennen mehr gesotten als gebraten essen. Diese Vögel geben die beste Nahrung/ dann sie werden schnell zu Blut/ und gebehren nicht viel bösen Schleim/ doch ist der Hennen Fleisch besser als der Hanen/ es sey dann daß sie gecapaunet seyen. Die schwartzen Hennen so noch nie gelegt/ werden sehr gelobt. Die Hüner sind alsdann am besten/ wann sie ihre Speiß mit Arbeit herfür kratzen müssen. Die Hennen sind auch Winterszeit besser/ weil sie zu derselbigen Zeit nicht so sehr legen; die jungen aber Sommerszeit/ wann man noch dreschet/ doch die Hennlein mehr dann die Hänlein. Man soll die Hanen/ ehe man sie tödtet/ vornhinjagen. Die zimlich alten Hanen soll man schnell getödt außnehmen/ und von Morgen an biß zu Abend auffhencken/ damit sie desto weniger hart seyen. Wann einer Rotzig ist/ oder ein wässerig Geblüt hat/ soll er warm gebraten Hanenfleisch essen. Wer von einem wütenden Hund gebissen ist/ soll junger Hüner Brühe trincken. Die so Hanenfleisch gessen haben/ sollen nicht saure Milch darauf essen/ dann darvon entstehet das Krimmen. Ein Essen auß den Köpffen und Eingeweyden der Hennen und Capaunen zu machen: Der Hennen und Vögel Lebern/Lungen/Bein/Kopff und Halß/ solt du wohl waschen/ wann du sie gewaschen und gebraten hast/ solt du sie ohn eine Brühe in eine Schüssel schütten/ darein thue Essig/ zahme Müntz/Petersilien/ spreng Pfeffer oder Zimmet darauff/ und trag es also den Gästen für/ wie Platina lehret. Der Hanen Kamm und Läplein soll man zur Speiß weder loben noch schelten/ wie Galenus lehret. Die Magen und Lebern der fetten Gänse/ darnach der fetten Hennen/ werden für die besten gehalten. Wann der Vögel Magen verdäwet wird/ gibt er sehr viel Nahrung/ sonderlich der Henen un Gänß.
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Die Flügel der Vögel in der Speiß genossen/ sind gar guter Nahrung/ bevorab der Hennen. Etliche thun Gänßflügel darzu/ dann wegen stäter Bewegung reinige sie dieselbe von aller bösen Feuchte/ so sonst darinnen seyn möchte. Also werden auch ihre Hälß für die beste gehalten/ wan das Blut wohl darauß gelassen worde/ sagt Platina. Der Hanen Nieren/ Lebern und Hödlein/ sonderlich der gemesteten/ geben gute Feuchte. Wann sie mit Milch gemestet/ dienen ihre Flügel und Hödlein denen/ so truckner Natur sind: man sol sie auch denen geben/ die wegen langwieriger Krankheit außgezehrt sind. Wann ein Weib stets/ nachdem sie empfangen hat/ Hanen Hödlein isset/ sol sie ein Kindlein gebehren/ wie Plinius schreibt.
Wie auff neue Arth die Hanen/Hüner und Capaunen zugerichtet werden.
Es werden ins gemein und sonderlich die junge Hanen und Capaunen gebraten. Welch theils also trucken/ theils mit Zuthun Pomerantzen und Citronen-Saffts oder nebens Zucker/Zimet und Wein gessen werden. Die Arthen zu kochen sind unterschiedlich/ als da sind die jungen Hennen mit Closterbeer gekocht/ alte Hüner mit Petersilien-Wurtz/ Reiß und dergleichen; Die Frantzosen zerschneiden dieses Geflügel wann es gerupffet ist/ schlagen dieselben mit einem Holtz umb mürb zu machen/ und rösten es ein wenig in Butter (etliche lassen es an statt dieses sieden) thun darzu Fleischbrüh/ ein klein wenig Wein/Citronen/ frische Butter/gerieben Weck/ und Muscaten-Blumen/ und lassen dieses zusammen wohl gar werden. Zu geschweigen der herzlichen Pasteten welche von den Hanen und Capaunen können gemacht werden. Ist in Mangel derer nicht zu schelten/ wann man zu den gekochten Hünern geschelte Krebs/Morcheln/ Artischocken/ hart gesottene Eyer/ Spargen/ und dergleichen thut/ und dieses zusammen mit Zuthuung Brüh/ Gewürtz/ frische Butter/ und ein wenig geriebenen Weck/ kochet/ biß die Brüh etwas dicklicht wird. Die Capaunen und Hanen werden offters auch verschnitten auff obige Arth/ und in einem Zinen oder Erden Hafen/ mit Fleischbrüh/Citronen/ Muscatenblumen/und ein wenig Hausenblaß/ so lang gekochet/ biß man vermeint daß es ein Gallerat gebe/ welches dann in hitzigen Schwachheiten so wohl als Gesundheit für ein stattliche Speise zu halten ist.
Von
den Arzeneien so von allem Hüner-Geschlecht komen/
als vom Hanen/Hennen/ihren Jungen/ wie auch von ihren Theilen/
und ihrem Koth.
Die Henne widersteht der Gelbsucht/ wann sie gelbe Füß hat/ die man vorhin mit Wasser/ hernach mit Wein wäschet/ und denselbigen trincket. Wann du einen Hanen zu Sommerszeit außgenommen/ und ihm die Haut abgezogen hast/ so henck ihn/ mit Saltz gefüllt/ an den Schatten/ biß daß er dürr worden; darnach nimb die Bein darauß/ und zerstoß ihn mit Saltz/ behalt ihn in einem gläsern Geschirrr zum Gebrauch/ und wann du zwey Sechstheil eines Quintleins darvon trinckest/ wird es dich sehr zur Unkeuschheit reitzen/ sagt Alex. Benedictus. Ein wunderbare Arzney für das Gliederwehe/ welche an einem jeden Orth der Geleiche kan gebrauchet werden. Ein gute vierjährige Henne/ mit Wermuth gefüllt/ soll in dreyen Eymerlein Wasser gekochet werden/ biß zween theil einsieden/ darüber sol der Kranck alle Tag zweymal gedämpfft werden/ also/ daß man ihn unter sich mit warmen Tüchern streiche. Junge Hüner und Capaunen hat Matthaeus Gradi mit Brühen und Vipern Fleisch/ mit Brodt zu einem Teig vermengt/ gemestet/ biß daß ihnen die Federn außgefallen/ und damit den Aussatz vertrieben/ schreibt Sylvius. Die gesprengte Schlang so am allerwenigsten Gifft hat/ koch mit Weitzen/ mit diesem Weitzen speiß die Hennen/ und gib ihn auch diese Brühe zu trincken. Von dieser Hennen Fleisch einen Habicht gespeist/ wird er sich mausen: und wann er etwan eine Krankheit hat/ wird sie ihm vergehen und nachlassen/ sagt Albertus. Hüner-Brühe stopffet den Stulgang: aber alter Hanen Brühe befördert denselbigen. In Hünerbrühe zu Sommerszeit unzeitige Trauben gekocht/ mindert die Gall. Junger Hüner Brühe miltert die beissende Feuchtigkeiten. Eines fetten und jungen Huns Brühe macht ein mittelmässige Complexion, und ist die beste Arzney den Aussätzigen/ sagt Averroes. Junger Hanen Brühe ist denen gut so die rothe Ruhr haben: des alten Hanen aber dienet nicht darzu: und des gesaltzenen Brühe ist schädlich. Denen/ die mit Krimmen beladen/ sol man fette Hünerbrühe mit Butter gekocht/ zu essen geben. Alter Hanen Brühe macht den Stuhlgang: darumb wann du ihn außgenommen/ so thu Saltz darein/ und wann du ihn wiederumb zusammen genehet/ so siede ihn in Wasser/ darvon gibt man dem Kranken/ wann es erkaltet ist/ zu trincken; etliche kochen Meerwinden/Bingel-kraut/ wilden Saffran/ oder Wiedertodt darin. Es ziehet die böse Feuchte und das schwartze Blut auß dem Leib; vertreibet auch das langwirige Fieber/ das Keichen/ das Gliederwehe und Aufblähung des Magens/ wie Dioscorides schreibt. Alter Hanen Brühe mit Engelsüß und Dill getruncken/ dienet wider das Krimmen: darzu wider das Zittern der Glieder. Amatus Lusitanus hat nach andern Artzeneyen diese Artzeney von einer Hanen-Brühe fürgeschrieben einem viertzigjährigem Weib/ welches grossen Schmertzen empfande von der Gegend des Magen-schlunds an/ biß auff die Scham hinab/ und zugleich das Fieber/ Erbrechen/ und dabey gantz keinen Stulgang hatte. Tödte einen Hanen der wenigstens 4. Jahr alt seye: jag ihn aber vorhin/ und wann du ihn außgenommen/ so thu diese Stück darein/ Sal gemmae drey Quintlein/ wilden Saffran-Saamen/ Engelsüß/ von einer Eichen/ so noch frisch/ zerstossen/ eines jeden ein Untz/
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Saamen von Mohrenkümmel/ Dill/Ammi, eines jeden ein Loth/ Turbith drey Quintlein/ vermische es/ und koche es in zwöllf Pfund Wasser biß auff die Helffte. Von diesem hat sie nüchtern sechs Untzen getruncken/ man hat ihr auch darauß zuweilen ein Clystir gemacht/ dardurch der Stulgang gebracht/ und der Schmertz gantz vergangen ist. Springkörner verletzen den Magen/ darumb nimmt man sie mit Fisch- oder Hanen-Brühe ein. Zum Stulgang wird eine Handvoll Bingelkraut/ in drey Pfund Wassers auff die Helffte eingesotten/ und mit Saltz/ Honig/ und einer Hanen-Klaue gekocht/ und getruncken/ sagt Plinius. Sonnenwende-Saamen/ so drey Körnlein hat/ auffgestrichen/ und in Hanenbrühe oder mit Mangoldt und Linsen gekocht und getruncken/ ziehet böse Blut der Lenden und des Rückgrads auß. Ein Clystir für allerley Krimmen/ auß der Beschreibung Johann. Goevroti. Nimm einen so alten Hanen als du ihn haben kanst/ und wann du ihn mit Ruthen geschlagen hast/ so köpffe ihn/ und wirff ihn in ein Eymerlein Wasser/ und wann du ihn geröpfft und außgenommen hast/ so thue diese Stück darein: Anis/ Fenchel/ Kümich/ Engelsüß/ wilden Saffran-Saamen/ eines jeden ein Loth/ Turbith, Senetblätter/ Lerchenschwamm in ein reines Tüchlein gebunden/ eines jeden zwey Quintlein/ Camillenblumen ein Handvoll/ koch es biß die Bein sich von dem Hanen schelten. Ein Pfund dieser abgekochten Brühe soll mit Dillen- und Camillenöl (beydes zu 2. oder 3. Untzen genommen) und mit zweyen Eyerdottern vermischt werde/ darauß mach ein Clystir/ und gebe es dem Krancken laulicht/ wann er noch nüchtern ist. Hanen Brühe getruncken/ ist eine köstliche Artzeney wider Schlangenbiß/ sagt Plinius. Diese Brühe wird zuweilen mit andern zusammenziehenden Artzeneye wider die rothe Ruhr gebraucht/ und mit Milch wider die Eytergeschwär der Blasen. Plinius braucht zu der rothen Ruhr allein die Brühen von einem jungen Hanen. Ein alter Hahn sol nach langem Kampff getödtet und gekochet werden/ mit Gersten/ Rosinlein darauß die Kern gethan/ Poley/ Isop/Thymian und Violen/ welches man vermischet mit scharffem Essigmät/ und dem Krancken/ so viel er in einem Schluck trincken kan/ zu trincken giebet; so wird es wider das Fieber Epiala (da der Mensch äusserlich warm/ innerlich aber kalt ist) dienen/ wie Brudus Lusitanus lehret. Und werden also nahc jeglicher Kranckheit/ auch sonderliche Medicamenten/ als in Colick-Schmertzen purgierende und zertheilende/ in dem Husten und zähen Schleim auff der Brust/ wie auch in verstopfften Miltz/ eröffnete und aufflösende Kräuter und Wurtzeln/ in die Hanen gefüllet und also gebrauchet. Die Hanen Brühe wird nützlich getruncken/ wann man nur einen Argwohn des gegessenen Giffts hat/ dann sie macht den Stulgang/ löst auch den Magen also auff/ daß er zu dem Erbrechen geneigter wird/ sie benimmt auch das scharffe Beissen des Giffts/ und indem sie die Gänge verstopffet/ hindert sie daß das Gifft nicht so schnell durchbringe/ wie Dioscorides schreibt. Aetius sagt/ man soll denen so Gifft getruncken haben/ nach dem sie sich gebrochen/ eines fetten jungen Hanen Brühe zu trincken geben. Dem Gifft so von einer Wiesel kommen/ widerstehet die Brühe von einem alten Hanen/ einen guten Trunck davon gethan; sie widerstehet auch der Wolffswurtzel-Gifft/ ein wenig Saltz darzu gethan/ sagt Plinius. Galenus aber heist fette Hennen-Brühen dafür trincken. Dioscorides heist Laugen mit Wein und einer Hennen darfür kochen. Gesaltzene Gänß- oder Hüner-Brühe/ ist denen hin das Erbrechen mit blauem Gilgenöl erwecket worden. Das Fleisch von der Brust einer fetten Hennen gekocht/ oder die Brühe darvon genommen/ ist gut wider das Gifft des Krauts Dorycnii, wie Nicander und Dioscorides berichten. Man nimmet auch eine Henne oder Capaunen auß/ säubert das Fleisch und zerschneidet solches in Stücken/ thut hernach Ochsenfleisch/ Hammelfleisch/ oder Kalbsfüß dazu/ setzts in ein doppelt verschlossen Geschirr/ läst es ein weilen kochen/ nachmalen durch ein Tuch getruckt/ etwas Gewürtz darunter gethan/ und zu einer Gallrey werden lassen/ solche Gallrey genossen/ nehret trefflich wol und stärcket. Hüner zerschnitten und also warm übergelegt/ heilet Schlangenbiß/ man muß aber allzeit frische darüber legen/ darnach grüne Lorbeerblätter mit Oehl und Saltz zerrieben/ über die Wunden binden. Einer frischen getödten Hennen Fleisch/ über die Biß gelegt/ heilet alle böse vergiffte Biß/ ohne der Schlangen Aspidis, sagt Galenus. Wann dir in einer Pestilentz ein Schlier gewachsen/ so beropff einem Hanen den Hindern/ und leg ihn eine Stund auff den Orth/ und über ein Stund leg einen andern darüber/ und dieses thu den gantzen Tag/ also wird denn das Gifft von des Hanen Hertz angezogen/ und der Han von stund an sterben/ doch sol man vorhin an diesem Orth schrepffen. Amatus Lusitanus heist ein junges Hündlein oder eine Taube/ lebendig mitten durch den Rücken zerschnitten/ auff den Kopff eines unsinnigen Weibs legen. Etliche brauchen auch eine schwartze Henne im gleichen Fall. Deßgleichen nimmet man auch eine schwartze Henne/ schneidet sie lebendig auff/ und leget sie auff das Haupt in hitzigen Haupt-Schwachheite/ oder auff die pestilentzische Hanen-Blut vertreibt die Flecken der Augen und Mähler mit Wasser auffgestrichen. Wir lesen bey dem Marcello, daß Hünerschmalz allein den Lungensüchtige inerlich gebraucht werde/ da er spricht: Nim Pulver von altem Dill/ und Pulver von
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Fichtenhartz/ gebe mit altem Gänß- oder Hünerschmaltz am Morgen nüchtern/ und zu Abend drey Löffel voll dem Krancken davon zu trincken/ so wirstu ihm helffen. Wie man aber das Hünerschmaltz ausser dem Leib gebrauchen solle/ und wie man es bereite/ ist oben bey dem Gänßschmaltz auß dem Dioscorides gesaget. Deßgleichen bey der Enten/ wie man Enten-Hüner- und Gänßschmaltz behalten solle. Hünerschmaltz ist das mittelste zwischen dem Gänß- und Schweineschmaltz/ das Gänßschmaltz aber ist das kräfftigste. Zuweilen braucht man eins für das ander. Doch ist Hünerschmaltz wärmer und truckner als Schweineschmaltz/ auch zärter/ und hat nit viel grober Materi/ un das umb so viel mehr/ wann es von wilden Hennen kommen: und tringt seiner Zartheit wegen mehr hinein. Der jungen Hüner Fett ist hitziger als der alten/ und deß Hahnen mehr dann der Hennen. Tamarischen Saamen mit gemesteter Hennen Fett wird über die spitzige Geschwär gelegt. Für den Brand nimm Speck und Hünerschmaltz/ und schmeltze es über einem Liecht in Wasser/ hernach hebe es ab/ und salb den Gebresten mit diesem abgeseimbten Fett. Dieses Schmaltz/ wie auch der Gänse Schmaltz/ bewahret das Angesicht wider den Wind/ Kälte/ und die Sonnen. Es heilet auch die Spälte deß Angesichts/ und macht es schön. Es legt die Blattern im Augapffel. Wann eine Vieh ein Aug zerschnitten/ so ist dieses oder Gänßschmaltz gut darfür. Hünerschmaltz zerlassen/ und laulicht in die Ohren getriefft/ vertreibt einen jeden Gebresten derselbigen. Dieses Schmaltz mit Spicanarden zerlassen/ dienet zu den Ohren und Gebresten der Nerven oder Sennadern. Es wird aber laulicht in die eyterichte Ohren geschüttet. Die Bällerlein der zahnenden Kindern heist Aegineta mit diesem Schmaltz erweiche. Man lobt dises Schmaltz für die Blattern an den Brustwärtzlein. Ohne Saltz gebraucht/ dienet es der Bärmutter/ und andern weiblichen Kranckheiten/ wann es noch frisch als ein Pflaster darüber geleget wird.
Deß Hanen Kamm zerrieben/ legt man über der tobenden Hunde Biß. Gebe diesen Kamm eine in der Speiß zu essen/ so unwissend in sein Bett harnet/ so wird ihm geholffen/ wie Rhasis schreibet. Koch Hennen-Füsse/ mische darunter Saltz/ Oehl und Essig/ und gebs denen/ so mit dem Krimmen behafftet/ zu essen. Marcellus sagt/ man solle eine Henne einen gantzen Tag ungessen lassen/ am nachgehenden Tag aber/ wann man sie getödet/ sol man ihre Bein mit Saltz und Oehl braten/ und dem/ der das Krimmen hat/ nach dem er einen Tag darvor nicht gessen/ zu essen geben/ so werde man ihm helfen. Hünerhirn wird vor Schlangenbiß in Wein getruncken/ wie Dioscorides lehret. Deßgleichen wider Scorpionstich/ diese Krafft hat es auch mit Essig oder Wein getruncken. Hanenhirn mit Wasser und Essig vermengt/ und Pfeffer darzu gethan/ ist denen sehr dienlich/ so von einer Viper verletzt sind/ dasselbige getruncken/ sagt Sextus. Es ist auch getruncken gut für Spinnengifft. Es stillet auch das Blut/ so vom Hirne kombt. In der Speiß genützt/ macht es einen guten Verstand. Es ist auch wider das Zittern deß Hirns dienlich. Den Kindern wird es auff die Bällerlein gerieben/ damit ihnen die Zähn ohne Schmertzen wachsen. Das innere Häutlein in deß Hanen Magen/ so gewöhnlich abgeschelet und hinweg geworffen wird/ wird getrocknet/ und zu dem Gebrauch behalten/ sagt Dioscorides Meinung beystimmen. Dieses Häutlein zerrieben/ wird mit Wein warm in die eyterichte Ohren geschüttet/ sagt Plinius. Wann man es zerstosset/ und ein wenig Opium dazu thut/ ist es eine nützliche Arzeney den Ohren/ dann es heilet die Versehrung derselbigen/ warm darein geschüttet. Dieses Häutlein gedörrt und in Wein eingenommen/ vertreibet den schleimigen Husten / wie Marcellus und Plinius berichten. Von einem Hanenmagen/ so am Schatten getrucknet/ und ein Quintlein zerstossen/ und in Wasser getruncken/ wird zur Stund alle Bauchflüß/ so vom pugiren kommen/ stillen. Dieses Häutlein von den Hennen gedörrt/ und in Oehl und Saltz zu trincken gegeben stillet den Durchlauff/ es muß aber vorhin die henn und der Mensch gar keine Frücht essen/ sagt Plinius. In saurem Wein nüchtern getruncken/ ist es auch darfür/ also daß die Henn zween Tag/ der Krancke aber einen Tag/ nicht gesehen habe. In Wein getruncken/ bricht es den Stein/ und treibt ihn herfür. Das viele Harnen zu stillen: Nimm dieses Häutlein/ welches an der Sonnen getrucknet worden/ vermische ein Quintlein desselben mit gutem Weyrauch/ trucknen Eicheln/ Granatäpffel/ jedes drey Quintlein/ wann du dieses alles zerstossen hast/ so mische es unter Rosenhonig/ und gebe es in kaltem Wasser nüchtern dem Krancken zu trincken. Wann einem der Harn in das Bett entgehet/ so geb ihm gebrannte Hanenkälen ein Löfflein voll nüchtern in Wasser zu trincken/ sagt Galenus. Dieses soll auch wider die Harnwinde dienlich seyn. Dieses Häutlein von den Capaunen genommen/ und in die Fisteln/ so vorhin getödet sind/ gesprengt/ wird sie hinweg nehmen. Gebratene Hünerlebern mit diesem Häutlein und Magsamen-Safft in Wein getruncken/ vertreibt das Krimmen. Hüner-Lebern zerrieben/ und mit Gerstenmehl und Wasser Pflasterweiß auffgelegt/ ist den Podagrischen gut. Die Gall von Hennen (sonderlich von den weissen) und Rebhünern/ haben den vornehmsten Gebrauch in der Arzney/ sagt Galenus, sind auch die kräfftigste/ wie Dioscorides vermeynt. Diese an den Leib gestrichen/ vertreibet die Flecken desselbigen. Hanengall/ bevorab eines weissen/ in Wasser genetzt und angestrichen/ benimmt die Flecken der
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Augen und schärffet das Gesicht. Wann einem das Wasser anfähet in die Augen zu fliessen/ so nimm Mäußblut/ Hanengall/ thu gleich so viel Weibermilch darzu/ mische es wol unter einander/ und brauche es/ dann es ist bewehrt/ und hat wol geholffen/ sagt Galenus. Die Geschwär und Flecken der Augen heist er auch mit dieser Gall bestreichen. Diese Hanengall mit Schellkraut und Honig aufgestrichen/ schärffet das Gesicht völliglich/ wie Kiranides lehret. Dergleichen ist auch droben von deß Geyers Gall gesaget worden. Hanengall in Wasser getruncken/ und zehen Tag keinen Wein genossen/ wird die fallende Sucht wegnehmen. Gebrannte Hanenhödlein sollen die essen/ so stets in das Bett harnen/ sagt Galenus. Diese Hödlein sol man trucken behalten/ biß daß man ihrer bedarff. Hanenhödlein zerstossen/ und nüchtern in Wasser getruncken/ ist ein Artzeney denen/ so die fallende Sucht haben/ der Krancke muß aber in 10. Tagen keinen Wein trincken. Etliche sagen/ man solle diese Hödlein in Milch und Wasser nüchtern fünff Tag nacheinander trincken/ also/ daß man darzwischen keinen Wein zu sich nehme.
Hünerkoth hat eben die Krafft wie der Tauben-Kaat/ doch ist er nicht so kräfftig/ auch nicht so hitzig/ dann die Thiere/ so sich stets bewegen/ sind allezeit truckner als die/ so sich nicht bewegen/ gleich wie auch die/ so warme und truckene Speiß essen. Daher hab ich allezeit der zahmen Tauben Mist unkräfftiger befunde/ als der wilden/ wie auch der Hüner/ so eingeschlossen mit Kleyen gespeiset/ als deren/ so frey auf dem Felde ihre Nahrung suchen/ oder in Höfen gespeiset werden/ sagt Arnoldus de Villanova. Koth von einem jungen Hanen auff zwey Quintlein in warmen Wasser zerrieben und getruncken/ machet erbrechen. Dieses thut er auch mit Andornsafft getruncken. Auff Katzen-Biß lege dünnen Hanenkoth mit seinem Schmalz vermengt. Dieser Koth mit Essig über tobender Hunde Biß gelegt/ heilet dieselbigen. Für sich selbst oder alleine wird er in Essig oder Wein für der gifftigen Schwämme Gifft getruncken/ sagt Dioscorides. Galenus sagt auch/ daß er dieses erfahren hab. Hennenkoth auffgestrichen/ macht das Haar wiederumb wachsen/ so von der Haupt-Schwachheit außgefallen ist. Man muß aber vorhin den Orth mit einem Tuch und Zwibeln reiben/ biß daß er roth worden/sagt Rhasis. Hüner-Koth frisch übergelegt/ ist dem Podagra dienlich. Den Geschwulsten und Außbrüchen/ so von Kälte in den Händen entstehen/ übergelegt/ heilet dieselbe/ wie auch alle Biß. Über die hitzige Geschwär/ so in der Nasen wachsen gelegt/ heilet dieselbige/ saget Aesculapius. Dieser Koth mit Oel und Sal-Niter übergelegt/ heilet die Hühneraugen an den Füssen/ sonderlich wann der Koth roth ist. Hanenmist frisch übergestrichen/ heilet die Fehl/ so von den Schuhen getruckt sind/ vertreibt auch die Wartzen. Hanenkoth wird wider das Krimmen oder Darmgicht in Essig oder Wein getruncken/ wie Dioscorides lehret. Rhasis heist ihn mit warmen Wasser und Honig geniessen. Der weisse Theil dieses Koths wird allein von etlichen darzu gelobt/ in einem Löffel voll Weins getruncken. Der Rauch von Hennenmist ziehet die Nachgeburt herauß. Vieh-Artzeneyen. Wann ein Pferd eine Feder gessen hätte/ so brenne es zum ersten in den Nabel/ darnach stosse ihm warmen Kuhmist in das Maul/ und schlag ihm ein Ader/ und nach diesem allem stosse ihm das Eingeweid von einer gesunden Hennen in das Maul. Wann einem Pferde viel Schleim zur Nasen herauß triefft/ so blase ihm Hünermist in seine Nasen. Wann eine Stut sich nicht wil bespringen lassen/ so zerstoß diesen Mist mit Terpentin/ und bestreich ihr die Scham damit/ dann dieses wird sie zur Geilheit reitzen. Etliche brauchen Hanenkoth zu den Eytergeschwüren deß Viehes/ den man gedörrt/ zerstossen und gebeutelt hat/ und sprengen solchen Morgens darein/ am Abend/ aber thun sie Holdersafft darein/ etliche Tage lang/ nachdem man die Geschwär mit Wein/ darinnen Holderblätter mit ein wenig Saltz gekochet worden/ gewaschen hat.
Wann ein Pferd der Bauch auffgelauffen/ nimmet man Tauben- oder Hanenmist ein Hand voll/ zertreibet ihn mit Wein und Sal-Niter/ und brauchet es dem Pferdt als ein Clystir. Weisser Hennenkoth sol mit alte Oehl/ in einer hörnichten Büchsen behalten/ und für die Zittermähler auffgestrichen werden. Er dienet auch also wider die Augen-Flecken/ sagt Plinius. Dieser Koth mit altem Oehl rein zerstossen und auffgelegt/ heilet die Flecken der Augen und Stern-Fell/ stärcket auch das Gesicht. Mit Essigmät getruncken/ vertreibt er das Gifft der Schwämme/ wie Aetius lehret. Zu dem Zäpfflein im Halß. Weissen Koth von einem Hanen solt du trucknen/ und wann es die Notturfft erfordert/ so vermeng ihn mit Wasser oder Mät/ und trinck einen Löffel voll. Wilt du es aber nicht trincken/ so streich den Koth inwendig an/ sagt Nicol. Myrepsus. Wann man diesen Koth in Leib nimmet/ sol er das geronnene Blut zertreiben. Von einem Hanen allein den rothen Theil deß Koths genommen/ und auffgelegt/ heilet die spitzige Geschwär/ und mildert den Schmertzen. Diesen Koth heissen etliche über die blöde und blintzelende Augen streichen/ sagt Plinius. Die Asche von diesem Koth dienet wider Scorpion-Stich. Hennen- oder Taubenkoth-Aschen mit Oehl auffgelegt/ vertreibt die eytrichte Geschwär der Füsse. Die Steinlein/ so in deß Hanen Magen gefunden werden/ sol man zerstossen/ und wider den reissenden Stein trincken. Von den Krippen soll man alles zahme Geflügel jagen/ dann sie stellen denselben umb deß Futers willen nach/ lassen aber daselbst nicht allein die Federn/ sondern auch den Koth fallen/ so doch die Federn dem Pferdt im Halß/ der Mist aber im Magen Schaden thun/ sagt Ioach. Camerarius. Hierocles spricht/ man solle dem Pferd/ so diesen Mist gessen/ mit dickem weissen Hünerkoth helffen/ den man in einem Quintlein Unschlit zertreiben soll/ und mit zweyen Massen (jedes von dreyssig Untzen) Gersten-Mehl/ und saurem rothem Wein zu Kuchen machen/ und dem Pferd also zu essen geben.
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Man sagt/ daß einer auff eine Zeit von einem kämpffenden Hanen verletzt/
unsinnig worden sey/ wie Caelius
Aurelianus schreibet.
Den gantzen Gebrauch/ welcher von den Hünern kommet/ verfasset Becherus
in folgende Reimen:
Die Hüner kommen auch/ auß ihrem Hüner-Hauß/
Der Apotecken zu; Neun Stück sie geben rauß.
Sie gantz seyn gut/ ihr Hirn/ ihr Gurgel/ Magen/ Fett
Die Eyer/ Geylen/Gall/ der Koth hilfft auß dem Bett.
1. Man macht auß Hüner-Fleisch eine gute Gallerey/
Die nehrt und stehet auch deß Menschen Kräfften bey.
2. Man trinckt das Hüner-Hirn in gutem alten Wein/
Es pfleget in der Ruhr offt im Gebrauch zu seyn.
3. Von einem Hahnen nehmt den Halß/ und
thut ihn brennen/
Es hilffet denen/ die den Harn nicht halten können.
4. Das innere Häutlein nehmt von einem Hüner-Magen/
Getrocknet pulvert es/ den Stein kans nicht vertragen.
5. Das Fett von Hünern und von Kappen nutzet sehr/
In Ohren-Schmertzen es erhält Lob/ Preiß und Ehr.
6. Die Eyer-Schalen seind im Stein sehr in Gebrauch/
Das Häutlein treibt den Harn/ das Weisse kühlet auch;
Den Eyer-Dotter braucht man in Clystiren
sehr/
Das Oehl den Brüchen thut ein
starcke Gegenwehr.
7. Die Hüner-Geylen seind in sonderlichem Brauch/
Sie stärcken/ nehren woh/ und dienen zu dem Bauch.
8. Die Hüner-Gall die pflegt man auff die Haut zu schmieren/
Sie machet weisse Händ/ und thut dieselbe zieren/
9. Ein halbe Drachmam nehmt von dürrem
Hüner-Koth/
Ist in der Colick gut/ stillt in dem Stein die Noth.
Von
dem Capaunen oder Caphanen.
Capus.
Wie man die Hanen capaunen oder verschneiden solle.
Der Capaun oder Caphan wird auf Griechisch Ἀλεκτρυὼν ἐκτομίας; lateinisch Capo, Capus; Italianisch Capone; Französisch Chapon; Spanisch Capon; Polnisch Kaplun; Ungarisch Kappan; Engelländisch a capon; und Niederländisch Capoen/oder Capuyn genennet/ weil ihm seine Hödlein außgeschnitten werden/ das sonst keinen Vögeln geschieht. Wann man den Hanen mit zweyen oder dreyen heissen Eisen zu hindersbrennet/ so macht man ihn zu einem Capaunen; andere brennen ihm die Sporen ab/ und bestreichen den Orth mit Hafnerleimen. Ben uns schneiden sie ihm bey dem Hindern ein solch loch /dan man einen Finger darein stossen/ und also damit bey de Hödlein suchen fan/ welche oben an den Lenden/ unter dem Eingeweyd/ wann er auff dem Rücken liegt/ hangen/ und mit dem vordersten Theil deß Fingers herauß gezogen werden / darnach wird die Wunde mit einem Faden zugenehet/ und Schmalß und Aschen darauff gerieben Uber dieses schneidet man ihm auch den Ramm ab/ und reibet auch Butter und Aschen darauff / das Blut damit zu stillen. Etliche sezen ihm an statt deß abgeschnittenen Kamms einen Sporen vom Bein genommen/ oder ein Federlein/ welches/ wann die Wunde zugeheilet/ darinn wächset. Wann er recht gecapaunei worden/ so wird ihm der Kamm bleich/ er krähet auch nicht mehr/ ist auch nicht geil. Die Capaunen weyden zwar mit den Hennen/ aber sie beschirmen diefelbe nicht/ verfündigen auch nicht die Stunden deß Tags und der Nacht/ darumb sind sie zu nichtes besser als zu essen / dieweil die sehr fett werden/ wann ihnen also die Geilheit genommen worden. Man sagt/ daß die Capaunen auch die fallende Sucht bekommen.
Wie man die Capaunen speisen und mesten solle.
Die Leckermäuler haben gelernet die Capaunen und Hennen zu meßen/ damit sie ihnen desto besser schmeckten/ wie Platina sagt. Sie werden fett von Hirsenmehl mit Honig vermengt / bevorab wann man ihnen Kügelein darvon in der Speiß gibt. Etliche verschliessen sie an einen engen Orth/ und machen Kügelein auß Hirsenmehl/ fast so lang und groß als ein Geleich eines zimlichen Fingers/ davon sie Anfangs ihnen etwan 10. in das Maulstossen/ und etliche Tag darnach je länger je mehr; und auff diese Weise wird auch die Zahl nach und nach gemindert. Man soll ihnen aber zuweilen mehr/ zu weilen weniger / nach dem sie nemlich verdäwen mögen/ geben/ welches man wohl wissen kan/ wann man ihnen an der Kropff greiffet. Man soll aber diese Kügelein/ wann man die selbige eingeben wil/ vorhin in Milch oder Wasser nezen / damit sie desto besser hinab gehen / und solche fein sanfft mit den Fingern den Halß hinab drücken. Wann man maber das Hirsenmehl nit häuffig haben kan/ nimme man Klein mit ein wenig Korn und Hirseenmehl vermengt / und macht Kügelein darauß.
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Also werden sie gar nahe in 20. Tagen fett: aber mit Hirsenmehl allein gemest/ in 14. Tagen. Etliche sagen/ daß die Capaunen in kurzer Zeit fett werden / wann man ihnen Bier für Wasssser zu trincken gebe. Etliche sperren sie in ein dunckel Kämmerlein/ weichen ihnen Weißenkörner in einem besöndern Geschirr/ mit Milch/ und geben ihnen auch Milch in einem besondern Geschirr zu trincken/ und sonsten nichts anders/ welches sie 30. Tage nacheinander thun. Es dienet auch darzu Gersten/ oder Gerstenmehl/ mit Wein oder Bier angefeuchtet; und müssen ihnen Flugfedern außgerissen werden.
Von der natur und Eingenschafft deß Capaunen.
Wann man den Capaunen an der Brust und am Bauch ropfft/ und mit Resseln reibet/ führet er die junge Hünlein/ wie droben bey dem Hanen gesagt worden. Etliche sagen/ daß er auff diese weise auch die Eyer außbrüte/ sonderlich wann man ihn mit Brodt in Wein genezt/ voll macht/ und alsobald an einen duncklen Orth über die Eyer sezt/ dann wann er wiederumb zu sich selbst kommen/ vermeint er die Eyer seyen sein/ und brütet sie also auß.
Wie man diesen Vogel kochen und zur Speiß bereiten solle.
Von Gesundheit deß Fleisches aller Hünergeschlecht/ und wie man dieselbe zur Speiß bereiten solle/ haben wir weitläufftig bey dem Hanen gesagt/ darumb wollen wir hie kurz allein das jenige berhühre/ so sonderlich den Capaunen betrifft/ dann dieses Fleisch gehet aller Vögel Fleisch vor; weil man nichts mag in die Küche bringen/ das nicht der Capaun alles an sich habe/ es sey gleich gesotten oder gebraten. Er ist gut dem Magen/ dienet der Brust / machet eine elle Stimm und fett/ wie Platina schreibet. Junger Capaunen Fleisch/ so an hohen Orthen gehalten werden/ und mittelmässig fett ist/ übertrifft der andern Vögel Fleisch in allen Stücken. Arnoldus Villanovanus sagt/ daß er am besten sey/ wann er sechs/ sieben oder acht Monat alt worden. Platina lehret/ wie man eine Brühe an Fasanen/ Rebhüner/ junge Tauben/ Holztauben/ oder capaunen machen soll. Wise du sie von einem Capaunen machen/ (spricht er) si nimm einen grossen Hafen/ thue darein den Capaunen sampt den Beinen zerbrochen/ und thue darzu eine Unß dürr Schweinenfleisch/ 30. Pfefferkörnlein/ ein wenig Zimmet grob gestoffen/ 3. oder 4. Nägelein/ 5. Salbeynen/ und 2. Lorbeerblätter/ laß dieses
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sichen Stund sieden/ oder daß es biß auff zwo Schüsseln voll/ oder noch weniger einsiede/ thu kein Salz oder gesalzen Ding darein/ wann du es für einen Krancken zurichten wilt/ ein wenig Gewürz aber schadet ihm nichts/ hastu das nicht/ so stelle es nichts desto weniger dem Krancken für. Dieses soll den alten und schwachen Leuten gegeben werden. Ein Capaunensuppe mit Käs: Giesse die Capaunen, Brühe auff eine gebchete Semelschnitten/ nimm des besten Käs/ der klein zerrieben sey/ und thu ihn auff die Suppen/ spreng ein wenig füß Gewürz darauff/ und trag es also in einer Schüssel whol zugedeckt für/ sagt Balthasar Stendel. Die Völcker/ Catellani genannt/ machen eine Speiß/ welche sie Mirause nennen/ also: Capaunen/ junge Hüner/ oder junge Tauben/ wohl gereinigt und außgenommen/ stecken sie an der Bratspiß/ und lassen sie so lang daran/ biß daß sie halb gefochet sind/ darnach nehmen sie dieselbe herab/ zerschneiden sie zu Stücklein/ und thun es in einen Hafen/ hierauff dörren sie Mandeln in der Aschen/ wischen dieselbige an einem leinen Tuch ab/ und zerstossen sie/ zu diesen thun sie etliche Schnitten gebehetes Brots/ und wann sie es mit Essig und der Brühe vermischt haben/ schlagen sie es durch ein härines Sib: Wann sie hernach dieses alles in den hafen gelegt/ und Zimmet/ Ingber/ und viel Zucker darzu gethan haben/ lassen sie es sammt dem Fleisch/ weit vom Feuer auff einem leichten Kohlfeuerlein so lang sieden/ biß daß es zimlich gekocht seye; unterdessen aber wird es alle zeit mit einem Löffel umbgerühret/ damit es nicht anbrenne. Platina sagt er habe nichts herrlichers gessen als dieses/ es gibt viel Nahrung/ wird gemächlich verdäuet/ erwärmet die Leber und Nieren/ macht fett/ und bringt den Stuhlgang. Aloisius Mundella schreibet/ daß er einem Krancken/ so das alltägliche arge Fieber gehabt/ da er die Zeichen der Däuung verspuhret/ bald einen Krammetvogel/ bald einen Eyerdotter/ bald zerstossen Capaunen Fleisch/ und zwar lieber als Kalb-Fleisch gegeben habe. Deßgleichen/ da er einemGall-reichenJüngling/ so stets das Fieber gehabt/ wieder auffgeholffen hat/ sagt er/ daß er ihm jung Capaunen Fleisch/ der einen Tag zuvor getödt worden/ mit Melonensaamen zerstossen gegeben hab/ wie auch Brod/ so in dieser Brühe wohl gekocht/ damit derselbe die Kräffte/ so ganß schwach in ihm waren/ wiederumd überkäme.
Was von diesem Vogel in der Arzney zu gebrauchen seye.
Leonellus Faventinus, da er eine Arzney den Schwindsüchtigen für schreibet/ vermischet er darein Fleisch von einem fetten Capaunen wohl gekocht/ zerschnitten/ und in einem steinern Mörsel zerstossen/ und Wann die Medici zurweilen den Krancken ihre Kräfft wiederbringen wollen/ brauchen sie einen Capaunen/ dann seine Brühe gibt eine gute Krafft/ wann man nur einen Löffel voll davon trincket. Andreas à Lacuna lobet folgendes in der Pest: Ein schöner Capaun soll in reinem Wasser gekocht werden mit Borretsch und Ochsenzungenbletter/ eines jeden ein Handvoll/ darzu sol man thun Conserven/ von Violen/ Rosen/ Borretsch und Ochsenzungen/ eines jeden zwo Unken/ distillir es in balneo Mariae, vennische mit dem Pulver Diasantalon deß guten Geruchs wegen/ und gebe dem Krancken stet davon zu trincken. Etliche loben in allen Kranckeiten/ sonderlich deß haupts/ die von Kälte herkommen/ und da die Kräffte abnehmen/ dieses distillirte Capaunen-Wasser. D. Geßner hat erfahren/ daß es wider das Krimmen zuweilen dienlich seye/ sonderlich bey denen/ so Winde bey sich haben: Dann wann dieses Wasser recht bereitet wird/ vertreibt es die Winde: man soll aber noch andere Stck mehr/ so nach Unterschied der Krankheiten dar zu dienen/ und von einem gelehrten Medico geordnet werden/ dar zu thun. Ein Edelmann/ so das Krimmen gehabt/ hat nach allen unnüklich gebrauchten Arzneyen zwo oder drey Unzen Fett von einem fetten Capaunen/ so in Wasser (wie man ihr zu der Speiß bereitet) gekocht war/ ohne Salz getruncken/ und ist davon geheilet worden: Man muß aber das Fett/ so auf der Brühe schwimmet/ abnehmen/ und so heiß trincken/ als man es erleiden kan. Welcher Krampff-Adern hat/ der nehme ein halb Pfund Bocks-Unschlit/ und mische darunter ein Pfund Capaunen-Schmalß/ und lege es an einem Donnerstag in einem leinen Tüchlein als ein Pflaster über/ so wird es gewaltig helffen/ wie Marcellus sagt. Zu den Fisteln/ daben kein Schmerz mehr ist/ nimm das Häutlein auß deß Capaunen Magen/ dörre es an der Sonnen/ und streue es darein. Etliche mischen die Schienbein deß Capaunen unter die Arzneyen/ so wider den weissen Fluß der Weiber breitet werden.
Von
der Hennen und ihren Eyern/
auch allen Eyern ins gemein.
Gallina.
Von
der Gestalt dieses Vogels.
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Das Hun wird auf Griechisch ὄρνις, ἀλεκτορὶς, Lateinisch Gallina? Italianisch Gallina:: Französisch Geline, Boule: Spanisch Gallina Bolla: Polnisch Kokosz, Kura: Ungarisch Totótyuk: Engelländisch an Henne: und Niederländisch een Henne genennet. Es wird aber dieser Name (Hüner) zuweilen für das ganze Geschlecht genommen/ als auch von den Griechen geschiehet. Man gibt ihnen auch bißweilen Nahmen von der Zeit/ als da sind Mertzhennen/ welche noch jung und nie gelegt haben. Die aber brüten und Junge führen/ werden Gluckhennen/ Gluggern/ oder Bruthennen genennet. Was die Henne für einen Unterscheid von dem Hanen habe/ ist auß desselbigen Beschreibung leichtlich abzunehmen. Dann die Hennen haben fast keinen Kamm/ so hänget auch derselbige unter sich/ und stehet nicht auffrecht wie deß Hanen. Etliche Hüner haben auch gantz gefederte Füß/ welche man Federfüssige Hüner nennet.
Von der Natur und Eigenschafft der Hennen.
Etliche Hennen legen in einem Tag zweymal/ also/ daß auch etliche sich zu tode gelegt haben: Dann nicht allein die Gewächs der Erben/ sondern auch die Vögel außgeleert und unfruchtbar werden. Die Hennen in Illyria legen nicht nur einmal in einem Tag/ wie anderswo/ sondern zwey oder dreymal/ wie Aristoteles schreibt. Die Adrianischen Hüner sind auch sehr fruchtbar. Die kleinen Zwerchhünlein aber sind nicht sehr fruchtbar. Die gemeinen Hüner sind die fruchtbarsten. Sie legen das gantze Jahr durch/ ohn in den zweyen kältesten Monaten im Winter nicht. Die Leghennen legen zuweilen sechs und funffzig Eyer/ ehe dann sie anfangen zu brüten/ etliche alle Tag/ andere zweymal im Tag Die alten legen im Anfang deß Frühlings/ die jungen im Sommer oder Herbst/ und mehr dann die alten/ doch kleinere Eyer. Wann sie aber nicht legen/ so sind sie kranck. Wann eine Henne viel legt/ und nimmer brütet/ so ist sie stets kranck und stirbt/ dieweil sie vom legen durch das brüten/ nimmer abgehalten und verhindert wird/ dann ihr Krafft wird dardurch gantz erschöpffet. Die aber/ so da brütet/ ist zwar auch kranck auß Liebe/ so sie gegen ihren jungen trägt/ welches ihre Stimm anzeigt/ sie wird aber wiederumb
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gesund von der angebohrnen Feuchtigkeit/ welche sich in ihr samblet zu der Zeit/ da sie vom Legen abgehalten wird/ sagt Albertus. Sie legen leichtlicher/ wann sie einen Splitter von der Erden nehmen/ un auf ihre Rücken legen/ wie Oppianus sagt. Sie lege auch offt im Nest mit ihrem Schnabel das Genist zu recht/ wie andere Vögel auch. Wann die Hennen Bonen essen/ vertreibt es ihnen das Legen: welches auch von den Hülsen derselbigen geschiehet: wann diese Hülsen auch zu einer Wurtzel eines jungen Baumes geschüttet werden/ machen sie denselben dürr. Zu der Zeit/ wann die Bäum blühen/ sollen die Hennen fett werden/ indem sie derselben abgefallene Blüt essen/ aber alsdan währen ihre Eyer nicht lang/ sondern faulen schnell. Die Hennen (spricht Cicero) gleichwie ander Vögel auch/ suchen ihnen einen ruhigen Orth zu legen/ und machen ihnen ein Nest/ so weich als sie immer können/ damit die Eyer desto leichter darinnen erhalten werden: Wann sie die jungen außgebrütet haben/ beschirmen sie dieselbe also/ daß sie sie mit ihren Federn bedecken/damit sie von der Kälte nicht verletzt/ oder auch von der Sonn nicht gebrennet werden. Wann sie aber lauffen können/ so gehet ihnen die Mutter nach: und da sie sonsten allein und für sich selbst allzeit die Hund/ Katzen und Schlangen föchtet/ streitet sie doch wider alle diese Thier/ wann es umb ihre jungen zu thun ist. Wunderlich ist es/ wann man ihnen Enteneyer unterlegt: dann sie sich erstlich über ihre außgebrütete Jungen/ welche sie nicht erkennen/ verwundern/ und bald ihrer ungewissen Zucht zusammen ruffen: darnach warten sie ihrer mit grosser Sorg bey den Bächen un Pfülen/ da sie sich auß Anleitung der Natur stets tauchen. Dann die Henne brütet auch andere Eyer/ un ist eben so sorgfältig für die fremde Zucht/ als für ihre eigene.Sie beschirmet auch ihre jungen fleissig vor den Raubvögeln und dem Weyhen oder Hünerdieb/ dieweil er ihnen sehr nachstellet. Sie unterstehet auch etliche Nesseln/ so den junge schädlich/ außzureissen/ an welchen sie zuweilen also zerret/ daß sie inwendig bricht/ und sich also selbsten Schaden thut. Welche Thier den Hennen gehässig seyen/ ist droben zum theil gesagt/ und wird hernach weiter gesagt werden. Man sagt/ daß die Henne an dem Tag/ da sie gelegt habe/ von keiner Schlange könne verletzt werden/ und daß ihr Fleisch alsdann gut sey wider die Schlangenbiß/ wann es darauff gelegt werde/ wie Albertus davon schreibt.
Von
den Eyern sampt allen Umbständen
und Zufällen derselben/ und erstlich/
wie sie in der Hennen wachsen und geformiret werden.
Alles dasjenige/ so wir hernach von den Eyern und ihrer Natur und Eygenschafft reden wollen/ das ist nicht allein von den Hünern/ sondern insgemein von allen Vögeln/ auch in gewisser Maß von etlichen vierfüssigen Thüren/ so da Eyer legen/ zu verstehen. Dieweil man aber diese Ding alle am besten an der Hennen/ so der gemeineste Vogel ist/ sehen kan/ als wird es bey derselbigen Histori am füglichsten beygebracht. In zehen Tagen werden die Eyer in der Hennen vollkommen zeitig/ doch in den jungen und in warmen Ländern/ und wann sie warme Spei8 brauchen/ zuweilen eher. Wan man aber den Henen oder Tauben eine Feder außziehet/ oder sie auff eine andere Weiß plaget/ werden die Eyer langsamer vollkommen. Wann die Eyer noch klein und unvollkommen sind/ und der Han die Henne nicht mehr betritt/ so wachsen dieselbe nicht: wann aber der Han sich zu dem Hun hält/ nehmen sie von Stund an zu/ biß daß sie zur rechten Grösse kommen/ wie Aristoteles und Albertus sagen. Das Ey ist zum ersten klein und weiß/ bald darnach roth und blutig/ darnach wird es grösser und gantz gelb/ und wann es weiter zugenommen/ wird es unterscheiden/ also daß der innere Theil gelb/ außwendig aber etwas weisses darumb gehet. Wann es vollkommen worden/ so kommt es mit einer Schalen oder Häutchen herfür/ welches/ indem es hierfür kommet/ weich ist/ aber von Stund an überall hart wird/ wo die Bärmutter nicht bresthafftig ist. Die Hüner fangen nach dem kürtzesten Tag an zu legen/ und ist die beste Zucht in dem Frühling/ ehe Tag und Nacht gleich wird/ die darnach gelegt werden/ sind nicht recht groß/ und so viel weniger/ so viel später sie gelegt werden/ sagt Plinius. Columella spricht/ daß die fruchtbarste vor dem Anfang deß Jenners legen/ in kalten Ländern aber/ wann der Jenner halb auß ist. Der Vogel wird auß dem Dotter also formiret: Wann die Henn brütet/ so wird das Ey warm darvon/ und das/ so inwendig im Ey ist/ das wird von der Mutter bewegt: dasselbige warme aber/ so in dem Ey ist so dünn/ daß es dem inlässet. Und nimmt also der Vogel zu im Ey/ und wird mit seinen Gliedern gestaltet/ nicht anders/ als wie ein Kind im Mutterleib. Das junge wird auß dem Dotter gezeuget/ seine Nahrung aber hat es auß dem Klaren. Wann aber das Hünlein im Ey mit Nahrung genug hat/ davon es sein leben erhalten könne/ bewegt es sich starck im Ey weitere Nahrung zu suchen/ so werden dann die Häutlein/ so umb dasselbe sind/ zerbrochen. Wann nun die Mutter spüret/ daß das Hünlein gantz unruhig ist/ kratzt sie die Schale auff/ daß es herauß kan/ und dieses pflegt in 20. Tagen zu geschehen. Dan nachdem der Vogel herauß komen/ ist keine Feuchtigkeit mehr im Ey/ dieweil dieselbige alle mit dem jungen verzehret ist/ wie Galenus lehret. Dieser Meynung Galeni widersprechen viel/ und sonderlich Aristoteles, welcher vermeynt, daß das Hünlein nicht auß dem Dotter/ sondern auß dem Klaren/ als in welchem der Samen gefunden werd/ wachse. Wan die Hennen 3. Tag/ und so viel Nächt/ gebrütet habe/ so komt der Eyerdotter in den spitze theil deß Eyes ist: das Ey wird daselbst entdeckt/ und stehet das Hertz als ein Bluts-Tropff im Klahren/ welcher Tropff allbereit springt/ und sich als ein Thier bewegt. Von diesem strecken sich zwey durchgehende gekrümmte Blut-Aederlein zu dem Häutlein/ so beyde Theil umbgibt/
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dieweil es zunimmt. Das Häutlein/ so auch mit Blutäderlein durchzogen/ entspringt von diesen Blutäderlein/ und umbgibt zu der Zeit weisse Feuchtig-keit : Kurz darnach aber wird auch der Leib deß Hünleins unterschieden/ welcher zum ersten gantz klein und wie?/ und einen zimliche Kopff/ sonderlich aber grosse auffgelauffene Augen hat: da es dann eine zeitlang also bleibet/ dann die Augen nehmen spat ab/ und bekommen sehr langsam ihre rechte Proportion. Den untern Theil deß Leibes aber siehet man anfangs nit vom obern unterschieden. Von den Aederlein/ so wir vom Hertzen sich erstrecken gesagt haben/ umbgibt das eine das klahre/ das andere aber gehet als ein Nabel zum Dotter. Ist derohalben deß jungen Ursprung im klaren/ die Speiß aber wird durch den Nabel auß dem Dotter gezogen. Am zehenden Tag ist das Hünlein gantz sichtbar/ und erzeigen sich alle Glieder: der Kopff ist grösser als der gantze Leib/ und hangen Augen daran grösser als der Kopff selbst ist; als welche zu derselben Zeit schwartz/ und grösser dann eine Bone sind/ haben aber noch keine Augstern: wann du die Haut davon abzeuchst; wirstu nicht hartes/ sondern eine weisse dicke Feuchtigkeit/ so gegen dem Tag gehalten/ gantz hell scheinet/ finde/ und nichts anders: und also ist der Kopff und die Augen gestaltet. Man siehet aber auch zur selbigen Zeit das Eingeweyd und Gedärm: Es fügen sich auch die Aederlein/ so vom Herzten komen/ zu dem Nabel. Vom Nabel aber entstehet eine zweyfache Ader/ deren die eine zu dem Häutlein/ so den Dotter umgibt/ sich erstreckt/ welcher zu der Zeit feucht/ und grösser ist als seine Natur erfordert: die andere aber gehet zu dem Häutlein/ darvon das Hünlein bedeckt wird/ und zu dem/ welches das klahre und alle Feuchtigkeit in sich fasset: dann indem das Hünlein nach und nach zunimmet/ wird das Klahre in zween Theil abgesondert/ deren der eine den öbern/ der andere den untern Orth innen hat: in der mitten aber ist eine weisse Feuchtigkeit behalten. Es scheidet sich auch die weisse Feuchte nicht vom untern Theil deß Dotters/ wie vorhin: Am zehendten Tag ist das Klahre klein/ und zehe: und zuletzt dick und etwas bleichfarbs darinn. Dann es folget alles auffeinander nach dieser Ordnung. Das erste und letzte Häutlein ist bei der Eyerschalen: nicht das/ so an der Schalen gewachsen/ sondern das/ so darunter ist: in diesem ist das weisse klahre/ darnach wird das junge in einem Häutlein verschlossen/ damit es nit in dem Klaren lige/ gleich unter dem jungen liegt der Dotter/ in welchen die eine Ader (wie vorgesagt) sich erstreckt/ da die andere in das umbliegende Klare gehet. Dieses alles umbgibt ein feuchtes Häutlein/ wie Eyter gestaltet. Darnach aber gehet einander Häutlein/ wie gesagt/ umb das gantze Hünlein/ welches der Nabel vom Hertzen und der grossen Ader entsprungen/ gehet/ und auff diese Weise kan das Hünlein von keiner Feuchtigkeit berühret werden. Am 20. Tag bewegt sich das junge in der zerbrochenen Schalen/ und fängt an zu pipsen/ und von dem Tag an wird es auch gefedert/ wann es gleich noch nicht außkriechet. Es ligt also/ daß es sein Haupt auff dem rechten Bein an die Lenden/ den Flügel aber auff seinem Kopff hat.
Zu der Zeit kan man auch das Häutlein/ welches an statt der Nachgeburt vorhanden/ am letzte Häutlein der Schalen/ dahin sich der andere Nabel erstrecket/ sehen/ und ist das Hünlein gantz darinn: so scheinet auch das andere Häutlein/ welches auch an statt der Nachgeburt ist/ und den Dotter umbgibt/ zu welchem der eine Nabel sich erstreckt/ etwas breiter. Beyde Näbel haben ihren Ursprung vom Hertzen un der grossen Ader/ wie vorgesaget. Zu derselben Zeit aber wird der eine Nabel so in die äusserste Nachgeburt gehet/ wann sich das junge nun zusammen zeucht/ gantz außgemacht: der andere aber/ so in den Dotter gehet/ hängt sich an die kleine Därme deß Hünleins. Unter dem Hünlein ligt auch alsdann viel gelbe Feuchtigkeit: und in seinem Hindern findet man auch etwas gelben Unrahts: es läst auch zu dieser Zeit das Hünlein weissen Koth von sich/ un sihet man in seinem Hindern etwas weisses. Zuletzt wird der gantze Dotter nach und nach von allen Gliedern an sich gezogen/ also/ daß wann man dem Hünlein acht Tag/ nachdem es auß-formiret/ und zeucht nichts weiters an sich/ dieweil alle Feuchtigkeit/ so vorhin in der mitten war/ nunmehr gantz verzehret ist. Die obgenannte Zeit aber schläfft das junge zwar/ aber nit gantz und gar/ weil es unterweilen erwacht/ sich bewegt/ umb sich siehet/ und pipset/ dann sein Hertz sampt dem Nabel klopfet ihm/ und erhebet sich wie bey einem/ der da athemet. So weit schreibet der Länge nach Aristoteles in der Histori von den Thieren. Etliche Eyer/ wan man sie auffthut/ zerfliessen/ sonderlich am Dotter/ welches ein Zeichen des Alters ist. Wann aber der Dotter nach auffgethanem Ey gantz bleibt/ und mitten darinn ein rother Blutfarber Tropff gesehen wird/ darauß deß Hünleins Hertz wird/ so ist es ein Zeiche/ daß diese Eyer noch gut sind zur Speiß zu bebrauchea/ wie Tragus lehret. Ich hab etlichmal (sagt D. Geßner) in dem auffgethanen Ey den dicken Saamen gesehen/ und in dem Saamen ein kleines krauses und sehr weisses Aederlein in den Dotter sich erstrecken/ welches ich vermein an statt deß Nabels zu seyn.
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Von den Theilen des Eyes.
Das Ey hat auch seine Unterscheid in sich: dann es an einem Theil spitzig/ am andern aber breiter ist/ welcher breite Theil zum ersten herauß kommt. Daß aber der spitze Theil des Eyes Anfang seye/ als welcher an der Bärmutter gehangen; daß es auch am stumpffen Theil härter/ und derselbe zuletzt herauß komme: und daß die Eyer gleichsam mit den Füssen/ die andere Thier aber mit dem Kopff herfür kommen/ daß bewehrt Aristoteles weitläuffig im dritten Buch von Gebehrung der Thiere. Aller Vögel Eyer haben eine harte Schale/ wenn si anders natürlich herfür kommen/ dann etliche Hennen legen wohl weiche Eyer: aber dieses ist ein Mangel an ihnen. Unter der Schalen hat das Ey drey Häutlein/ das erste beschirmet das weiche Ey vor der harten Schalen: unter diesem ist ein anderes und weicheres/ welches das klare umbgibt/ und in Gebehrung des Jungen an statt der Nachgeburt ist/ dan es umbgibt dasselbige: zwischen diesen zweyen Häutlein ist ein grober Schleim/ welcher verzehret wird/ indem das Junge formiret wird: unter dem klaren hat der Dotter sein eigenes Häutlein/ von welchem er umbgeben wird/ und ist gegen dem untern Leib zu gelegen/ fern vom Schnabel/ sagt Albertus. Aller Vögel Saamen ist weiß/ gleich wie auch der andern Thiere. Der Saame des Männleins macht das Ey vollkommen/ biß daß es herfür kommt/ welches darauß zu sehen/ daß wan ein gantzes Ey gebrochen worden/ man allzeit den Saamen darin findet/ und denselbigen dreyfach unterschieden: dann er ist weisser/ von einer reinern Natur/ und etwas dicker als das übrige Klare/ damit er die formirende Hitz desto besser in sich fasse/ daß sie nicht leichtlich herauß dämpffe. Dieser Saame liegt im Ey also/ daß er durch das gantze Klare biß auff den Dotter hindurch tringt/ in welchen er bey dem spitzen Theil des Eyes hinein gehet: dan das Junge wird auß dem Klaren gebohren/ und hat von dem Dotter seine Nahrung/ sagt Albertus. Den Saamen oder das weisse Dicke so im Ey gefunden/ und kaum zertrieben wird/ nennen wir den Vogel/ dieweil der Vogel darauß gebohren wird. In hitzigen Vögeln ( sagt Aristoteles) ist allwegen das Klare und der Dotter unterschieden und haben auch diese Vögel (so warmer und truckener Natur sind) allzeit mehr klares und reineres/ als gelbes und gröberes. Hergegen aber haben die so feuchter und truckner Natur sind/ mehr gelbes/ und weniger weisses/ als da sind Wasservögel/ dann Albertus sagt/ daß dieselbe zweymal mehr gelbes als weisses haben. Man sihet auch etwas weisses an den beyden Spitzen des Eyes/ welches die Weiber den Saamen nennen/ wiewo es nichts zu der Gebehrung thut; das eine ist grösser/ welches unten im Ey am stumpffen Ort liegt/ und mit der Hand bedeckt/ und gege der Sonnen gehalten/ gesehen wird; das Kleinere aber so obern und spitzen Theil liegt/ wird nicht gesehe/ man zerbreche dan die Schale/ wie Niphus meldet.
Vom Ey/ und desselben Theilen/ Natur und Eygenschafft.
Die gute Eyer fallen im Wasser zu Boden/ die böse aber schwimmen oben/ wie wir hernach sagen wollen. Ein gebraten Ey zerspringet leichtlich/ aber im Wasser gekochet/ nicht. Die Eyer werden mit Essig weich gemacht/ daß sie durch einen Finger-Ring gestossen werden: deßgleichen in ein enges Glaß/ wiewohl es etwas schwartz wird: im Wasser aber wird es wiederumb hart. Die Eyerschalen und Perlen werden in starcke/ sonderlich aber in distillirtem Essig/ oder in Limonien-Safft erweicht und zerlassen/ sagt Sylvius. Die Eyerschalen sind so starck/ daß die Eyer auffrecht gehalten/ mit keiner Macht können zerbrochen werden/ es sey dann daß man sie ein wenig auff die Seiten biege: dieweil es mit seinen Winckeln und Ecken/ der Gewalt widerstehet; dann das Eck macht einen jeden Bau starck; an den Seiten aber nicht also. Warumb komt der Schwindel ehe die Auffstehende als Sitzende an? Vielleicht weil sich die Feuchtigkeit in dem der da ruhet/ alle in ein Glied samblet; umb welcher Ursach willen man auch die rohen Eyer nicht kan herumb trehen/ sondern sie fallen also bald nieder: bey dem aber der sich beweget/ zertheilt sich die Feuchtigkeit überall/ wie Aristoteles lehret. Wan man ein Ey mit einem Faden umbindet und über ein Feuer oder angezündete Kerzen hält/ so wird der Faden nicht verbrennen/ es seye dann lang hernach; dann die Feuchtigkeit schwitzt auß dem Ey und befeuchtigt den Faden. Also verbrennet auch kein leinen Tüchlein/ wann es umb Weinstein gewunden wird. Das Eyerklar und der Dotter sind ein ander ungleich/ nicht allein an der Farb/ sondern auch an der Eigenschafft/ dann das Gelbe wird von der Kälte dick/ und von der Wärme dünn/ und zergehet; daher/ wann die Henne das Ey noch brütet/ wird das Gelbe dünn/ dienet derhalben den Thieren so noch nit geboren/ zur Spei?. Dieses aber geschiehet nicht wann die gesotte oder gebraten werden/ dann es hat eine irdische Natur wie das Wachß. Darumb wann die Eyer über die Notthurfft warm worden/ wo sie nicht auß feuchtem Schleim sind/ so werden sie zu Harn. Das Klare aber wird von keiner Kälte hart/ sondern vielmehr feucht; und wann man es über dem Feuer hält/ wird es dick und fest; darumb wird es auch dick/ in dem die Henne das Ey noch brütet/ dieweil der Vogel darauß wird. Wann einer viel Eyer in eine Schüssel zusammen schlägt/ und dieselbe über einem leichten Kohlfeuerlein kochet/ so kommen die Dotter alle in die Mitte zusammen/ das Klare aber umbgibt dieselbe/ und bleibt an dem Rand. Eyerklar unter ungeleschtem Kalk vermischt/ leimet gebrochen Glaß zusammen. Dieses hat
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auch die Tugend/ daß ein Holtz/ wann es darmit überschüttet wird/ nicht brennet/ wie auch kein Kleid/ welches darmit bestrichen/ sagt Plinius. Das Eyerklar ist auß Substantz der Lufft/ Wasser und Erden vermischt/ wie das Oel: es hat aber mehr von der Erden/ als das Oehl/ darumb wird es schwerlich verdäuet.
Vom Geschlecht un Unterscheid der Eyer.
Auß den Eyern welche lang/ und zu oberst außgespitzt sind/ werden Hünlein/ die aber rund/ und umb den spitzen Theil/ etwas stumpff sind/ und einen Kraiß haben/ auß denselbigen wird ein Hänlein. Dessen Ursach sagt Avicenna, daß nemblich die gebehrende Krafft in der Männlein Eyer sich gleich weit in die Ecken außtheilte/ und dieselbe umbgebe: aber in der Weiblein Eyer/ gehet die Materi weiter von der Mitten des Eyes/ da dann die lebliche Wärme liegt; dieses ist aber ein gründlich Zeichen der Unvollkommenheit. Dieser Meynung ist erstlich Aristoteles, darnach auch Avicenna, Albertus und Gaza gewesen, welcher Plinius, Columella und Horatius gantz zuwider sind/ dann Columella spricht/ wann einer wolle daß ihm viel Hänlein außschliessen/ so solle er die längste und spitzeste Eyer unterlegen/ und hergegen die runde / wann er gern Hünlein haben wolte. Darumb hält Horatius daß die Längere lieblicher zu essen seyen. Wiewohl Marcellus Virgilius sagt/ daß auch den Leckermäulern nichts schweres sey als vom Geschmack und Geschlecht der Eyer urtheilen. Wann man die Eyer/ sonderlich die so im vollen Mond gelegt worden/ auch im vollen Mond unterlegt/ und der Zeit also wahr nimt/ daß die Jungen auch in dem Vollmond herauß schlieffen/ werden allein Weiblein und keine Männlein darauß/ wie etliche vermeinen.
Von allerley ungestalteten und mißbornen Eyern/ und erstlich von denen so zwenn Dotter haben/ oder weich und unfruchtbar sind.
Etliche Eyer haben zween Dotter/ und damit sie nicht zusammen vermischt werden/ wird in etlichen ein Unterscheid vom Klaren darzwischen gezogen: etliche aber berühren einander ohn allen Unterscheid. Und findet man etliche Hennen die allzeit dergleichen Eyer legen. Dann auff eine Zeit hat eine Henne zwey und zwantzig solcher Eyer gelegt/ und alle außgebrütet/ ohn etliche/ welche (wie es dann gemeiniglich geschiehet) nicht gut gewesen: auß den übrigen aber sind Junge kommen/ doch also/ daß eines davon grösser/ das ander kleiner ist/ und das Letzte endlich zu einer Mißgeburt wird/ sagt Aristoteles. Wiewohl etliche nicht zulassen wollen/ daß Zwilling in einem Ey/ aber das eine ersticke das andere/ und wann etwan das umbgebende Häutlein zerbricht/ werde ein Hünlein mit zweyen Leibern geboren/ mit einem Kopff und Leib/ doch mit vier Beinen/ und so viel Flügeln/ weil die obern Theil auß dem Klaren/ und zum ersten geboren werden; dann der Dotter ist ihre Speiß/ der Untertheil aber fängt erst hernach an/ wiewohl auch ein gleiche Speiß ihnen absonderlich gegeben wird. Man hat auch einmals eine Henne auffgeschnitten/ und ein gantz gelb Ey darin gefunden/ dergleichen Farb das Junge auch hernach gehabt/ sagt Aristoteles. Man sol auch zuweilen/ doch selten/ Eyer mit dreyen Dottern finden. Die Eyer mit zween Dottern/ sind subtiler/ und geben bessere Nahrung/ wie Elluchasem lehret. Ich hab einsmals ein Ey gesehen/ spricht D. Geßner/ welches Schalen an der einen Eck sich zuge-spitzet/ und gleichsam einen Halß gehabt/ wie ein Brennkolbe. Rudolff Häußlin/ so diß Buch verteutscht/ sagt/ er habe eines gesehen/ welches als ein langer runder und weisser Hünerkoth gestaltet/ so etwas krumm/ und zu eusserst wie ein Schneckenhäußlein gewunden und außgespitzet war; dieses hatte keinen Dotter/ sondern allein ein zartes und wässerichtes Klare. Es legen auch etliche Hüner Eyer mit weichen Schalen/ wann sie etwan einen Streich empfangen/ oder wegen Menge der Eyer/ wann nemblich dieselbe einander trucken. Es sind auch etliche Eyer unfruchtbar/ ob schon das Männlein die Henne betreten hatte/ welches sonderlich an den Tauben zu sehen. Die Eyer aber werden auff viererley weiß zu nicht und unnütz. Erstlich wann das Klare verderbet wird/ als auß welchem alle Theil des Hünleins solten geboren werden. Zum andern/ wann der Dotter zu nicht worden/ daher das Hünlein seine Nahrung haben solte; auß dieser Ursach wird das Hünlein nicht gantz vollkommen/ und werden etliche Theil an ihm nicht außgemacht/ und zusammen gefügt/ gefunden. Wann aber das Klare verderbet wird, so wird durch das Brüten nichts darauß/ sondern das gantze Ey wird trüb und verdirbt/ wie der Eyter in einem Apostem zu nicht wird/ darumb werden solche Eyer gantz faul und stinkend. Zum dritten/ wird das Ey zu nicht wegen Mangel der Häutlein und Aederlein so durch das Klare gehen/ dann wan das Häutlein so den Dotter umfasset/ zerbrochen ist/ so fliest die Feuchtigkeit des Dotters herauß/ und wird mit dem klaren vermengt/ und kan daher das Ey nicht fruchtbar seyn: wann aber die kleine Zäserlein zerbrochen/ so werden die Blut- und Sen-Adern zu nicht; es wird auch die Nahrung verhindert/ und werden die Bande auffgelöst/ und wann die Nerven verletzt/ verliehret das Junge alle Empfindligkeit. Zum vierdten/ wird es wegen Alters zu nicht/ wann die formirende Krafft herauß dämpfft/ daher der Dotter mit seiner Last das Klare durchtringt/ und sich an die Schale setzet an den Orth darauff das Ey liegt. Auff diese vier Weisen wird das Ey zernichtet und unfruchtbar. Bey der zweyten Weise pfleget zuweilen zugeschehen/ daß nachdem die Feuchtigkeit verdorben/ alles Hitzige im Ey zu der Schalen kommt/ und dieselbe befeuchtet; daher scheinet das Ey in dem Duncklen/ wie faul Eichenholtz. Und dergleichen Ey/ sagt Avicenna, hab er in dem Land Corascena gesehen. Es sind zwar noch andere Gattungen/ dadurch
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das Ey kan zu nicht werden/ doch können dieselbe unter den jetzt genannten vieren begriffen werden. Dieses alles schreibet Albertus.
Von den Eyern/ welche ohn Zuthun des Männlein gelegt werden.
Galenus sagt, daß die Fisch und Vögel welche ohn des Männleins Zuthun Eyer gebehren/ truckner Natur seyen; daß man aber sagt diese Eyer werden auß dem übrigen Saamen/ so auß vorhergehenden Betreten/ verblieben/ ist falsch; dann dieses an den jungen Gänsen und Hünern/ so ohn des Männleins Zuthun legen/ offenbar ist. Diese Eyer sollen vom Wind/ sonderlich vom Südwind/ empfangen und geboren werden. Sie sind aber unfruchtbar/ kleiner und unlieblicher zu essen/ darzu feuchter als die fruchtbare/ aber doch mehr an der Zahl; ihre Feuchtigkeit kan durch des Vogels Brut nicht dick werden/ sondern der weisse und gelbe Theil bleiben stets ihnen selbst gleich. Dieses Ey wird fruchtbar wann das Hun vom Hanen betreten wird/ ehe dan das Klare den Dotter bedeckt; dann zum ersten siehet man allein den Dotter/ hernach aber das Klare darben; und wann ein Vogel ein Ey von einem Männlein in sich trägt/ und denn von einem andern Männlein betreten wird/ so wird alle Zucht dem nachgehenden/ und nicht dem ersten nachschlagen. Man findet etliche dieser Eyer so allein das Klare haben/ da man aber noch keins derselben mit dem Dotter allein gesehen hat. Deßgleichen etliche/ die keine Schalen sondern allein das Häutlein/ so unter der Schalen ist haben. Allein die Geyer sollen fruchtbare Eyer ohne Zuthun des Männleins legen/ wie Basilius schreibet. Die angehende Mertzen-Hüner legen auch unterweilen solche Eyer.
Von den Eyern so zu Harn/ oder stinkend faul werden.
Solche Eyer/ sagt Aristoteles, werden gewöhnlich zu warmer Zeit gelegt/ und das nicht ohne Ursach/ dann gleich wie der Wein zu warmer Zeit zu Essig wird/ wann sich die Hefen umbkehret/ also verderben auch die Eyer wann der Dotter zu nicht geworden/ dann dieses ist in beyden Stücken die dicke und grobe Materi/ daher wird der Wein von der vermischten Hefen verderbet/ und das Ey wann der Dotter zerrunnen. Und das begegnet offt den vielge-behrenden Thieren/ indem sich die gebührliche Hitz nicht allen mittheilen kan/ sondern etlichen mangelt/ etlichen überflüssig mitgetheilet wird/ und sie gleichsam mit faulen verderbet. Den Vögeln/ mit krummen Klauen/ ob sie gleich wenig fruchtbar/ begegnet solches auch/ dann auß zweyen Eyern wird offt das eine zu Harn/ das dritte aber fast allweg; dann dieweil sie von Natur hitzig/ so machen sie daß die Feuchtigkeit in den Eyern über die Maß gleichsam siedet/ wann sie allzusehr warm werden/ so werden sie/ wann sie nicht von feuchtem Schleim bestehen/ faul und zu Harn. Die Tauben legen auch zuweilen drey Eyer/ aber das dritte wird gemeinlich zu Harn. Sie verderben auch auff diese Weise/ wann der Vogel vom brüten abläst. Vor dem leeren Ey kan man das volle leichtlich erkenen/ wan man beyde in Wasser legt/ dann das leere schwimmet oben/ das andere aber fällt zu Boden. Ein neu frisch Ey schwimmet in gesalzenem Wasser empor/ in dem süssen aber fällt es zu Boden. Daherd wann man das süsse Wasser dem Meerwasser gleich machen wil/ wirfft man so lang Saltz darein biß das Ey empor schwimmet. Die Donnerschläg erschüttern auch die Eyer so gebrütet werden/ daher sie zu nicht werden und verderben/ und sonderlich wann die Jungen darinnen schon halb formiret und gestaltet sind: doch schadet der Donner etlichen Vögeln mehr/ etlichen aber weniger/ insonderheit schadet er den Raben/ daher wollen dieselbigen der Zeit des Donners fürkommen/ und erziehen ihre Jungen in dem Mertzen/ wie Albertus schreibet.
Von dem Brüten und Außschlieffen.
Wann die Eyer drey Tag und so viel Nacht gebrütet worden/ fänget man an die Anzeigung des Hünleins zu sehen/ doch muß das grössere Vögelgeschlecht mehr/ das kleinere aber weniger Zeit haben/ sagt Aristoteles. Im Ey siehet man des Vogels Kopff zum ersten/ wie Galenus schreibet/ un oben gedacht worden. Der Kopff kehret sich gegen der Spitzen im Ey/ und der übrige Leib unter sich/ und das Junge wird mit den Füssen voran geboren/ gleich wie andere Vögel/ wie Galenus und Plinius lehren. Sie brüten im Sommer die Eyer eher auß/ als im Winter/ da schlieffen die Hüner Sommerzeit im 18. Tag; Winterszeit aber zuweilen im 25. auß: doch ist dieser Unterscheid an den Vögeln/ daß etliche besser als die andern dem Bruten abwarten können. In warmen Ländern schliefen sie zur Sommerszeit am 19. Tag/ im Winter aber am 29. auß/ wie Albertus schreibet. Wann die Hüner brüten/ und nicht wan sie die Eyer legen/ sind sie gantz rasend von Hunger. Vom brüten ist auch droben etwas gesagt/ und wird hernach weiter gesagt werden. Wie das Hünlein im Ey formirt werde/ ist gleichfals oben weitläufftig erzehlt worden. Und so viel sey auff diesesmal von den Eyern und derselben Umbständen und Zufällen gesagt. Nun aber wollen wir von den alten oder erwachsenen Hennen sagen/ wie man nehmlich dieselbe wehlen/ und halten oder ernehren soll.
Was man für Hennen wehlen solle.
Es sol sich einer befleissen/ daß er die allerfruchtbarste Hennen kauffe/ diese aber sind gemeiniglich grau/rothfarb/schwartz oder gelb; solche Farben sollen sie alle haben/ so
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fern es möglich: kan es aber nicht seyn/ so meide man doch die weissen/ dann die sind gemeiniglich zart/ leben nicht lang/ und sind nicht fruchtbar/ es thun ihnen auch die Weyhen und Falcken/ wegen ihrer Farbe ehe Schaden. Deßhalbena sol man Hennen haben/ die wol gefärbet/ groß von Leib/ und breit an der Brust sind/ dabenebe grosse Kopff/ schlechte und rothe oder zwyfache Kämme/ auch weisse und so grosse Ohren haben/ als in dem Geschlecht möglich ist/ wie auch grosse Augen. Sie sollen auch nicht gleiche Klauen haben/ und hält man die für die besten/ die fünff Zeen haben/ doch sollen sie keine Zwerchsporen an den Beinen haben/ darin welche dieses männliche Zeichen an ihr hat/ die ist ungehorsam/ und läst sich von den Hahnen nicht gern betreten/ derhalben sind sie auch selten fruchtbar/ und ob sie schon brüten/ zerbrechen sie doch die Eyer mit den Sporen. Man sol auch unter diesem Viehe/ wie bey andern/ das beste außerlesen/ und das böse verkauffen. Im Herbst wann sie auffhören zu legen/ sol man auch alle Jahr die Zahl mindern/ und man sol allezeit die ältesten/ die über drey Jahr alt sind/ hinweg thun/ deßgleichen diejenige so nicht fruchtbar genug/ oder böse Auffzieherin sind; allermeist aber die so ihre eigene oder der andern Eyer fressen/ auch die so anfahen zu krähen wie die Hanen/ und Sporen bekommen: darzu auch die Hünlein die spath außgeschlossen sind/ (nemblich nach der Sonnenwende) und also ihre rechte Grösse nicht bekommen können. Mit den Hahnen aber hat es eine andere Beschaffenheit/ dan man behält die guten so lang sie noch die Hüner betreten können; weil man selten unter diesem Geschlecht gute Männlein findet. So weit schreibt Columella: und fallen dieser Meinung auch Palladius, Plinius, Varro und Crescentiensis bey.
Wie man die Hüner-Häuser machen solle.
Wann einer auff zweyhundert Stück halten wil/ so bedarff er eines sonderen Hirten/ benebenst einem alten Weib oder Kind/ das gute Acht hat wo sie herumschweiffen/ damit ihnen kein Schaden von Menschen oder bösen Thieren geschehe. Diese Heerde muß einen umbzäuneten Orth oder Höff haben/ und darein sollen auff einer Seiten zwey grosse Hünerhäuser/ gegen dem Südwind und der Sonnen Auffgang neben einander gesetzt werden/ damit sie zu Winterzeit etwas Wärme haben: sie sollen auch bey einem Backofen/ oder bey der Küchen seyn/ damit der Rauch und Wärme darzu komme/ welcher diesem Viehe sehr dienlich ist. Das Hünerhauß sol in drey Gemach außgetheilt seyn/ welche alle gegen Auffgang der Sonnen stehen sollen: darnach sol es vornen einen kleinen Eingang haben in das mittelste Gemach/ welches das kleinste so seyn unter den dreyen/ und sieben Schuch hoch und weit: in demselben sollen zu der lincken und rechten Seiten zween Eingäng seyn in die andere zwey Gemach/ an der Wand die gegen den eingehenden über stehet. Darnach sol man ein Herdstatt haben machen/ welche die genamte Eingäng nicht hindere/ und der Rauch davon in beyde Gemach gehen könne. Dieselbe Gemach sollen zwölff Schuch hoch und lang seyn/ aber nicht mehr als sechs Schuch weit. Darnach sol man sie mit Brettern abtheile/ die über sich vier/ und unter sich sieben Schuch frey haben/ weil das Getäfel für sich selbst einen Schuch einnimmet. Diese beyde Bretter sollen den Hennen dienen; und sol auch ein jedes dieser Gemächer ein kleines Fensterlein gegen Auffgang der Sonnen haben/ da der Tag hinein falle/ und damit die Hüner am Morgen durch dieselbe hinauß in den Hoff fliegen/ und am Abend wieder hinein kommen. Alle Nacht aber sol man sie wol beschliessen/ auff daß die Hüner desto sicherer seyen. Innerhalb des Getäfels sol man grosse Fenster auffthun/ die sollen mit Gittern verwahret seyn/ daß kein schädlich Thier darein komme; doch also/ daß es hell darinnen bleibe/ un die Vögel desto besser darinnen wohnen können/ auch der Hüter desto besser acht könne haben zu den Bruthennen und zu den Jungen. Man sol auch die Wänd dieser Gemächer so dick machen/ daß man einer jeden Hennen ein Nest darein hauen könne/ in denen sie entweder Eyer legen oder brüten. Dann dieses ist gesunder und steht besser/ als wie etliche thun/ die da Stangen in die Wänd treiben/ un geflochtene Körblein oder Nester darauff legen. Man mache aber die Nester in die Wand/ oder auß Körblein/ sol man doch den Henen vor den Nestern Platz lassen/ daß sie zu legen oder zu brüten in die Nester gehen können: dann sie nicht in dieselbe fliegen sollen/ auff daß sie die Eyer nicht zerbrechen/ wann sie darauff springen. Darnach sol man den Hünern Stegen mit kleinen Bretlein an die Wand machen/ die sollen ein wenig rauh seyn/ als weren es Staffeln/ daß die Hüner/ wann sie darauff fliegen/ nicht schlipffen. Außwendig im Hoff sol man auch Bretlein an gedachte Fenster fest machen/ damit die Henn darauff zur Nachtruhe gehen können. Man sol auch diese und andere Vogelhäuser/ von denen wir hernach sagen werden/ außwendig und inwendig glatt tünchen/ daß die Katzen un Schlangen keinen Zugang zu den Vögeln haben/ und ihnen auch sonst kein Schade wiederfahre. Die Vögel sollen nicht auff den Bretern stehen wann sie schlaffen/ damit ihnen ihr eigener Koth keinen Schaden thu/ dann wann sich derselbe an die Füssen hangt/ verursachet er ihnen das Podagra. Daß aber solcher Schade verhütet werde/ macht man viereckete Stangen/ und legt sie zu beiden Seiten in die Mauren/ also/ daß sie eines Schuchs hoch von dem Getäffel seyen/ und je eine zween Schuch von der andern liege. Auff diese Weiß sol das Hünerhauß zugericht seyn. Der Hoff darin sie gehen/ sol weder Mist noch Pfützen haben/ dann es viel daran gelegen/ daß kein Wasser darin sey/ ohn allein an einem Orth/ da sie trincken; und das sol auff das reineste seyn/ dann wo es wüst ist/ so macht es ihnen den Pips/ doch kan man es nicht wol sauber behalten/ man mache dann besondere Geschirr darzu.
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Darzu aber macht man kleine Kasten von Holtz oder Stein/ und macht dieselben oben zu mit Deckeln/ und macht darnach an den Seiten in der mitten kleine Löcher darein/ jedes eine Spann von dem andern/ so groß daß die Vögel allein mit den Köpffen darein kommen können/ dann wann man es nicht also bedeckt/ so lauffen sie darein; oder wann Essen darinnen ist/ kratzen sie es mit den Füssen herauß. Etliche machen die Löcher oben in die Deckel/ dieses ist aber nicht recht/ dann wann die Vögel darauf stehen/ beschmeissen sie das Essen und Trincken. Wo auch Dächer oder Schopffen in dem Hof sind/ da sol man Aschen oder truckne Erde an die Wände schütten/ damit die Hüner etwas haben/ darinn sie sich baden/ dann damit reinigen sie das Gefider/ wann anders dem Ephesio Heracleto zu glauben/ der da sagt: Die Schwein waschen sich im Kaat/ und die Hüner in dem Staub/ und Aschen. Wann es eine Stund Tag ist gewesen/ sol man die Hüner außlassen/ und eine Stund vor Nacht wiederumb einthun. Und also sollen die/ so im Hof herumb schweifen/ gehalten werden. Die verschlossene aber werden zwar auch also gehalten/ allein daß man sie nicht herauß läßt/ und ihnen dreymal im Tag im Hühnerhauß zu essen gibt/ mehr dann den andern/ dann einem jeden Stück werden alle Tag vier Becherlein voll Speise gegeben/ da man hergegen den herumblauffenden drey/ oder auch nicht mehr dann zwey gibt. Die verschossene sollen auch einen weiten Platz haben/ darinn sie gehen/ und an die Sonne legen können/ der sol mit gestrickten Garnen vermacht seyn/ daß kein Weyhe oder Habicht darein kommen könne. Solcher Kosten und Mühe aber ist nicht rathsam anzuwenden/ ohne an den Orthen/ da die Hüner in gutem Werth sind. Das fürnehmste aber das zu diesem und allem Vieh gehöret/ ist ein getrewer Hirt/ wo dasselbe nicht ist/ so kan kein Hünerhauß seinen Kosten ertragen. So viel schreibet Columella; und dieser Meinung sind auch Varro, Palladius und Florentinus.
Daß die Hennen viel und grosse Eyer legen.
Wann man ihnen Trester zu essen gibt/ werden sie unfruchtbar. Gibt man ihnen aber geschwelte Gersten/ so legen sie viel und grosse Eyer. Die Bonen und Hülsen darvon machen sie auch unfruchtbar. Kressensaamen mit Kleyen und Wein vermengt/ und den Hünern gegeben/ macht daß sie grosse Eyer legen. Geißrautensaamen sol auch die Hüner sehr fruchtbar machen. Den Hennen so nicht legen/ gebe Nigelam, das ist schwartzen Kümmel zu essen. Die Hüner mit Hanff oder Nesselsaamen gespeiset/ legen den gantzen Winter. Man dörrt auch die Nesseln/ und behält sie auff den Winter/ zerreibt sie alsdann/ und brühet sie in Wasser zu einer Hünerspeiß/ damit sie durch den Winter fruchtbar seyen. Etliche rühren zeitigen Nesselsaamen unter die gebrühete Kleyen/ damit sie also dardurch erwärmet/ den gantzen Winter legen. Etliche kochen ihnen auch Mistel/ damit sie davon/ gleich wie alle andere Thier (nach etlicher Meynung/ wie Plinius berichtet) fruchtbar werden. Etliche legen ihnen geröst Rockenbrod in frisch Wasser/ lassen es darinn über Nacht erweichen/ des Morgens aber geben sie den Hennen vor anderer Speise zu essen/ und darnach umb den Mittag wieder; gegen dem Abend aber geben sie ihnen Gersten/ Habern/ Weitzen/ oder ein wenig Hanffsaamen/ so sollen sie auch in der grösten Kälte Eyer legen. Wann man grosse Eyer haben will/ gibt man ihnen auch halbgesottene Gersten und Hirsen zu essen. Oder man nimmet Reytermäßlein Kleyen/ mischet einen Becher voll gepulverter Schneckenhäußlein darunter/ macht es mit Wein an/ und gibt es den Hünern zu essen. Etliche nehmen an statt der Schneckenhäußlein gepulverte Ziegelstein. Wann man den Hünern Holderblüth unter dem Essen gibt/ sollen sie schwartze Eyer legen. Von der Speise und Nahrung der Hüner/ deßgleichen wie man sie mesten solle/ wird mit mehrerm in dem nachfolgenden geredet werden.
Von dem Brüten/ und erstlich wie viel/ und was für Eyer/ welchen Hennen/ und zu welcher Zeit man dieselbe unterlegen solle.
Wann die Hennen zum ersten legen/ wollen sie anfangen zu brüten/ welches man nicht allen gestatten sol/ dann die jungen sind nützlicher Eyer zu legen/ dann zu brüten. Man wehret ihnen aber das brüten/ wann man ihnen eine Feder durch die Nasen ziehet. Derhalben so man die alten zu diesem Ding erwehlen/ welche offt gebrütet haben/ darbey man auch einer jeden Sitten wissen sol/ dann eine brütet wohl/ die andere aber nehret die außgeschloffene Hünlein besser. Hergegen sind etliche die ihre und der andern Eyer brechen und fressen/ wann man eine siehet die dasselbige thut/ sol man sie von Stund an hinweg thun. Die aller frischeste Eyer sind die besten unterzulegen/ / kan aber man auch andere unterlegen/ doch daß dieselbe nicht über zehen Tag alt seyen/ dan die alten sind unfruchtbar. Die Eyer sollen voll seyn/ welches man erfähret/ wan man sie in Wasser leget: diejenige aber/ so die Eyer/ umb solches zu erfahren/ schüttelen/ die thun unrecht/ dan sie verwirren die lebliche Adern darin. Etliche halten das Ey gegen der Sonnen/ und wann sie den Saamen darinn sehen/ ist es gut/ wiewohl etliche das nicht Anfangs/ sondern wan die Eyer etliche Tag gebrütet/ lieber thun wollen. Wann du viel Hänlein haben wilt/ so nehme die längsten: so du aber lieber Hennlein wilt/ die rundesten/ wie oben gesagt worden. Einer Hennen solt du über fünff und zwantzig Eyer nicht unterlegen/ ob sie schon mehr gelegt hat. Etliche legen nicht über siebenzehen oder neunzehen unter. Die Zahl der untergelegten Eyer sol allzeit ungerad seyn/ und nicht allzeit im Jahr gleich. Dan zum ersten im Jener sol man ihnen 15. unterlegen/ und nicht weniger/ im Aprill
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ein und zwantzig/ und gleich so viel den gantzen Sommer durch/ biß zu Anfang des Weinmonats/ darnach ist diese Sorg umbsonst/ dan die Hünlein so in der Kälte geboren werden/ sterben gemeiniglich/ wie Columella, Varro, Plinius, Palladius und Florentinus berichten. Man vermeint gemeiniglich/ es sey nicht mehr gut junge Hüner nach der Sommersonnenwende auffzuziehen/ dann ob sie gleich wohl ernehret können werden/ so nehmen sie doch nicht so wohl zu mit wachsen. Wann es aber nahe bey der Stadt ist/ da man die jungen Hüner theur verkauffen kan/ und da sie nicht so bald sterben/ kan man sie im Sommer wohl auffziehen/ sagen Columella und Varro. Die Eyer so man unterlegen wil/ sollen auch meistentheils zu der Zeit gelegt seyn/ wenn der West-Wind wehet/ biß auff den Herbst/ da Tag und Nacht gleich ist/ nehmlich vom siebenden Tag des Hornungs biß auff den zwantzigsten des Herbstmonats. Darumb sol man dieselbe an einen besondern Orth darzu behalten/ dann welche vor und hernach gelegt werden/ deren sol man keines unterlegen/ dieweil sie unvollkommen und unfruchtbar sind. Die beste Zeit aber zu brüten ist die Sommersonnenwende/ das ist vom 24. Tag des Mertzens biß auff den siebenden Tag des Meyens/ wie Florentinus lehret. So oft man aber eine Gluckhenne setzen wil/ sol man acht haben daß dieses im zunehmenden Mond geschehe/ von dem zehenden Tag an biß auff den fünfzehenden/ dann diese Zeit ist die beste/ Hennen zu setzen; und sol man zusehen/ daß wann die Hünlein außkriechen/ der Mond auch zunehme. Die aber so vor dem neuen Mond untergelegt/ werden zu nicht/ wie Columella und Florentinus melden. Etliche sind der Meinung/ daß auß allen denen Eyern so in dem vollen Mond untergelegt werden/ Hünlein gebohren werden/ und darzu sollen auch die besten seyn so im vollen Mond gelegt sind/ darnach müsse man auff die Zeit also acht haben/ daß sie auch im vollen Mond außschlieffen.
Was
für Sorg und Fleiß man zu den Leghennen
und Bruthennen anwenden müsse.
Wie man die Eyer unterlegen solle/ wird von denen/ so fleissig damit umbgehen/ auff folgende weise verrichtet: Zum ersten erwehlen sie die aller heimlichste Nester/ damit die Bruthennen von andern Vögeln nicht beunruhigt werden. Darnach ehe dann sie dieselbe bestreuen/ reinigen sie sie zuvor/ beräuchern auch das Gestreu (das sie darein streuen wollen) zuvor mit Schwefel/Bech/ und brennenden Kinhartz/ und legen es also in die Nester; nachdem sie solche hol gemacht haben/ auff daß die Eyer nicht herauß fallen/ wann die Hüner darein oder darauß fliegen. Es legen auch etliche unter das Gestreu etwas Gras und Lorbeerzweig/ auch Knoblauch Köpffe mit eisern Nägeln/ und meynen dieses alles solle wider den Donner dienen/ als von welchem die Eyer beschädiget/ und die Hünlein sterben/ ehe dann sie gar außgeformet werden. Welcher auch die Eyer unterlegt/ der hab acht daßer nit eins nach dem andern in das Nest lege/ sondern er nehme die Eyer alle zusammen in ein hölzern Züberlein/ und schütte sie gemählich auff einmal in das bereitete Nest. Man sol auch den Bruthennen ihre Speiß nahe herzu legen/ auff daß sie desto fleissiger im Nest verharren/ wannn sie satt sind/ und die Eyer nicht kalt werden/ wann sie weit darvon gehen. Etliche schliessen sie ein den gantzen Tag und die gantze Nacht zu brüten/ ohn allein zu Abend und am Morgen/ da man ihnen zu essen und zu trincken gibt. Und wiewohl sie die Eyer selbst mit den Füssen umbwenden/ so sol doch der Hüter herumb gehen/ wann sie von den Nestern sind/ und die Eyer mit der Hand umbwenden/ damit sie überal gleich warm und lebendig werden. Auch wann er etliche siehet die mit den Füssen zerbrochen und verletzt sind/ daß er dieselbe hinweg thue. Wann er nun dieses gethan/ so sol er am neunzehenden Tag sehen/ ob die Hünlein die Eyer mit den Schnäblein durchstossen oder gepickt haben/ und hören ob sie pipsen; dann sie können wegen der harten Schalen nicht heraußkommen: wann sie dann also stecken/ muß man sie mit der Hand heraußziehen/ und der Mutter unterlegen dieselbige zu erwärmen/ und das darff man nicht länger als drey Tag thun/ dann welches Ey nach dem ein und zwantzigsten Tag noch still ist/ darin ist kein Vogel zu verhoffen. Darumb sol man sie hinweg thun/ damit die Gluckhenn nicht umsonst darüber brüte. Es werden aber die Eyer eben in ein und zwantzig Tagen außgebrütet/ auß Ursachen/ weil die Vögel das Brüten länger nit ertragen können/ und das Hünlein in weniger Zeit seine vollkommene Gestalt nicht erlangen kan. Der Hüter sol auch wol acht haben/ daß wann diese Vögel legen/ ihre Nester mit reinem Gestreu bestreuet seyen/ daß sonst werden sie von den Flöhen und andern beissenden Thieren beschädigt/ welche die Vögel mit sich bringen/ wan sie zu dem vorigen Nest heimkommen.Der Hüter sol auch emsig auff die legende Hennen sehen/ welches sie anzeigen mit stetem gackern und heller Stimm; da sol er dann die gelegten Eyer eilends auffheben/ und zeichnen welche einen jeden Tag gelegt worden/ damit man den Bruthennen die aller frischesten unterlegen könne/ die übrigen kan man behalten/ oder verkauffen. Ob die gebrütete Eyer den Saamen/ oder das Hünlein in sich haben/ kan der Hüter nach vier Tagen wol wissen/ wann er dieselbe gegen dem Tag oder Sonnenschein hält/ dann wann das Ey gar hell scheinet/ sol man es hinweg werffen/ und ein anders an die statt legen/ wie Columella, Varro und Florentinus darvon schreiben. Die guten Eyer haben am vierdten Tag Blutäderlein in ihnen: wo aber das nicht ist/ sondern sie gegen der Sonnen gehalten/ hell und klar sind am spitzen Theil/ sol man sie hinwerffen/ sagt Albertus. Wie man die Eyer im Wasser bewehre/ (welches aber vielmehr geschehen sol/ ehe man sie unterlegt/) ist droben
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gesagt worden. Es ist auch viel daran gelegen/ daß man die Eyer nicht erschüttere/ oder sonst zuviel berühre/ damit die lebliche Adern darin sich nicht verwerren/ und das Hünlein also verderbt werde. Etliche wollen/ man solle sie gar nicht berühren/ daher werden sie gewöhnlich besser an einem duncklen oder heimlichen Ort gebrütet/ als wo man stets darzu kommen und sie angreiffen kan/ sagt Albertus.
Von
den Eyern unterschiedlicher Vögel
die den Hünern können unter gelegt werden.
Man legt den Hennen vieler Vögel Eyer unter/ als der zahmen und wilden Enten/ deßgleichen der Gänße/ wie wir droben bey denselbigen Vögeln gesagt haben/ und hernach weiter im Pfawen sagen wollen/ wie man ihnen auch derselbigen Eyer unterlege. Wie man aber von dem Fasanen Männlein und einer Hennen Fasanen ziehen könne/ lehrt Gyb. Longolius in seinem Gespräch/ welches er mit dem Pamphilo von den Vögeln hält/ und folgendes Innhalts ist.
Long. Ich habe etliche gekennet/ die bey uns mit einer sondern Kunst Fasanen und Hennen zusammen gelassen/ und darmit ein groß Geld gelöst haben. Pamp. Lieber zeige mit diese Kunst an. Long. Den Fasanen verschliest man auff das fleissigste in ein Häußlein/ das zehen Schuh lang und breit ist/ verwahret dasselbe allenthalben vor der Lufft mit geflochtenen Hürden so mit Leimen beworffen worden/ und machet zu oberst auff dem Tach Fensterlein darein/ die alle gegen Mittag gerichtet seyen/ auff daß der Tag gantz hell heinein scheine. In der mitten muß man mit geflochtenen Hürden das Häußlein theilen/ die Hürd sol so weit geflochten seyn/ daß der Vogel den Kopff und Hals hindurch stecken könne. An dem andern Orth hat der Fasan allein seine Wohnung. Pamp. Was ist aber in dem andern Theil/ bleibet derselbe ledig? Long. Du wirst es hören. Zu Anfang des Frühlings siehet man sich umb nach etlichen zahmen Hennen/ die fruchtbahr seyen/ diese müssen aber mit mancherley Federn gezieret seyn/ daß sie fast den Fasanen Weiblein etlicher massen gleichen. Diese Hennen erhält man etliche Tag mit der gemeinen und bräuchlichen Speiß/ doch wirfft man ihnen die Speiß also für/ daß der Fasan den Halß durch die Hürd strecken/ und mit den Hennen essen könne. Pamp. Lieber auß was Ursach wird er nicht zu den Hennen gelassen? Long. Anfangs lernen sie auff diese Weiß bey den Hennen gewohnen/ so können sie auch derselben keinen Schaden zufügen/ dieweil sie als in einer Gefängnuß darvon abgehalten werden/ dann sie sind/ wann sie erst gefangen/ so wild/ daß sie auch der Pfawen nicht verschonen/ sondern dieselbe von Stund an zerreissen. Nach dem er nun etliche Tag auß Beywohnung der Hennen zahmer worden ist/ so wird eine/ die vor andern gegen ihm zahm ist/ zu ihm hinein gelassen/ und gibt man ihnen genug zu essen. Pamp. Wie gehet es mit den übrigen? Long. Der Fasan tödtet gewöhnlich die erste/ damit nun der Hüter seine Hoffnung nicht gar verliere/ ernehrt er die übrigen zu einem Zusatz. Pamp. Was thut man aber wann ihrer wenig werden/ und alle Hoffnung nur auff einer stehet? Long. Alsdann greifft man den Mörder/ und brennet ihm seinen Schnabel mit einem glüenden Eisen/ und wäschet ihm seinen Hindern mit gebrantem Wein. Pamp. O des trefflich ersonnenen Fleisches. Long. Nach dem der Hüter innen worden/ daß die Hennen von ihm betretten sind/ so scheidet er sie alsobald von einander/ und läst ihm ein neu Kebsweib zu/ mit welcher er als mit seinem Weib das Ey lege. Alle Eyer aber welche dieselbe gelegt hat/ werden andern Bruthennen untergelegt. Pamp. Die haben vielleicht von den andern Henneneyern keinen Unterschied? Long. Ja, sie sind allenthalben mit schwartzen Flecken besprengt/ sind darzu viel schöner und grösser. Wann aber die Junge außgeschlossen sind/ werden sie von der Hennen absonderlich aufferzogen/ bevorab mit dem Buchweizen. Dieses macht man mit Leschwasser zu einem Teig/ und mischet frische Eppichblätter zerschnitten darunter. Man gibt ihnen auch Beeren so vom Winter überblieben sind: dann sie essen dieselbe gern/ und nehmen darvon wol zu. Pamp. Doch glaub ich nicht daß sie in allen Stücken dem Vatter gleich sehen. Long. Sie sind ihm nicht gleich: aber die so von diesen Betrug nichts wissen/ werden ihn nicht leichtlich spüren. Wenn aber Weiblein von dieser Zucht geboren werden/ so bringen dieselbe/ wann sie zum Vatter gelassen werden/ in der ersten oder andern Geburt Jungen/ die dem Vatter nicht im geringsten ungleich sind. Pamp. So nimt es mich dann wunder/ daß nicht alle Hünerhäußlein voll Fasanen sind. Long. Ich habe keinen Zweifel daran/ daß einer einen grossen Nutzen darvon haben könne/ wenn er sich nur der Arbeit/ und des Kostens nicht dauren läßt. Dann er muß etliche arme Leut halten/ die ihm alle Tag wegen der Beeren in die Wälder hinauß lauffen: dann ohne diese kan man nichts gutes hoffen. Dieses schreibet der obgenannte Gyb. Longolius.
Wie die Eyer ohne eine Bruthenn außgebrütet werden.
Zu mittelmässiger Zeit/ da es nemlich weder zu kalt noch zu warm ist im Jahr/ oder an einem warmen Orth/ werden die Eyer der Vögel/ wie auch der vierfüssigen Thiere/ die da Eyer legen/ ohn das brüten der Eltern außgebrütet: dann diese Thier alle gebehren auff der Erden/ da werden denn die Eyer von der Wärme des Erdreichs gebrütet. Dann daß etliche vierfüssige Thier stets über ihren Eyern sitzen/ thun sie solches mehr und hütens als umb brüten willen/ wie Aristoteles schreibt. Und sagt Albertus, daß wenn man Eyer in ein warm
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Geschirr/ und mit warmem Werck bedecke/ so werden die Jungen von der sanfften Wärme außgebrütet: sonderlich aber von der leblichen Wärme eines Thiers/ als wann jemand dieselbe im Busen trägt/ oder wann sie unter warmen Mist gelegt werden/ oder Aschen/ so nach und nach gewärmet werden/ und dergleichen. Wann eine Henne nicht brütet/ so kanst du auff diese weiß Junge bekommen: An welchem Tag du einer Henne pflegst die Eyer unter zu legen/ am selbigen Tag nehme Hünerkaat/ den zerreibe/ beutele ihn durch ein Sieb/ und thu ihn in ein weit Geschirr/ belege dasselbe mit Hennenfedern/ nach dem leg die Eyer auffrecht darein/ also/ daß die Spitzen über sich stehen: darnach spreng so viel von diesem Kaat darauff/ biß daß sie allenthalben bedeckt werden. Wenn du aber zween oder drey Tag die Eyer also unberührt hast liegen lassen/ so kehre sie hernach alle Tag umb/ siehe darbey zu daß sie einander nicht berühren/ damit sie gleich warm werden. Nach dem zwanzigsten Tag aber/ wann die Hünlein unter der Hennen anfangen außzukriechen/ wirst du die finden so schon gepickt haben: umb welcher Ursach willen man den Tag auffzeichnet/ an welchem man sie unter gelegt hat/ damit man die Zahl der Tage nicht vergesse: darumb ziehe am zwantzigsten Tag ihnen die Schalen ab/ setze die Jungen in ein Geschirr/ und erhalte sie mit zarten und angenehmen Speisen: geb ihnen auch eine Henne zu/ die es ihnen alles brosame und vorbereite/ wie Democritus in Geoponicis lehrt. Hieronym. Cardanus heisset zween Pfülwen oder Küssen von diesen obgenannten gebeutelten Hünerkaat füllen: darnach solle man an beyde Pfülwen linde Pflaumfedern neben/ die Eyer auffrecht auff das eine Kissen stellen/ und das ander darauf legen an einem warmen Orth/ und die Eyer darinn unberührt zween Tag liegen lassen/ hernach aber biß auff den zwantzigsten Tag dieselbe also umbkehren/ daß sie gleich warm werden/ so wird man am 22. Tag die Jungen herauß ziehen können. Man sagt/ daß in etlichen Ländern Leute seyen/ die kleine Ofen haben/ welche sie ein wenig warm machen/ also/ daß des Ofens Wärme der Hennen Wärme nicht ungleich sey: und legen denn in den Ofen viel Federn/ und tausend Henneneyer/ welche nach 20. Tagen außgebrütet werden/ sagt Crescentiensis. In Egypten nicht weit von der Stadt Alkair, werden die Eyer auch durch Kunst außgebrütet. Sie bereiten einen Ofen mit vielen Löchern/ in welchem sie mancherley/ als Hüner/ Gänß/ und anderer Vögel Eyer legen: darnach bedecken sie den Ofen mit warmen Mist: und wann es die Nothdurfft erfordert/ machen sie ein Fewer umb den Ofen herumb. Also werden die Eyer zu seiner Zeit zeitig/ wie bey uns die Schlangeneyer im warmen Mist/ wie Hieronymus Tragus berichtet. Man sagt von einem Zechbruder zu Syracuß/ daß derselbe so lang getruncken und geprasset hab/ biß daß die Eyer/ so mit Erden bedeckt waren/ außgebrütet worden/ wie Plinius bezeuget.
Was für Sorg man an die außgebrütete Hünlein wenden solle.
Wann die Jungen außgeschlossen/ soll man ihnen erstlich frisch Gestreu unterlegen/ damit die Flöhe und Erdläuß ihnen keinen Schaden thun. Man soll auch denen Hennen so viel Junge haben etliche nehmen: un den andern so nicht viel haben/ zugeben: und wann etliche Eyer noch nicht außgebrütet/ sol man dieselbe auch einer andern unter legen/ die sie gar außbrüte/ damit sie sampt den andern lebendig werden. Es sind in dem Theil Alexandriae, so gegen Egypten zu gelegen/ Hennen/ Monosirae genanm/ (von welchen sehr streitbahre Hanen geboren werden) dieselbige brüten zwey oder dreymal nach einander/ nemlich wann man ihnen allzeit die Jungen entzeucht/ und dieselbige absonderlich ernehrt/ also/ daß zuweilen eine Henne auff die zwey und viertzig/ oder auff die sechtzig Hünlein außbrütet/ wie Florentinus schreibt. Nach dem aber die Hünlein außgeschloffen sind/ sol man zweyer oder dreyer Glucken Hünlein einer Mutter/ die ihrer am besten wartet/ zu ernehren und auffzuziehen geben/ und zwar dieweil dieselbe noch jung sind/ sonderlich am ersten Tag ehe dann die Mutter ihre Jungen vor den Fremden erkennet. Doch sol man hierinn auch Maß halten: dann eine Henne sol nicht über dreissig Stück führen/ dieweil/ wie man vermeint/ eine nicht mehr ernehren kan. Man sol auch die junge Hünlein nicht gleich hinweg nehmen so bald sie außgeschloffen/ sondern einen Tag bey der Mutter im Nest lassen/ und ihnen so lang nichts zu essen oder zu trincken geben/ biß sie alle außgeschloffen. An dem folgenden Tag wann die Herde außgeschloffen ist/ nimmt man sie auff diese Weiß herauß: Man sol die Hünlein in ein weites Sib legen/ und mit Poleyen beräuchern/ welches sie bewahret vor dem Pips/ davon die zarte Hünlein bald sterben. Nach dem sol man sie mit der Mutter in einen Kefich oder Störtze schliessen/ und mit Gerstenmeel in Wasser gesotten/ oder mit Speltzenmeel mit Wein besprengt nehren. Dann man muß wohl acht haben/ daß sie gute verdäuliche Speiß essen; darumb so man sie drey Tag mit der Mutter in der Störtze halten/ und ehe man sie zu der neuen Speiß außlässet/ sol man zuvorfühlen/ ob sie nichts von der gestrigen Speiß im Kropff haben: dann wann der Kropff nicht leer ist/ so bedeutet es die Undäwligkeit: darumb so man sie fasten lassen biß sie verdäwen. Man sol aber die Jungen nicht zu weit lassen außschweiffen/ sondern bey der Störtze halten/ und mit Gestenmeel speisen/ biß sie erstarcken. Man sol auch gute Sorg haben/ daß sie nicht von den Schlangen angepfeyset werden/ welcher Geruch so gifftig ist/ daß er die gantze Herd tödtet. Wieder dieses ist gut daß man offt Hirschhorn/ oder Galbanum, oder Weiberhaar anzünde: dann mit solchem Räuchern vertreibt man gedachten Gifft. Sie sollen auch laulicht warm gehalten werden: dann sie können weder Hitz noch Kälte erleiden.
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Darumb ist das beste daß man sie im Hünerhauß mit der Mutter verschlossen halte/ und erst nach dem viertzigsten Tag außlauffen lasse. Dieweil sie noch jung sind/ muß man sie fangen/ und ihnen die Federn unter dem Schwantz umb den Hindern außropffen/ daß sie ihnen also den Hindern verstopffen: welches ob man es schon fleissig verhütet/ so geschieht es doch offt daß der Bauch keinen Außgang hat: darumb sticht man ihn denselben mit einer Feder durch/ und machet der verdäwten Speiß einen Außgang. Varro sagt/ man solle die ersten fünffzehen Tag (wan man ihnen Sand untergestreuet hat/ damit sie die Schnäbel auff der harten Erden nicht verletzen) ihnen Gerstenmeel mit Kressensaamen/ ein wenig vorhin mit Wasser vermischt/ zu essen geben; und damit es ihnen hernach nicht schwelle/ sol man ihnen nichts zu trincken geben. Gerstenmeel und Kleyen und Wasser vermengt ist auch ihre Speiß. Thu in ein Geschirr Kühe/ Esel oder Roßmist/ und stelle es den Jungen für: dann darinn wachsen nach zehen Tagen Würmlein/ welche den Jungen zur Nahrung dienen. Der Orth da sie sich auffhalten/ sol von der Sonnen beschienen/ und mit einem Netze umbgeben seyn/ damit sie Wärme haben: daß sie auch nicht außfliegen/ oder die schädliche Vögel zu ihnen hinein kommen können. Sie sollen nicht zu kalt oder zu warm gehalten werden: dann diese beyde Stück schaden ihnen. Damit die Jungen bald wachsen/ so nimm die Schalen darauß die Jungen geschloffen sind/ nachdem du das innere Häutlein darvon gethan/ zerstoß und vermisch sie mit Saltz und einem hartgesottenem Ey/ und stelle es den Jungen/ an statt der ersten Speiß/ zu essen für.
Wie man die Eyer lang unversehrt behalten könne.
Wann man die Eyer lang behalten so legt man sie im Winter in Spreuer/ und im Sommer in Aschen. Etliche legen sie zuvor sechs Stund in gestossen Saltz/ darnach waschen sie dieselbe und vergraben sie in Spreuer oder Aschen. Viel legen sie in gantze/ andere aber in zerstossene Bonen/ andere in gantz Saltz/ etliche aber duncken sie zuvor in ein warm Saltzwasser. Ob aber schon das Saltz die Eyer nicht verfaulen läßt/ so machet es doch dieselbe kleiner/ und bleiben nicht voll davon/ welches denn einen der sie kauffen wil/ abschrecket. Welche die Eyer in Saltzwasser stossen/ die können sie auch nicht gantz voll behalten/ wie Columella und Leontinus schreiben - Plinius sagt es sey das beste daß man die Eyer in Bonenmeel lege. Etliche verbergen sie in Roggen/ in dem sie noch frisch sind/ oder in Aschen/ also/ daß der spitze Theil unten sey/ darnach schütten sie wieder Roggen oder Aschen oben darauff.
Etliche Mittel so wieder die Kranckheiten der Hüner dienlich sind.
Wann die Jungen nunmehr starck genug worden/ sol man acht haben daß weder sie noch die Mütter den Pips bekommen; damit aber dasselbige nicht geschehe/ stehet man daß sie rein Wasser auß reinen Geschirren trincken: man sol auch die Hünerhäuser allezeit räuchern und von ihrem Mist reinigen. Diese Kranckheit aber rühret gemeiniglich daher/ wann sie Kälte und Hunger leiden müssen/ oder wann sie im Sommer das Wasser trincken das in den Höfen stehet: auch wann man ihnen Feygen oder Trauben zu essen gegeben hat. Als welche Speisen man weder den Hünern noch anderen Vögeln zulassen sol: und damit sie ein Abscheuen darvor gewinnen/ samlet man die wilden Trauben vom Stock wann sie noch nicht zeitig sind/ und kochet dieselbige mit reinem weissen Meel/ und gibts den hungerigen Hünern zu essen/ so werden sie durch den Geschmack so abgeschrecket/ daß sie keine Trauben mehr essen. Das thun auch die wilde Feygen/ wann man sie den Vögeln also bereitet/ haben sie einen Eckel vor allen Feygen/ sagt Columella. Für den Pips heist Leontinus ihnen Tosten in Wasser gebeitzt zu essen geben. Man beräuchert sie auch für diese Sucht mit Lorbeerästen und Sebenbaum/ ziehet ihnen darnach eine Feder überzwerch durch die Nasen/ und beweget dieselbe alle Tag darinn. Ihre Speiß sol seyn Knoblauch mit Meel/ oder mit Wasser begossen/ darinn ein Nachteil sich gebadet habe/ wie Plinius lehrt. Welcher auch sagt/ man solle ihnen Hartriegelbeeren darfür in der Speiß geben. Wann sie den Pips bekommen/ so wächst ihnen ein weisses Häutlein vornen an der Zungen/ das ziehet man ihnen gemächlich mit den Fingern oder einem Messerlein herab/ und sprengt ihnen Aschen oder gestossenen Knoblauch an das gereinigte Orth. Etliche ziehen den Hünern eine Feder durch die Naß/ und wann sie ihnen den Pips von der Zungen benommen/ geben sie ihnen Salbey mit Speck/ oder Wein und Brod darauff zu essen. Man schneidet auch Knoblauch klein/ wirfft denselben in warm Oel/ und nach dem er kalt worden/ so reibt man den Hennen den Schnabel inwendig damit: wenn sie aber denselben auch essen/ wird es ihnen desto besser helffen/ wie Palladius und Paxamus melden. Oder gebe ihnen über Knoblauch zu trincken. Etliche siden Knoblauch in Menschenharn/ und waschen den Schnabel der Hennen darmit/ doch behutsam/ damit ihnen nichts davon in die Augen komme. Etliche stossen ihnen für diese Sucht Knoblauch mit Oel geschmieret in den Halß: andere befeuchtigen ihnen den Schnabel inwendig mit warmen Menschenharn/ und halten ihnen denselben so lang zu/ biß daß sie den Pips zur Nasen herauß trucken. Es ist auch gut/ daß man ihnen Speichelkraut oder Läußbeeren/ (semen staphisagriae) zu essen/ oder dieselbe rein zerstossen/ in Wasser zu trincken gebe. Etliche machen einen
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Rauch auß Toften/ Isop/ und Thym/ und halten der Hennen den Kopff darüber/ und reiben ihr den Schnabel mit Knoblauch. Solche Artzneneyen aber braucht man zu denen/ so nicht gar kranck sind. Dann wann ihnen der Pips die Augen überzogen/ und sie nicht mehr essen mögen/ so schneidet man ihnen die Wangen auff/ und drücket den Eyter herauß er sich unter den Augen gesamlet hat/ darnach sprengt man ihnen Saltz in die Wunden. Wann sie bittere Feygbonen essen/ sagt Palladius, so wachsen ihnen Blätterlein unter den Augen/ wenn man ihnen dieselbe mit einer Nadel nicht auffsticht/ so erblinden sie darvon. Die Augen sol man ihnen außwendig mit Burtzelsafft/ und Frawenmilch/ oder mit Salarmoniac/ darunter Honig und Kümmel/ jedes gleich viel/ gemischet/ bestreichen. Für die Läuß/ so ihnen grossen Schaden thun/ sonderlich wann sie brüten/ ist der Läußkrautsaamen auch gut/ gleich so viel Kümel mit Wein daruntergestossen: dieses thut auch das Wasser darinn bittere oder wilde Feygbonen gekocht/ wann es ihnen durch die Federn auff die Haut tringt. Den Durchlauff wirst du ihnen benehmen/ wann du ein Handvoll Gerstenmeel/ mit Wachs in Wein vermischest/ und ihnen Kügelein davon machst/ und vor anderer Speiß zu essen gibst/ deßgleichen Aepffel oder Quitten gekocht/ und die Brühe zu trincken gegeben/ ist auch gut darfür. Diese Quitten in der Aschen gebraten/ dienen auch darzu/ wie Paxamus lehret. Wann ihnen ihr Kaat an den Füssen behangt/ bekomen sie davon das Podagra. Die Hennen werden nicht mißgebehren/ wann du ihnen einen gebratenen Eyerdotter mit gleich so viel Rosinlein zerstossen vor anderer Speiß zu essen gibst/ wie Leontinus und Pamphilus schreiben.
Wie man die Thier/ so diesen Gevögel Schaden thun/ vertreiben solle.
Hiervon ist auch droben bey dem Hanen etwas gesagt worden. Die Katz wird den Hennen keinen Schaden thun/ wann man ihnen wilde Rauten unter die Flügel henckt. Dieses wird auch für die Füchs dienen: und noch viel kräfftiger/ wann du Katzen oder Fuchsgallen ihnen unter die Speiß mischest/ wie Africanus und Democritus berichten. Der Fuchs und Weyhe sind Feinde/ weil sie alle beyde die Hüner rauben. Bey den Hünerhäusern solt du unterweilen Hirschhorn brennen/ damit die Schlangen nicht darzukommen/ dann von dem Geruch desselben sterben die Schlangen. Die Fuchs und andere Thier zu vertreiben/ sol man umb die Wohnung der Hennen alles das außreuten/ darinnen dieselbe verborgen liegen. Des Nachts sollen sie wol verschlossen seyn: man sol sie auch ausser ihrer Wohnung gar nicht lassen übernachten: dann man sagt/ es seye die List des Fuchs so groß/ daß wenn er sie sehe in der Höhe sitzen/ er ihnen seine scheinende Augen zeige als Liecht/ auch seinen Schwantz bewege/ gleich als einen Stecken damit er sie werffen wolle/ daß sie also erschreckt herab fallen/ und von ihm genommen werden. Sie leidens auch viel Auffsatzes von den Weyhen/ und andern Raubvögeln/ sonderlich den Adlern: wieder diese stellt man Strick/ oder legt wilde Weinreben/ über das Orth da sie sich bey Tag auffhalten/ damit sie nicht zu ihnen kommen können. Man fänget auch die Füchs mit Fuchsbrettern/ oder andern Künsten: die Weyhen mit Netzen/ Vogelleim oder Stricken/ wie Crescentiensis lehret. Die Marter und Iltiß/ Frettel und Wiesel sind alle den Hünern gehässig: und wann sie dieselbe fangen/ heissen sie ihnen erstlich auff den Kopff und in das Hirn/ damit sie nicht schreyen können. Etliche sagen/ daß das Wieselein ihnen allein die Eyer nehme und außtrincke/ aber keinen weitern Schaden thue. Man sagt/ daß wenn einer mit einer schwartzen Reben den Hünerhof umbzäune/ die Habicht darvon fliegen/ und die Hüner sicher darin bleiben/ wie Plinius schreibt.
Von der Speiß und Nahrung der Hüner.
Zu der Zeit wann sie auffhören zu legen/ das ist im Wintermonat/ sol man ihnen die gute Speiß entziehen/ und Trester geben/ darunter kan man ihnen zuweilen den Unrath vom gereuterten Weitzen vermischen. Zu anderer Zeit des Jahrs sol man ihnen die Trester nicht geben: dann ob sie schon wol speisen/ legen sie doch kleine Eyer darvon/ und brüten dieselbe selten auß. Man gebe ihnen aber was Speiß man wolle/ so sol man ihnen dieselbe Morgens und Abends bey ihrem Häußlein vorwerffen/ auff daß sie am Morgen nit alsobald weit von ihrem Häußlein außschweiffen/ und am Abend sich wieder desto ehe/ auß Hoffnung der Speiß nach Hauß begeben. So kan man sie auch desto besser zehlen/ dann das Gevögel betriegt seinen Hüter gar bald/ wie Columella schreibt. Welcher weiter spricht: Den Hennen gibt man zur besten Speiß/ gemahlen Gersten/ Wicken/ Erbsen/ Hirsen oder Heidenkorn/ wann nehmlich diese Frucht wolfeil ist. Wann es aber theuer ist/ gibt man ihnen das außgereuterte von dem Weitzen: dan dieselbige Frucht ist für sich selbst den Vögeln schädlich/ ob sie gleich am aller wolfeilsten. Man kan ihnen auch gekochten Lulch oder Raden fürwerffen/ oder Kleyen darinn noch etwas Meels ist: dann wann sie kein Meel hat/ ist sie ihnen nicht gut/ und essens die Hüner auch nicht so gern. Wann sie nüchtern sind haben sie einen grossen Lust zum weissen Kleekraut/ Cytisus genannt/ und desselben Krauts nicht ein Überfluß sey. Es macht nicht allein die Hüner/ sondern alles an der Viehe fett. Aristomachus heist diesen Saamen den Hennen grün geben. Florentinus sagt/ man solle ihnen das Kraut und den Saamen/ wann sie dürr sind/ in Wasser einweichen/ dann also geben sie ihnen eben so viel Nahrung/ als wenn sie noch grün weren. Die Maß aber sol man in der Speiß also halten/ daß
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man den außschweiffenden zwey Becherlein Gersten gebe: doch sol man ihnen etwas vom Cytiso darunter mischen: oder wan man denselbigen nicht hat/ Wicken oder Hirsen. Hanffsaamen benimmt den Menschen den Saamen/ den Hennen aber mehret er denselben: dann welche Hennen zur Winterszeit damit gespeist werden/ die legen den gantzen Winter/ und die andern nicht. Was man ihnen aber vor Speiß geben solle/ damit sie viel und grosse Eyer legen/ ist droben genugsam gesagt worden.
Wie man die Hennen mesten solle.
Dieses geschiehet auff folgende weise: Am ersten sol darzu ein Orth erwehlet werden/ der warm und dunkel sey/ da sol man einen jeden Vogel in einem engen Kefich oder Körblein auffhencken/ so eng beschlossen/ daß sie sich nicht umbwenden können: diese Körblein sollen zwey Löcher haben/ daß sie zu einem den Kopff/ und zum andern den Schwanz und Hindern herauß strecken/ damit sie essen können/ und von ihrem Kaat nicht verunreinigt werden. Man sol ihnen reine Sprewer und weich Heu oder Grummer unterstreuen: dann wann sie hart liegen/ werden sie nicht leichtlich fett. Die Federn so sie auf dem Kopff und umb den Hindern haben/ sol man ihnen alle außropffen/ daß ihnen nicht Läuß auff dem Kopff wachsen/ und der Kaat sich nicht hinden anhencke/ und ihnen schade. Ihre Speiß sol seyn/ Gerstenmeel/ das machet man mit Wasser an/ und machet Kügelein darauß/ damit sie gemestet werden. Doch sol man ihnen deren zum erstenmahl nicht viel geben/ biß sie gewohnen viel zu verdäwen: dann man sol alle Undäwligkeit vermeiden/ und ihnen nicht mehr geben als sie verdäwen können. So sol man ihnen auch nicht wieder zu essen geben/ man fühle dann daß die Kropff leer seyen. Und wann der Vogel satt ist/ sol man ihn ein wenig auß dem Korb heraußlassen/ doch daß er nicht weit umbschweiffe; sondern wann ihn etwas beist oder sticht/ daß er dasselbe mit dem Schnabel hinweg thun könne. Also verfähret man gemeiniglich mit allen Thieren die man mesten wil. Welche aber wollen/ daß die Vögel nicht allein fett/ sondern auch zart werden/ die besprengen das genannte Meel mit Honigwasser/ und mesten also die Vögel damit. Etliche thun ein theil Weins unter drey theil Wassers/ darinn netzen sie Weizenbrodt/ und machen die Vögel damit fett. Wann man einen Vogel am ersten Tag nach dem neuen Liecht anfängt zu mesten (darauff man auch acht haben sol) so ist er am zwanzigsten Tag fett genug. Bekommt er aber einen Eckel über der Speiß/ so sol man ihm dieselbige so viel Tag verringern/ so viel Tag er an der Mestung gestanden ist: doch daß nicht mehr als fünff und zwantzig Tag zusamen mit dem mesten zubracht werden. Das ist das fürnembste zu gedencken/ daß man den grossen Vögeln die beste Speiß gebe/ so wird aller Kosten und Arbeit wol vergolten/ wie Columella und Varro schreiben. Cato aber heist die Hennen und Gänß also mesten: Verschließ eine junge Henne/ so zum erstenmahl gelegt hat/ mache Kügelein auß Gerstenmeel/ netze dieselbe in Wasser und gebe es ihr ein/ thue alle Tag zwey mal/ und gebe ihr umb den Mittag zu trincken/ und laß das Trincken nicht über eine Stund vor ihr stehen. Also meste auch eine Gans: ohne allein daß du derselbigen vorhin zwey mal im Tag zu trincken/ und zwey mal zu essen geben solt. Es werden aber hierzu nicht alle Hennen/ sondern allein die so fette Hälß haben/ außerlesen: man erwehlet auch die größten darzu. Im Winter werden sie fetter als im Sommer/ wie Plinius und Platina berichten. Ein mehreres hiervon ist allbereit oben angedeutet worden. Allen Früchten womit das Feder-Vieh gemestet wird/ ist das Mais Welsch- oder Türckisch Korn vorzuziehen. Welches dann so es sonderlich in wohl gedüngter Erden gezogen/ so fett und nahrhaft wird/ daß die Hüner in kurzer Zeit überauß fett darvon werden. Es machet auch diese Frucht das Federvieh so zart und mürb/ daß es solches mercklich allem andern gemesteten kan vorgezogen werden. Es ist aber dabey in acht zu nehmen/ daß man dieses Türckische Korn etwas trucknen lasse/ dann von dem frischen sonsten die Hüner leicht den Pips bekommen.
Was von diesem Vogel dem Menschen nützlich seye.
Denen so Fieber haben/ sol man verschnittene Hennen zu essen geben/ dann ihr Fleisch ist weisser/ besser und zärter/ wird auch bald und leichtlich verdäwet/ und ist lieblich zu essen/ wie Mich. Savonarola schreibet. Wann man spüret daß die Biene an die Speiß Mangel haben/ sol man ihnen für die Löcher roh Hennenfleisch/ und Rosinlein legen/ sagt Plinius. Das Gold wird auff Marmorstein und auff die Ding so nicht glüend werden/ mit Eyerklar auffgestrichen. Wie man mit diesem Eyerweiß Glaß zusammenleime/ ist oben gesagt. Wann die Apotecker die Syrup oder andere Träncke weiß und hell machen wollen/ brauchen sie das Eyerweiß/ zuweilen auch die Schalen/ und rühren es darein. Rühre Eyerklar mit einem Reißlein biß daß es zu Schaum wird/ thu denselben auff einen Syrup/ oder ein andern dergleichen heissen Tranck/ und nach dem er schwartz worden ist/ so hebe ihn mit einem Schaumlöffel/ oder anderm Instrument ab/ und thue andern darauff/ dieses treib so lang/ biß daß der Syrup hell worden ist. Damit ein Wein von Stund an lauter werde/ so werffe Eyerklar/ so viel als von nöthen ist/ in ein Geschirrr/ und rühre den Wein biß daß er schäumet: thu auch ein wenig rein Saltz darzu/ so wird er darvon weiß werden. Dann der Dotter hat fast gleiche Eigenschafft mit der Hefen/ wie das
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klare mit dem Wein: darumb wann man Eyer mit Kalck und Sand in Wein legt/ wird er hell darvon: dann der Sand und der Kalck durchfressen den Wein: der Dotter aber ziehet die Hefen an sich/ wie Aristoteles sagt. Wann man Wasser zu Saltz siedet/ so gestehet das Saltz nit/ dann es ist einer indischen Natur/ es sey dan Sach daß man Eyer oder Blut darzu brauche: dann das Blut und die Eyerdotter sind einer Natur/ sagt Albertus. Ein Eyerdotter so im vollen Mond gelegt worden/ reiniget die Flecken im Tuch: wann aber das Ey zu einer andern Zeit gelegt worden/ thut es dasselbe nicht. Dessen Ursach sagen etliche/ seye/ daß der mittelste Blutstropff im Dotter/ die durchtringende und Flecken vertreibende Wärme/ auß dem feuchten Liecht des Monds im vollen Schein empfange/ das es dann zu anderer Zeit nicht thun kan/ wie der obgenannte Albertus lehret. Auß den Hennenfedern macht man Stuhlküssen. Im Meyen kan man die Kätz laben mit Lambs- oder Geißlab/ oder mit dem Häutlein so inwendig vom Hüner-Magen geschelet wird/ sagt Palladius. Man sol die Hüner nicht zu der Krippen lassen: dann wann ihr Kaat oder Federn stets mit dem Schnabel reinige; wann sich die Hennen über ihre Gewohnheit im Sand waltzen/ oder ihrer viel an ein Orth sich zusammen setzen/ und ein bedeckt Orth suchen/ damit sie vor dem Regen sicher seyen/ so ist es ein Zeichen eines großen Regens/ wie Gratarolus schreibt.
Wie
man die Eyer zur Speiß bereite/ und von Gesundheit derselbigen;
welches in diesen sieben nachfolgenden Theilen angezeigt wird.
Wie man die Henn zu der Speiß bereiten und gebrauchen sol/ ist genugsam droben in Beschreibung der Hanen gesagt worden. Darumb wollen wir hie allein von den Eyern handeln/ und ob man schon auch von andern Vögeln Eyer isset/ wollen wir doch hie insonderheit von den Hünereyern schreiben. Die Eyer aber bereitet man zur Speiß auff mancherley Weise/ entweder das fürnembste darinn sind/ oder aber/ daß sie allein ein ander Ding wohlgeschmackt machen. Wollen derhalben erstlich von denen/ so schlecht für sich selbst bereitet werden/ reden; die dann in dem Wasser/ in der Aschen oder in einer Pfannen gekochet werden. Und ob sie gleich nach diesen dreyen weisen etliche mehr/ etliche weniger hart sind/ so ist es doch von denen in Wasser gesottenen meistentheils zu verstehen/ wann die Scribenten von weichen oder harten Eyern reden. Nach welcher Eigenschafft man auch von denen/ die auff andere weise mehr oder weniger gekochet worden/ urtheilen kan.
Der
erste Theil.
Von mancherley Namen der Eyer/
so von dem unterschiedlichen Kochen hergenommen.
Die so in Wasser gesotten werden/ also daß man sie außschlurpffen kan/ nennet man weichgesottene Eyer; und diese dienen der rauhen Kehlen/ nehmlich wenn man sie also siedet/ daß das Weiß noch nicht hart worden sey. Die neue sind die besten also genossen: als welche die natürliche Wärme der Henen noch in ihnen haben/ wie Galenus lehret. Die Eyer aber so man im Wasser kochet/ werden nicht allein mit der Schalen/ sondern auch zuweilen ohne die Schale darinn gesotten/ welches die unseren nennen/ in das Wasser schlagen. Diese gibt man sür sich selbst den Krancken zu essen/ oder man legt sie auff ein Suppen. Diese muß man nicht so hart wie die vorhergehenden sieden/ sondern dieweil sie nehmen/ wie Galenus lehret. Wann sie noch dotterweich/ das ist/ weder zu weich noch zu hart sind/ geben sie die beste Nahrung. Hartgesottene Eyer werden genennet/ welche so lang gekochet werden/ biß sie sich auß der Schalen schelen lassen. Diese zerschneidet man bey uns in vier Theil/ und beleget mit diesen Stücken den Salat. Man hacket auch zuweilen einen jeden Theil/ nehmlich das Klare und den Dotter ab/ sonderlich gantz klein/ legt sie neben einander in ein Schüssel/ und thut darzu als die dritte Farb/ roth geräuchert Fleisch/ biß daß die Schüssel voll worden/ und bringt alsdann dieselbe nach dem Brauch der Römischen Kirchen/ am heiligen Ostertag/ dem Pfaffen/ daß er sie weihe. Etliche brauchen sie zu derselbigen Zeit/ auff die vorgenannte weise bereitet/ zu einem Voressen. Gebratene Eyer bereitet man in warmer Aschen: damit sie aber desto weniger zerspringen/ sol man sie vorhin mit kaltem Wasser netzen. Wann die Baylonier auff der Jagt waren/ und nicht der weil zu kochen hatten/ haben sie rohe Eyer in eine Schleuder gelegt/ und dieselbe so lang ringsweiß umbgetrieben/ biß sie darinn gekochet worden/ wie Caelius lehret. Man kochet auch Eyer in Oel oder Butter/ so Eyer in Butter gebacken gennnet werden: diese essen etliche gewöhnlich zu Morgen: aber die volle Bruder brauchen sie auch bey dem Trunck. Verdämpffte Eyer nennen wir die/ welche Galenus also heist bereiten: nach dem du sie mit Saltzbrühe/ Wein und Oel unter einander gerühret hast/ so stelle das Geschirr/ darinn sie sind/ in einen Hafen mit warmen Wasser/ darnach wann du denselben oben wohl verstopfft hast/ so lege Fewer darunter/ und koche die Eyer so lang/ biß sie nur in etwas hart worden/ dann die so über die maß hart werden/ sind den gesottenen oder gebratenen gleich: die aber mittelmäßig hart worden/ die werde leichtlicher verdäwet als die gar harten/ geben darzu dem Leib bessere Nahrung. Diese Speiß ist der jenigen nicht ungleich/ so bey den
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Schweitzern vom gewärmtem Wein her/ Weinwarm/ zu Straßburg Eyerbrühe/ und sonsten Weinsuppe genennet wird. Wir nennen verdämpffte Eyer/ wann man in einem zugedeckten Geschirr die Eyer kochet und gleichsam erstickt. Zu diesen braucht Galenus Oel/ wir aber Butter. Galenus läst vielleicht die Eyer gantz: dann wie man sagt/ so bereitet man die Eyer in Italia also/ daß man sie in ein rein Zinnen Geschirr schlägt/ und darüber ein wenig Essig/ Wein/ und Oel oder Butter giest/ also/ daß es über die Eyer auffgehe; die kochet man denn so lang/ biß daß das Klare über dem Dotter anfängt dick und weiß zu werden.
Der
ander Theil.
Wozu die Eyer allein und für sich selbst gut seyen.
Es ist kein Speiß die den Krancken mehr nehre/ und doch weniger beschwere/ darzu wieder den Durst und Hunger diene/ als die Eyer/ sagt Plinius. Die Eyer sind einer mittelmässigen Natur/ doch ziehet sich das Klare mehr auff Kält/ und der Dotter auff Wärm: sie sind aber beyde feuchter Natur/ sonderlich das Klare: sie geben auch feuchte und viele Nahrung. die Eyer/ bevorab die Dotter/ stärcken das Hertz sehr/ und werden gleich zu Blut: sagt Avicenna. Er lobt aber insonderheit Eyer von Hennen/ Rebhühnern und Fasanen. Von etlichen werden sie schwerlich verdäwet. Die Alten sollen nicht offt Eyer essen. Sie liegen wegen ihrer Feuchtigkeit zuweilen lang im Magen/ und machen einen Unlust zu essen.
Der
dritte Theil.
Von Gesundheit der Eyer/ nach dem sie
auff mancherley weiß gekochet werden.
Wann man die Eyer in Wasser kochet/ sind sie besser: und die so in der Aschen gebraten werden/ sind besser als die in der Pfannen/ wan man nemlich allezeit gleiche mit gleichen vergleichet/ die harte mit den harten/ und die weiche mit den weichen: sonst sind die weiche in der Aschen besser/ als die harte in der Pfannen. Ein weich gesotten Ey ist eine gute Speiß/ und machet eine glatte Kehlen. Die Eyer in einer Pfannen samt den Schalen gesotten/ sind nicht so guter Nahrung/ als die so in das Wasser geschlagen werden: dann die Schale verhält die dicke und dämpfige Feuchtigkeit/ weßwegen sie/ wann man sie stets isset/ auffblehen/ und den Magen und den Bauch beschweren. Die besten Eyer sind die gebratene/ und die so bey der Glut gebraten werden/ besser als die in der Aschen: dann dieweil die Hitz sie umbgibt/ ziehet sie die bösen Dämpff herauß. Hartgesottene Eyer werden übel verdäwet/ geben böse Nahrung/ und verderben auch andere Speisen so daneben gessen worden: daher werden sie/ unter denen Speisen/ die man schwerlich verdäwet/ für die schädlichsten gehalten; dann sie werden alsobald in bösen Schleim und faul Blut verwandelt/ weßwegen sie auch einen Unlust und Verdruß zu essen machen. Dieser Meynung sind mehrentheil alle Artzneyverständige.
Der
vierdte Theil.
Was man für Eyer zu der Speiß erwehlen solle.
Henneneyer halten wir für die besten. Man darff aber nicht viel von der Natur und Eigenschafft anderer Vögel Eyer sagen/ dieweil dieselbe fast den Henneneyern in allen Stücken gleich sind: wiewohl man die Pfawen und Fasanen Eyer für die besten hält/ gleich wie die Gäntz und Strausen Eyer für die schlimmsten gehalten werden. Des Rebhuns Eyer werden auch zur Speiß gelobt: aber anderer kleiner Vögel Eyer sol man nicht essen/ es seye dann Sach daß man dieselbe zu einer Artzney brauche. Die jenige Hünereyer sind auch die besten/ welche die Hüner von einem Hanen legen: die andern sind nicht so gut: und je frischer / je besser sie sind. Welches man also erkennet/ wenn man sie auffthut und sie zerfliessen/ sonderlich der Dotter/ so sind sie alt: wenn aber der Dotter im auffgethanen Ey gantz bleibt/ und mitten darinn ein rother Tropff/ wie Blut scheinet/ drauß dem Hünlein sein Hertz zu ersten wächst/ so ist es ein Zeichen daß die Eyer noch gut sind zu essen. Die frische Eyer sind auch mehrentheil voll: die alten aber am breiten Orth leer. Die jenige sind auch wolgeschmackter/ die von fetten/ als die so von magern Hennen kommen: so legen auch die Hüner/ welche Weitzen/ Gersten/ Hirsen/ Raden gessen haben/ bessere Eyer/ als die so ihre Nahrung von Gras oder Kraut haben. Wann ein Ey oben auff dem Dotter rothe Aederlein hat/ so ist es am besten. Langlichte Eyer/ darauß Männlein werden/ sind wohlgeschmackter als die kurtzen. Darumb halten die Araber die langen/ ranen und zarten für die besten. Die so im vollen Mond gelegt/ sind auch beser zu essen und zu brüten. An den Eyern hält Avicenna den Dotter für das beste/ und das noch mehr wann derselbe allein/ als wann er unter andern Speisen gessen worden. Die Eyer so zween Dotter haben sind zärter/ und geben mehr Nahrung. Alle Eyer reitzen zur Unkeuschheit/ sonderlich aber der Spatzen/ und solches umb so viel mehr wann sie mit Zwiblen und Rüben gessen werden. Hennen und Rebhünereyer machen geil. Schlauch/ Schnecken/ Eyer und dergleichen mehren den Saamen; dieweil ihre Natur demselben ungleich ist. Die Eyer stärcken auch das Hertz/ nehren die Glieder/ bevorab wann sie gar weich gekochet sind. Denen so von langwierigem Fieber außgemergelt sind/ gibt man Eyer/ damit sie wiederumb etwas Krafft bekommen/ wie Galenus lehret.
Der
fünffte Theil.
Was der Dotter und das Klare absonderlich
in der Speiß für Eigenschafften habe.
Die Eyer/ wie droben gesagt/ haben eine temperierte Natur: doch ist das Klare etwas kalt/ der Dotter aber mehr hitzig/ und sind
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beyde feucht/ sonderlich aber das Klare. Alle beyde innerhalb dem Leib genossen/ befeuchtigen denselbigen etlicher massen: aber ausserhalb übergelegt/ trucknen sie ihn. Dieweil nun das Klare kalt/ feucht und zehe ist/ machet es böß Geblüt/ und wird schwerlich verdäwet: der Dotter aber ist warmer oder mittelmässiger Natur/ und nicht so schlimm als daas Klare. Von den Eyern sol man den Dotter mitten vom Herbst an biß mitten in den Frühling essen: die übrige Zeit aber kan man sie wol alle beyde/ nemlich das Klare und Dotter miteinander essen. Die Dotter/ bevorab von frischen Hennen/ Rebhünern/ und Fasanen-Eyer genossen/ erwärmen das Hertz/ und stärcken die Glieder: dann sie werden in rein Blut verwandelt. Derhalben sollen die so gantz außgezehrt sind/ diese Speiß/ nach dem sie den Magen vorhin/ purgiret haben stets zum ersten und vor allen andern Speisen essen/ dieweil sie bald in andere Feuchtigkeit verwandelt werden/ sagt Platina. Die Dotter von jungen Hennen so einen Hanen bey ihnen haben/ werden sonderlich gelobt.
Der
sechste Theil.
Wie mancherley Trachten von den Eyern gemacht werden.
Wie man die Eyer auff mancherley weiß im Wasser/ in der Aschen und Pfannen bereiten/ deßgleichen verdämpffte Eyer kochen solle/ ist genugsam von uns in dem ersten Theil dieser Handlung erzehlt worden. Wann man ein Ey mit Honig/ oder mit Saltzbrühe/ oder mit Saltz kochet/ so hat es unterschiedene Eigenschafften. Damit die weichgesottene Eyer desto wolgeschmackter werden/ sprengen etliche Wiesen-Kümmel/ etliche Algensaamen/ andere etwas von zertriebenen Muscatnüssen darauff/ das Saltz aber ist bey allen Sachen das beste Gewürtz. Nimm vier Eyer/ zehen Untzen Milche/ ein Untz Oel/ dieses zerreib/ also/ daß es ein Ding werde: thu in eine subtile Schüssel ein wenig Oel/ siede es biß daß es aufwallet/ und thue darein die vermischte Eyer/ Milche und Oel/ so du zubereitet hast: und wann es auff einer Seiten gekochet ist/ so wende es in der Schüssel umb/ überschütte es mit Honig/ spreng Pfeffer darauf/ und trag es für. Man siedet auch die Eyer in Wasser oder Fleischbrühe/ gantz und ohne die Schalen: dann also werden sie gar wolgeschmackt/ sonderlich wenn sie mit Zucker und Zimmet zubereitet werden. Etliche sieden die Eyer erstlich ein wenig in Wasser: darnach wann sie ein wenig Zucker oder Rosenwasser darzu gethan/ so kochen sie dieselbe/ welches für ein gut Essen gehalten wird: wann man sie in Fleischbrühe kochet/ und ein wenig Essig oder saure Trauben darzu thut/ ist es auch guth: doch sollen alte Leuthe gewürtzten Wein/ oder den besten Malvasier/ mit Zucker und Zimmet darbey trincken. Man bereite aber die Eyer/ wie man wolle/ so sol man allzeit ein wenig Saltz darzu thun/ damit sie desto leichtlicher verdäwet/ und in den Magen hinab gebracht werden. Von Zubereitung der Eyer schreibet Platina sehr viel. Die Eyer (spricht er) kanst du in Oel oder Butter kochen. Wan du sie krautfärbig haben wilt/ so nehme etwas viel Mangolt und Petersilien/ ein wenig Ochsenzungen-Safft/ Müntz/ Majoran und Salbey; dieses alles zerschneide klein/ röste es in Butter oder Oel/ und koche die Eyer also. Dieses es nutzet der Leber/ stopffet aber und gebieret den Stein. Gebackene Eyer: Thue in eine heisse Schüssel mit Oel oder Butter/ frische und gantze Eyer/ die Schalen darvon geschelet/ und koche dieselbe über einem sanfften Kolfverlein/ also/ daß du allzeit Oel oder Butter mit einem Löffel darauff schüttest: wann sie weiß worden/ so sind sie gnug gekochet. Diese sollen/ weil sie gebacken sind/ schwerer zu verdauen seyn. Gesottene Eyer: wann du frische Eyer auß der Schalen gethan hast/ so thu sie in ein siedend heiß Wasser/ und nach dem sie zusammen gesotten/ so nehme sie herauß: sie sollen aber noch weich seyn; streue Zucker und süß Gewürtz darauf; und giesse Rosenwasser/ unzeitigen Trauben- oder Pomerantzen-Safft darüber. Also kanst du sie auch in Milch oder süssem Wein kochen. Eyer auff dem Rost: Gestossene Eyer breite in einer Schüssel auß/ und koch sie so lang biß sie zusammen gebacken/ und auff alle vier Seiten können gebogen werde: und wann du sie vierecket formiert hast/ so lege sie auff den Rost/ darnach schlage frische Eyer darein/ und streue in dem sie braten Zucker und Zimmet darauff/ und trag sie für. Eyer an einem Bratspiß: wann du den Bratspiß wol gewärmet hast/ so stoß Eyer den langen Weg daran/ und brate sie also/ gleich wie man pflegt Fleisch bey dem Fewer zu braten. Diese sol man warm essen; es ist aber ein närrischer Fund/ und ein Kurtzweil und Thorheit der Köche. Eyerkuchen: Mach Meel zu einem zarten Teig/ und wann du den auff einem Tisch außgebreitet hast/ so schlage frische Eyer nebeneinander darein/ also/ daß du auff ein jedes ein wenig Zucker/ Gewürtz/ und ein klein wenig Saltz sprengest: und wann du sie als einen Fladen bedeckt hast/ kanst du sie sieden oder braten/ doch sind sie gebraten besser/ laß sie aber nicht hart werden. Kroßeyer werden in der Schalen in Aschen gebraten/ oder in Butter geröstet/ welche man an der Spitzen auffthut/ und etwas Saltzes und Gewürtz/ als Zimmet/ Muscatblüth/ Muscatnuß/ darein thut: und wann man diese Ding fleissig durch einander gerührt hat/ verstopfft man das Loch wieder mit einem Stücklein Schalen/ mit dem Klaren auffgelegt. Kugelichte Eyer macht man also: Nimm Eyerdotter und zerklopff sie/ vermisch sie mit zerriebenen Semmelbrodt/ thu Muscatnuß und Saltz darzu/ mit diesem fülle die Eyerschalen durch ein Loch hinein/ das verschliesse wiederumb mit einem Stücklein Schalen/ so mit Eyerklar bestrichen worden: diese Eyer koche alsdann nach deinem Gefallen; siede/ brate/ oder koche sie in Butter.
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Auß den Eyern machen unsere Leuthe (sagt D. Geßner) Küchlein/ eyer oder Milchöhrlein genannt/ in dem sie mit Meel/ Milch und Eyern einen Tag machen. Man machet aber noch viel andere Gattungen/ als Küchlein/ Fladen/ Pfankuchen/ Eyermuß/ Jüssel/ Eyerzieger/ gebratene Milch/ und ander dergleichen auß den Eyern. Hieher gehören auch die an etllichen Orten bekannte Waffeln und Hasen-Ohren. Welche Stück bey uns wol bekannt/ und auff diesesmal viel darvon zu schreiben wäre/ wir wollen aber an dem vergnügt seyn/ daß wir allein dieses was andere darvon geschrieben/ zusammen getragen haben.
Der
siebende Theil.
In welcher Ordnung man die Eyer zu der Speiß gebrauchen solle.
Die Römer und andere Völcker haben gewöhnlich die Eyer vor anderen Speissen gessen. Dann wann man der Gesundheit pflegen will/ sol man die Eyer/ auff was weiß sie auch gekochet seyen/ allzeit zum ersten essen/ man seye gleich gesund oder kranck; dieweil sie leichter/ sonderlich die weichen/ verdäwet werden/ denn man sol allzeit die Speissen so leichtlich verdäwet werden/ zum ersten essen. Die Gesunden aber/ und noch vielmehr die Krancken/ sollen sich der harten Eyer enthalten/ es seye dann Sach daß sie zu viel Stuhlgäng haben/ welche man mit hartgesottenen Eyern stopffen kan; man sol aber diese auch vor anderen Speissen essen: also hergegen wenn man den Stuhlgang befördern wil/ sol man vor aller Speiß weichgesottene Eyer essen.
Von
den Artzneyen so von den Eyern kommen/ in eylff Theil außgetheilt.
Der erste Theil.
Worzu die Eyer also gantz in der Artzney gebraucht werden.
Gänß und Pfaweneyer haben gleiche Wirckung mit den Henneneyern/ sagt Kiranides. Wiewohl Galenus die Hünereyer insonderheit gebraucht hat/ dieweil sie leicht zu bekommen sind/ selten aber andere/ ob sie schon gleiche Wirckung in ihnen haben. Das Ey ist mehr kalter als warmer Natur/ weil mehr weisses darinnen ist. Ein gantz Ey/ oder allein das Klare auff einen Brand gelegt/ kühlet denselbigen zimlich. Es geschiehet offt/ daß man die Artzneyen so keine sonderliche Kraft haben/ unter die stärckere vermischet/ welche dann wegen ihres vielfältigen Gebrauchs sehr gelobt werden. Das Ey wird auch vielfältiglich/ je nach dem es gekochet worden/ gebraucht/ dann wann es unter die Stück/ so die böse Feuchtigkeiten außtrocknen/ vermischt sol werden/ muß es hart gesotten/ gebraten oder gebacken seyn. Zu den Feuchtigkeiten aber/ welche in der Brust oder Lungen sich sameln/ sol man weiche Eyer/ so allein in laulicht Wasser weich worden/ brauchen. Eyer heilen die Apostemen und böse Geschwär so am Hindern und über der Scham wachsen/ sie werden aber mit einem Tüchlein in Rosenöl genetzt/ auffgelegt; die Eyer werden auch unter die Apostempflaster vermischt/ deßgleichen in den Klistiren/ wegen der Geschwär und Apostemen gebraucht. Die entzündete Geschwär bestreicht man auch damit/ mit Oel vermengt. Geklopffte Eyer auff die Apostemen gestrichen/ und Rosenöl darunter vermischt/ läst sie nicht zu nehmen. Frisch auffgestrichen/ heilen sie den Brand. Wann einer sich mit Wasser verbrennet/ und geschwind ein Ey darauff streicht/ werden keine Blatern da wachsen/ etliche thun Gerstenmeel und ein wenig Saltz darunter. Eyer mit Oel zertrieben/ auffgestrichen/ und hernach Mangoltblätter darauff gebunden/ lindert den Rothlauff. Den Geschwulst der Brüste wirst du vertreiben/ wann du ein Ey in fünff mahl so viel Weins zerklopffest/ und ein Tüchlein darin genetzt/ überlegest. Bestreich dein Haupt mit einem Hünerey/ darnach zwage es mit dem Wasser oder Safft von dem Kraut Erdäpffel oder Seubrot genannt/ so werden drvon die Niesse getödet/ und nimmermehr wachsen. Ein Ey in Saltzwasser zerklopffet und getruncken/ ist wider das Gifft Aconitum oder Wolfsmilch dienlich. Milch mit einem Ey und Rosenöl vermischt/ dienet den entzündeten Geschwären der Augen. Für die Schmerzen der Augen und das stete Wachen/ triefe Mät darein/ und nehme ein Ey so vorhin geschelet/ und in Mät eingeweichet sey/ dieses theile in zwey Theil/ und binde es über das Aug/ so wirst du entschlaffen/ wie Galenus lehret. Hart und weichgesottene Eyer mit Honig zertrieben/ werden für den Husten gebraucht. vier Henneneyer braucht Aetius unter ein Pflaster/ so zum Podagra dienlich. Sie werden auch zu Stärkung der mänlichen Natur/ ein jedes mit dreyen Becherlein gesottenen Weins/ und einer halben Untz Amelmeeel/ nach dem Bad gebraucht/ wie Plinius bezeuget. Einem Pferd/ so das Bauch-Krimmen hat/ schlage vier Eyer samt den Schalen in den Halß/ also/ daß es dieselbige samt den Schalen hinab schlinge.
Der
andere Theil.
Von dem Eyeröhl.
Nehme dreissig hart gesottene Eyerdotter/ zerreibe sie mit den Händen/ röste sie darnach in einer irdenen glasurten Bratpfannen über einem leichte Kolfewer/ rühre sie stets mit einem eisernen oder höltzerner Löffel/ biß daß sie roth werden/ und Oel darauß gehet/ welches dan mit dem Löffel getruckt darauß fliessen wird. Oder nehme diese Dotter also gesotten/ und mache sie zu Meel/ darnach mache Klöse oder Ballen darauß/ thu sie in eine Presse/ und trücke das Oel herauß. Oder man distilliret und zihet es mit einen Kolben herauß/ wie das oleum Philosophorum, wie Jac. Sylvius auß dem Mesue bezeuget. Dieses sol /
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spricht D. Geßner/ hab ich also gemacht: Die hartgesottene Dotter sollen darauß genommen/ und in einer Pfannen gebraten werden/ also/ daß man es stets mit einem Löffel herumb rühre/ biß daß sie also anfangen zu schmelzen/ daß sie gleichsam zu einem Brey worden. (Es bleibt aber dieser Zeug noch gelb.) Dieses solt du alsobald in ein rein Tüchlein thun/ und das gelblichte Oel darauß drücken. Andere aber nach dem sie dieses also zu einem dünnen Brey in einer Schüssel gebraten haben/ kochen sie es noch mehr/ biß daß es anfangt schwartz und trucken zu werden/ welches bald darnach wiederumb zerschmelzet/ und viel schwartze Feuchtigkeit vom Brand sehr starck riechend von sich läst. Hierauff drücket man die dicke Materi in der Pfannen mit einem Löffel/ damit das Oel und alle Feuchtigkeit in ein ander Geschirr fließe und gesamlet werde/ und dieses sol mehr Krafft haben zu trucknen/ als das vorige. Dieses Oel wie die Erfahrung gelehret hat/ reiniget die Haut/ Zittermähler/ umb sich fressende Räude/ und andere dergleichen Gebresten. Es macht auch wiederumb Haar wachsen/ und heilet die böse und blaterichte Geschwär. Es riechet etwas starck/ doch wann es durch das distillieren herauß gezogen ist/ hat es keinen solchen starcken Geruch/ als sonsten. Den Krankheiten der Ohren/ der Zähne/ und des Hindern ist es dienlich/ wie Rhasis lehret. Wann man ein wenig Hennenblut darunter vermischt/ vertreibt es den Grind/ so von der Gall herrühret. Laulicht in die Ohren gethan/ stillet es alsobald den Schmertzen in den Geschwären derselbigen/ machet sie zeitig/ und thut sie auff. Es dienet auch zu den Fisteln und melancholischen Geschwären. Es miltert die Hitz und den Schmertzen/ wann man sich verbrannt/ macht eine subtile Narbe/ vertreibt allen Schmertzen der Zäne und des Hindern/ wann es mit Gänßschmaltz auffgestrichen worden. In einem Tag wird es den Krancken heilen/ so da grossen Schmertzen an der Leber leidet/ welcher von den Winden die darin enthalten/ herkomen. Es bringet die abgefallene Farb wieder/ bevorab im weissen der Augen/ wie Arnoldus de Villanova darvon schreibet. Eine gewisse Artzney für das Bauchgrimmen: Leg gantze faule Eyer an die Sonnen biß daß sie trucken werden/ und wann sie dürr worden/ so zerreibe sie zu Pulver/ beutele sie durch ein Sieb/ und behalte sie in einem gläsern Geschirr/ und wann einen das Grimmen ankommen/ so gebe ihm darvon drey Löffel in zehen Untzen warmen Wasser zu trinken/ wie Marcellus lehret. Wann du einen Eyerdotter in dessen Nachgeschirr legest/ von welchem man befürchtet/ daß ihm mit Gifft vergeben sey/ so wird man nach etlichen Stunden den vergiffteten Orth in der Leber erfahren/ dan wan das Gifft in den Adern des eusseren abschüssigen Theils der Leber/ oder in den Harngängen ist/ so wird das Ey schwärzlicht und stinckend werden; ist es aber dieseits der Höle der Leber/ als im Grimm-Darm/ oder anderswo/ so wird das Ey runtzlicht und gelb werden/ und ohn allen Gestank seyen.Wieder den Brand: Verbrenne gebratene Eyerdotter in einer Pfanne/ und lege sie als ein Pflaster über/ wie Galenus lehret.
Der
dritte Theil.
Von den Artzneyen der weichgesottenen Eyer.
Gänß- und Hünereyer stets gessen/ machen eine gute Stim/ dieweil sie die Kähle glatt machen. Ein weichgesotten Ey wird unter die Stück vermischet/ so den bösen Schleim in der Brust und Lungen zertheilen/ es dienet auch denen/ so eine rauhe Kähle vom schreyen oder scharffer Feuchtigkeit bekommen haben/ dann weil es klebrig ist/ so hanget es sich als ein Pflaster an den bresthaftigen Orthen an/ es beisset auch nicht/ sondern miltert sänfftiglich/ und heilet dieselbigen. Umb dieser Ursach willen heilet es auch alle Rauhe des Magens/ Bauchs/ der Gedärme und Blasen/ wie Galenus lehret. Laulicht genossen ist es gut wieder das Nagen der Blasen/ Geschwäre der Nieren/ Rauhe der Kählen/ Blutspeyen/ Husten/ Seitenstechen/ Lungensucht/ schwere Athemen/ und Flüsse der Brust/ wie Dioscorides und Avicenna berichten. Halbgesottene Eyer stärcken den Magen/ und geben dem Menschen eine gute Krafft. Welcher das Fieber hat/ der sol drey oder vier Eyer-Klar in Wasser zerrieben/ trincken/ dann dieses erkaltet sehr und dringt dem Krancken den Stulgang/ sagt Hippocrates. In ein weichgesotten Ey Pulver von Mastich gethan/ wohl umbrühret/ und alsobald außgetruncken/ ehe dann es dick worden/ ist gut für den Husten/ wann es offt gebraucht wird. Ein schwerer Husten kan bey einem alten Menschen in fünff Tagen/ bey einem jungen Kind aber in dreyen Tagen vertrieben werden/ wenn man drey Finger voll zerstossenen Schwefel in einem weichgesottenen Ey drey oder fünff Tag nüchtern demselben eingibt/ sagt Marcellus. In einem weichen Ey nüchtern eine Wandlauß unwissentlich einem eingegeben/ stillet das Erbrechen: welches man offt erfahren. Die Medici brauchen selten fliessend Hartz/ ohn in einem Ey brauchen sie das Hartz von einem Lerchenbaum/ wider den Husten und die Geschwäre der Eingeweyde/ sagt Plinius. Wann du dich zu offt erbrichst/ so nim ein wenig lebendigen Schwefel/ und geschabt Hirschhorn gleich so viel/ thu es gestossen in ein weichgesotten Ey/ und trincke es. Schwefel in einem Ey getruncken/ reiniget die Gelbsüchtigen.
Der
vierdte Theil.
Von den Artzeneyen der gantzen rohen Eyer/ erstlich für
sich selbst ausser- und innerhalb dem Leib/
darnach mit andern Stücken vermischt.
Ein rohes Ey wird nützlich über die verbrante Schäden gelegt/ entweder das Klare allein/ oder das gantze Ey sambt dem Dotter zerkloffet/ und mit Wolle auffgeschlagen; dann es kühlet wohl/ und trucknet ohn alles beissen/ sagt Galenus. Mit einem rohen Ey bestreich den hitzigen Orth/ und leg Mangoltblätter darüber für den Oothlauff/ so wirst du dich über der Hülff verwundern/ sagt Sextus. Den gähen Fluß in den Augen zu stillen:
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Zerstosse viel Schnecken in einem Mösel/ und thu ein rohes Hünerey darzu/ duncke ungewaschene Schafwollen darein/ und leg es auf die Stirn/ wie Marcellus lehret. Man vertreibt auch offt dem Vieh den Unlust zu essen/ wann man denselben ein gantzes rohes Hünerey nüchtern in das Maul stöst/ und am nachgehenden Tag Aehren von Knoblauch mit Wein zerreibet/ un in die Nasen schüttet/ wie Columella schreibet. Ein roh Ey getruncken/ ist gut für den Blutfluß/ und das Blutharnen; es leschet auch den Durst/ und vertreibt alle Heiserkeit. Rohe Eyer sollen zu den entzündeten Nieren getruncken werden/ sie sind auch zu Entzündung des Hindern/ zu den Brüchen und allen Schmertzen sehr dienlich. Unter ein ganzes Ey vermischt Galenus Rosenwasser für die entzündete Gebrästen der Augenbrawen/Ohren und Brüste/ die zuweilen von Schlägen oder andern Zufällen entstehen; deßgleichen zu den spannaderichten Theilen des Leibs/ als die Ellenbogen/ Sennadern der Finger/ oder Geleiche an den Händen und Füssen. Diese rohe Eyer werden mit Oel und gleich so viel gesotten Wein für den Husten gebraucht. Für die Lungensucht: Schlag zwey rohe Eyer in einen Becher/ thu darzu des besten Oels/ Saltzbrühe/ gesottenen Malvasier/ eines jeden fünff Untz/ und wann du es in dem Becher gethan/ so zerlasse so viel Schmer in einem Geschirr/ und thu dasselbe also warm zu dem andern/ drücke es alles in ein siedend Wasser auß/ und gebe es dem Krancken fein warm zu trincken/ sagt Marcellus. Die rohe Eyer werden auch unter die Clystier der rothen Ruhr so da brennet/ gethan/ mit ein wenig Wein und einem guten Theil Rosenwasser vermischt. Ein rohes Ey oben auffgethan/ außgeleert/ und mit grünem oder frischem Oel gefüllt und außgeschüttet/ darnach wieder mit Knabenharn gefüllt/ und abermahl außgeschüttet/ hernach ein wenig Honig darzu gethan/ und mit dem Ey vermischt/ und nüchtern zu trincken gegeben/ wird den alten Unrath und die schädliche Würme auß dem Leib treiben/ und die stärckste Fieber hinweg nehmen. Die Nachgeburt außzutreiben: Nimm zween Becher voll Seiffen/ ein roh Ey/ und warm Wasser/ so viel nöthig ist/ gebe es untereinander vermischt zu trincken; und wan die Nachgeburt gehet/ sol man sie von Stund an umbkehren; und wann sich die Gebehrende erbricht/ wird die Nachgeburt schnell herfür kommen; gehet sie aber nicht herauß/ so koche Fenügreck auff den dritten Theil mit Wasser ein/ und gebe ihr solches zu trincken. Dieses ist ein bewehrt Stück/ wie Nicolaus Myrepsus sagt.
Der
fünffte Theil.
Von den Artzneyen der harten und gebranten Eyer.
Die hartgesottene/gebratene oder geröstete Eyer werden unter die trucknende Artzeneyen vermischt. Die harte Eyer stopffen den Stuhlgang/ und sonderlich ihr Dotter/ wan sie gebraten worden. Eyer in der Aschen ohne Rauch gebraten/ stillen den Durchbruch und rothe Ruhr/ wann sie mit etlichen zusammenziehenden Stücken/ und mit Agrestwasser eingenommen werden: deßgleichen zu den Geschwären der Eingeweyde und Blasen/ sagt Avicenna. Die harte Eyer mit Wein genossen/ stillen den Weibern ihre Zeit. Wann ein Weib ihre rechte Zeit nicht hat/ die sol drey frische hartgekochte Eyer nehmen/ dieselbe schelen/ klein zerschneiden/ und auff einen glüenden Ziegel legen/ und diesen Dampff sol sie durch einen Trächter in den Bauch lassen/ so wird diese Kranckheit nach und nach vertrieben werden. Es scheinet aber als ob dieses Mittel den Weibern ihre Zeit nicht bringe/ sondern vielmehr dieselbige (denen so sie zuviel haben) stille. Gekochte Eyer mit Honig zerstossen/ werden für den Husten gegeben/ sagt Plinius. Ein hart Ey in gesottenen Wein gebrockt/ und zwey Becherlein warmes Wassers darzu gethan/ und ehe man schlaffen gehe getruncken/ wird die gantze Nacht vor dem Husten bewahren/ und wann man es stets trincket/ wird man dessen gar ledig werden/ sagt Marcellus. Etliche meinen daß die allzulang und über die massen hartgesottene Eyer/ dem Menschen zu einem Gifft werden. Das klare und gantz gebrannte Ey/ mit Wein oder Essig getruncken oder übergelegt/ ziehet alle Flüß zusammen/ sagt Constantinus. Eyeraschen sol wieder das Blutspeyen so von der Brust komt/ dienen. Ein gantz Henneney verbrannt/ zerrieben/ und mit Wein vermischt/ sol für der Weiber Fluß auffgestrichen werden. Hiervon ist unten/ da von der gebranten Schalen geredet wird/ einmehrers zu finden.
Der
sechste Theil.
Von der Eyer Artzney so in Essig gekocht/
oder allein darinn gebeißt und weich gemacht werden.
Wann ein Ey in Essig gekocht wird/ stillet es den Bauchfluß: thut man aber etwas weiter darzu/ das wieder die rothe Ruhr und andere Bauchflüsse dienlich ist/ und röstet es hernach über einem leichtne Kohlfewerlein/ und gibt es den Krancken ein/ wird man ihnen sehr helffen. Unter diese Artzney kan man aber am nützlichsten thun/ unzeitigen Traubensafft/ den Safft vom Ferberbaum/ Galläpffel/ unzeitiger Granatäpffelschälen/ Aschen von gantz gedörrten Schnecken/ Weintraubenkern/ die Frucht von den Myrten/ Mispel/ und Welschkirschenbaum: noch besser ist die Blüt von Granatäpffeln/ und Hypocistis, wie Galenus schreibet. Die Eyer sambt der Schalen in Essig gekochet/ wehren daß sich die Feuchtigkeiten nicht in den Magen und Gedärm ergiessen/ deßgleichen dem Bauchfluß und der rothen Ruhr: benehmen auch die Rauhe der Kählen und des Magens. Eyer in Essig gekochet/ dienen zu dem beissenden Harn/ Geschwär der Blasen und Nieren/ und solches so viel mehr wann man sie frisch/ das rohe Klare darauß genommen isset. Eyer in Essig gebeitzt/ biß daß die Schalen daran weich worden/ und mit Meel zu einem Teig gemacht/ werden für das Grimmen gegeben: etliche wollen sie lieber also geweicht
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in eine Schussel dörren: welche dann nicht allein den Stuhlgang/ sondern auch der Weiberfluß stillen/ oder wann die Kranckheit groß/ werden sie rohe in Essig gebeitzt/ und mit Meel auß Wasser getruncken/ wie Plinius schreibet. Eyerdotter in Essig hart gekocht/ und mit gestossenem Pfeffer gedörrt/ werden denen so mit dem Grimmen behafftet zu essen gegeben. Für die Laubflecken im Angesicht: Lege in den stärcksten Essig sieben gantze Eyer/ und laß sie so lang drinn liegen/ biß daß die Schale so lind wird als das Häutlein darunter/ und misch darunter Senffpulver vier Untzen/ zerreib es mit einander/ und bestreich das Angesicht stets damit. Für die grindige und beissende Räude/ leg gantze Henneneyer in den stärcksten Essig ein Tag und ein Nacht/ thu hernach zu den Schalen/ so eben in demselbigen Essig zerrieben sind/ Schwefel so nie zum Fewer kommen/ Arsenick/ eine Gattung von wilden Weintrauben/ Taminia genannt/ Safft von Oleander Stauden/Bleiweiß/Silberglett/ eines jeden ein Untz/ alt Oel so viel du bedarffst. Dieses alles rühr untereinander/ und bestreich dich im Bad damit/ wie Galenus lehret. Item/ nim zehen Eyer/ und mache sie weich in starckem Essig/ darnach koche die Eyer sambt dem Essig/ und wann du ihre Dotter mit Rosenwasser und Essig zerklopffet hast/ so thu ein Loth Silberglett darzu/ vermisch es wol zu einem Teig/ mach es so dick als Schreinerleim/ und streich es auff/ sagt Nicolaus Myrepsus. Den Husten an einem Roß (spricht Theomnestus in seiner Roßartzney) so von Hitz oder Staub kommt/ solt du mit diesen Artzneyen vertreiben: Leg fünff Eyer gegen den Abend in starcken Essig/ da wirst du am Morgen die Schalen gantz lind finden/ wie an denen Eyern/ so nicht recht gelegt worden: wann du nun dem Pferdt das Maul auffgethan/ und die Zungen herfür gezogen haste so stoß ihm eins nahc dem andern also gantz in Haltz/ nach dem du vorhin ein jedes in Operment gewaltzet hast: halt ihm aber den Kopff empor/ biß es dieselbe alle verschluckt hat. Auff dieses aber wird ihm Fenügreck oder Brühe von ungesottener Gersten mit Honig vermischt eingeschüttet: dieses also auff drey Tag gebraucht/ wird den Husten hinweg nehmen.
Der
siebende Theil.
Von den Artzneyen der Eyer/ so mit andern vielfaltigen kräfftigen
Artzeneyen vermischt werden.
Ob wir schon in den vorhergehenden Stücken auch etliche Artzneyen von den Eyern erzehlt haben/ da sie mit anderen vermischt werden: dann die Eyer/ wievorgesagt/ sind gleichsam eine Materi vieler Artzneyen: so hat es mich doch gut bedünckt hie insonderheit etliche Stück zu erzehlen/ da nehmlich die Eyer unter kräfftigere Artzneyen vermischt werden/ also/ daß sie nicht wie im vorhergehenden das fürnemste/ sondern nur das geringste Stück sind/ und die wenigste Krafft haben. Wider Schlangenstich dienen gekochte Eyer/ zerstossenen Kressen darzu gethan/ und darüber gestrichen. Hennemeyer in Wasser und Essig vermischt und getruncken/ und ein Quintlein Holwurtzel darzu gethan/ dienet wider die Feigwartz/ sagt Dioscorides. Sie benehmen auch die grindige und beissende Räude am Leib/ mit Oel und Cederhartz vermischt. Sie heilen auch die Geschwär deß Haupts/Erdäpffel darzu gethan. Eyer mit mit Milch vermengt/ sind denen gut/ die die rothe Ruhr haben. Wider diese Kranckheit machet man auch ein fürtreffliche Artzney/ in dem man ein Ey in einen new glasierten Hafen schlägt/ und so viel Honig/ Essig und Oel eines jeden darzu thut/ als viel des Eyes ist. Dieses vermischt man wol unter einander/ und je fürtrefflicher diese Stück sind/ so viel besser wird die Artzney werden. Andere thun an statt des Oels und Essigs gleich so viel/ röthlicht Hartz und Wein darzu: biß temperiret man denn auff eine andere Weiß/ da man allein Oel dem Ey gleich viel nimmt/ Rinden von einem Zirnenbaum zween sechtzig Theil eines Quintleins/ einen Theil von dem so man Rhus nennet/ fünff sechs Theil von einem Quintlein Honig damit gekochet/ also/ daß man vier Stund darnach etwas anders esse/ wie Plinius schreibt. Gantze Eyer befürdern die Geburt/ mit Rauten/ Dill und Kümmel in Wein getruncken. Ungerade Hünereyer in Eselharn gesotten und gessen/ heilen das Nierenweh und Krimmen. Mit den Eyerschalen misset man offt die Stück darein man die Eyer vermischen wil. Andornsafft in eine Eyerschale gethan/ und das Ey in gleich so viel Honig außgeschüttet und lawlicht gemacht/ legt man auff die Geschwär oder Eissen: dann es reiniget und heilet dieselbige/ und macht den Krancken Magen gesund/ also lawlicht getruncken. Item schlage ein frisch Ey in einen Becher/ und fülle seine Schalen mit dem besten verschaumten Honig/ darzu mit gutem frischen Oel/ und schütte es auch in den Becher/ rühre es alles wohl und lang unter einander/ darnach mach den Becher lawlicht in warmen Wasser/ und gebe es dem so die rothe Ruhr hat zu trincken/ so wird es ihn sehr helffen/ sagt Marcellus. Ein Kuchen für das Krimmen und die rothe Ruhr: Durchsteche ein roh Ey/ und leere es in ein Geschirr/ und messe mit der Schale/ folgende Stück: ein Schalen voll Baumöl von unzeitigen Oliven/ weissen gantz klein gestossenen Pfeffer auch so viel/ unzeitige Galläpffel/ Weitzenmeel eines jeden gleich so viel/ das mach alles sambt dem Ey zu einem Teig/ und Küchelein darauß/ dieselbe röste in einer Pfannen/ und gebe sie vor der Speiß dem Krancken zu essen/ sagt Galenus. Item eine Behung für die entzündete Mandeln oder Zäpfflein im Halß: Nim Tosten oder Isop/ und siede es wohl mit einem guten Theil Essig in einem verstopfften Hafen: der Deckel aber sol in der mitten ein Loch haben: darnach stoß ein Rohr in das Loch/ und gebe es dem Krancken in den Mund/ und laß ihm den Dampff in Halß hinein rauchen: wenn aber die Hitz vom Rohr ihn in den Mund brennt/ so gebe dem Krancken ein Ey/
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das zu beyden Enden Löcher hab/ in seinen Mund/ und las das Rohr dardurch gehen/ so wird es ihn nicht weiter brennen.
Der
achte Theil.
Von den Artzneyen des Eyerklars.
Das Eyerklar kältet/ und verstopfft die Schweißlöcher/ glättet darzu alle rauhe Ort: es hitzet nicht/ sondern miltert alle beissende Schmertzen: es heilet Wunden zusammen/ und reiniget dieselbige. Einen gebrannten Ort damit bestrichen/ wird keine Blatern daselbst lassen wachsen. Es wird zu diesem Gebrauch Wolle darinn genetzt und auffgelegt. Das Eyerklar sol man nicht allein zu den Augen brauchen/ sondern zu allen andern Theilen die da eine nit beissende Artzney haben müssen/ als zu allen bösen Geschären des Hindern und der Scham: dann sie trückne dieselbe ohn beissen auß; dergleichen Mittel/ auch das gewaschene Pompholyx, oder weiß nicht/ und etliche andere gewaschene Metall sind/ wie Galenus, Avicenna und Serapio melden. Es bewahret das Angesicht vor der Hitz der Sonnen. Rohe wird es nützlich wieder die Bisse der Schlangen (Haemorrhois genannt) getruncken. Eyerklar mit Weibermilch vermengt/ und mit genetzter Wolle auff die Stirn gelegt/ stillet den Fluß der Augen. Die junge Kinder werden gleich nach dem Badt alle Tag von den Müttern oder Säugamen mit zerklopfftem Eyerklar/ in lawlichten Wein zerklopfft/ am gantzen Leib gewaschen. Mit Eyerklar wird das Haar auß den Augen gekrümmt/ Ammoniac zerstossen und darzu gethan. Mit Weyrauch auff die Stirn gelegt/ stilt es die Flüß der Augen. Eyerweiß stillet alle scharffe Schmertzen/ dann es kleibt sich an und bleibt/ und weicht nicht so leicht ab wie die Milch. In die Augen gethan stillet es das stechen/ beissen/ und die hitz darinn. Man braucht es auch für die trieffende Augen. Das weisse für sich selbst in das Aug gethan/ stillet den gähen Fluß darinnen/ kühlet auch die so sich gebrennet. Etliche halten es vor besser mit Saffran vermischt/ und anstatt des Wassers brauchen sie es unter die Augensalb/ den Kindern aber braucht man für die trieffende Augen fast kein andere Artzney/ als Eyerklar/ und frische Butter darzu gethan/ sagt Plinius. Es miltert die Entzündung der Augen/ wan es mit Rosenöl/ Honig/ und Wein darin gethan/ und mit Wolle übergelegt wird. In die blutige Augen sol man Eyerweiß trieffen/ oder mit reiner Wolle daraufflegen. Für den schmertzen der Ohren so von Hitz komt/ trieffe Eyerklar darein. Den reissenden Stein treibt man mit Eyerklar auch fort. Auß dem Eyerweiß macht man ein Clystier mit Steinklee zu den Geschwären und Fäulungen der Gedärme/ deßgleichen für die hitze und harten Geschwär deß Hindern. Zuweilen wirrt das Eyerweiß unter andere und kräfftigere Artzeneyen vermischt. Den Geschwären so vom Brand kommen/ ist gut das Eyerweiß mit gedörrter Gersten und Schweinenschmaltz vermengt/ also braucht man es auch zum Hindern. Mit Amelmeel vermischt/ wird es für den Rothlauff gebraucht. Etliche nehmen sechs oder sieben Eyerklar/ vermischen sie mit Weyrauch/ und legen es Pflasterweiß über die zerbrochene Bein. Das Blut zu stillen: ein halber Theil Aloes, und ein Theil Weyrauch mit einem Eyerklar vermischt/ und mit Hasenhaar auffgelegt/ ist eine gute Artzney. Mit Stiergall vermischt/ gibt es eine gute Augensalb/ mit Wasser vier gantze Tag auffgestrichen. Aetius beschreibt ein gut Pflaster von Eyern/ darunter mischet man Silberglett/ Beyweiß/ eines jeden vier Untzen/ Calmey ij. Untzen/ Wachsj. Pfund/ Rosemwasser ij. Pfund/ zehen Eyerklar/ die Metallische Sachen zerreib in Wasser und Wein/ darnach rühre es mit dem Eyerweiß als einen Teig zusammen/ und zerlasse das so du zerlassen solt/ thu es darunter/ und brauche es. Damit du ein gläntzend Angesicht machest/ so vermisch Bonenmeel mit Eyerklar/ wann ein wenig Honig und Zirbelnüßlein darzu thut/ vertreibt man die Wartzen im Angesicht. Schneckenaschen mit Weyrauch und Eyerklar bey dreissig Tag auffgestrichen/ heilet den Bruch des Gemächtes. Zu den Spalten der Füsse nimmt man Eyerklar mit zwey Quintlein schwer Bleyweiß/ und so viel Silberglett/ Myrrhen/ unter ein wenig Wein vermischt. Etliche Wunden heilt man also/ daß man Eyerweiß mit Saltz zu einem Teig macht/ und in einem neuen Hafen so lang brennet/ biß daß es zergehet und lauter wird/ das reibt man darnach mit einem warmen Stein zu Pulver. Wasser auß dem Eyerklar/ distilliert/ kühlet die Augen/ und stärckt dieselbigen/ wird darzu nützlich unter andere Augensalben und Artzeneyen der Augen vermischt. Das Angesicht und die Hände darmit gewaschen/ werden hell und gläntzend. Es vertreibet auch die heßliche Mäler so vom Brand oder andern Schäden kommen/ wann man es offt überstreichet.
Der
neundte Theil.
Von den Artzneyen des Eyerdotters.
Der Eyerdotter hat eben die Krafft wie das Klare/ das ist/ er gehöret auch zu denen Artzneyen so nicht beissen/ darumb wird er unter die linderende Pflaster vermengt/ wann er auß den gesottenen oder gebratenen Eyern genommen worden/ doch ist ein kleiner Unterscheid: dann die gebratene Eyer trücknen etwas mehr/ sie miltern aber desto weniger. Galenus und Serapio vermischen auch den Eyerdotter unter die Pflaster/ so wieder die Entzündungen dienen/ als unter die so man zum Hindern auß Steinklee machet. Corn. Celsus schreibt/ daß ein roher Eyerdotter weich mache/ zertreibe und die Wunde reinige: er leget alle Geschwulsten/ auffgestrichen. Eyerdotter hart gekochet/ und warm gebraucht/ sind gut zu den Gebrästen des Hindern. Mit Gänßschmaltz vermischet/ sind sie gut zu dem Schmertzen
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des Halßes: deßgleichen für die Hitze und Blattern des Hindern/ mit Rosenwasser gebraucht: für den Brand/ in Wasser gehärtet/ und alsobald darauff den Dotter mit Rosenwasser auffgestrichen. Weiche Eyer sind gut für den Husten/ Seitenweh/ Versehrung der Lungen/ und die Heiserkeit so von Wärme kommen: für das Keichen und Blutspeyen/ bevorab wann der Dotter lawlicht getruncken wird. Fünff Eyerdotter mit dreyen Bechern alten Weins oder Mäts vermischt/ und drey Tag also warm getruncken/ ist gut für Blut speyen. Für den Fluß der Augen/ leg einen weichen Dotter mit Weyrauch vermischt auff die Stirn. Der Dotter gebraten und mit Wein übergelegt vertreibt die Röthe der Augen. Er heilet auch das hitzige Geschwär oder Apostem in den Ohren. Wann er gedörrt/ in Mehl zertrieben/ und mit Gerstenmehl getruncken wird/ miltert er den Schmertzen des Magens. Eyerdotter mit Wein und Oel gekochet/ Gerstenmehl darzu gethan/ und am Morgen genossen/ ist gut denen so die Speiß nicht behalten können. Sie stillen auch gekochet und in Wein getruncken/ den Weibern ihre Zeit: deßgleichen die Auffblehung der Bärmutter/ wann sie roh mit Oel und Wein auffgestrichen werden/ wie Plinius lehret. In einer Schüssel wird der Eyerdotter gebacken/ damit er also gessen/ den Stulgang stille/ und zwar vor sich selbst allein oder Galläpffel darzu gethan. Die Eyerdotter werden auch in den Klistieren gebraucht.
Ein
mehreres von dem Eyerdotter/ mit andern Artzeneyen vermischt/
erstlich ausser/ darnach inner dem Leib zu gebrauchen.
Für Fewerbrandt machet man ein Salb von frischen Eyerdottern/ Rosenöhl/ weiß Wachs und Hammerl Unschlit. Dotter mit Rosenöhl und Saffran stillen den Schmertzen des Podagra darauf gestrichen: und wann der Schmertz sehr groß ist/ vermischt man ein wenig Opium darunter/ wie Galenus schreibt. Wann einen eine böse Blatter im Angesicht/ an den Armen oder Füssen entstanden/ sol man sie nicht öffnen/ damit man nicht in Gefahr des Lebens komme/ sondern man sol einen Eyerdotter mit gleich so viel Saltz dick machen/ und sein sanfft darauff reiben: oder werffe ein Ey/ nach dem du das Klare darauß genommen hast/ Saltz vermisch es wohl/ und binde es mit einem Tüchlein auff die Blatter. Ein gedörrter Eyerdotter mit Rosenöhl und Mät mit Wolle auff die Augen gelegt; oder mit zerstossenem Eppichsaamen und Gerstenmehl auß Mät angestrichen. Mit Saffran und Rosenöhl vermengt/ heilet er die Schläge der Augen: und wann man mit Gerstenmehl ein Pflaster darauß machet/ vertreibt er den Fluß der Augen: mit Weyrauch wird er auch für diesen Gebrästen auff die Stirn gestrichen. Die Halßgeschwulst werden mit diesen Dottern vertrieben/ wann dieselbe gekochet/ und Gänßschmaltz/ und Bocksgallen/ gleich viel darzu gethan/ und damit berieben werden. Aegineta braucht rohe Eyerdotter unter die Pflaster der Brüste. Die Spalte der Scham heilet man mit Hartz/ in Rosemwasser zerrieben/ und zu einem Brey gemacht/ ein Dotter von einem gebratenen Ey darzu gethan. Der Dotteer mit Steinklee gebraten und gebraucht/ ist gut für die Entzündung und hitzige Blattern des Hindern. Von dem Eyerdottern/ Saltz und Honig (etliche thun Saffran darzu) machet man Zäpfflein so zum Stulgang reitzen/ etliche wann man in der Eyl anders nichts haben kan/ binden den Dotter allein mit viel Saltz vermischt in ein Tüchlein. Den Eyerdotter/ gleich wie anderswo das Klare/ vermischt Hippocrates unter die weichmachende Artzneyen des Bauchs. Inner dem Leib wird es mit andern Artzneyen also gebraucht. Wann einer ein halbgekochten Eyerdotter mit Oel vermischt trincket/ wird ihn nicht mehr dürsten. Mit der Frucht des Baums Rhoa (Ferberbaums) oder mit Galläpffeln in einer Schüssel gebacken/ stillt er/ in der Speiß genossen/ den Stulgang/ wie auch für sich selbst gebraucht/ sagt Dioscorides. Wir geben auch gebratene Eyerdotter denen so die rothe Ruhr haben/ mit ein wenig Essig/ Rhöe, und gar wenig Oel darunter vermischt. Sie weren auch für sich selbst in Essig gekocht/ biß daß sie hart worden/ und werden hernach wiederumb mit zerstossenem Pfeffer gedört/ den Stulgang zu stillen. Für allerley Geschwulsten am Leib/ ein bewehrtes Stück: Siede ein Ey hart/ und schele es/ lege es also gantz auff Kolen/ und brate es so lang biß daß es gar weiß wird/ darnach werffe seinen Dotter in einen blechernen Mörsel/ mit Bleyweiß und einem guten Theil Rosenöhl/ und rühre es alles fleissig untereinander/ biß daß es so dick als Schreinerleim worden/ hierauff siede Camillenkraut auff den Theil ein/ und wärme oder bähe den Orth offt mit einem Schwamm/ darnach streich die Salb mit einer Feder darauff/ alle -tag zweymal/ wie Nicolaus Myrepsus schreibet. Wasser vom Dotter distilliret/ vertreibet alle Flecken so vom Brand/ oder andern Schöden kommen/ und alle Räude vom Leib/ gleichwie auch das Wasser vom Klaren/ doch ist das Oel darvon viel kräfftiger/ von welchen wir droben weitläuffig geschrieben haben.
Der
zehende Theil.
Von den Artzneyen des Häutleins inner der Schalen/
und der Jungen/ so noch nicht außgeschlossen sind.
Das Häutlein von einem rohen oder gesottenen Ey geschelt/ heilet die Spalte der Leffzen/ wan man es darauff kleidet/ es dienet auch den zerbrochenen Ohren/ und der rauhen Zungen/ deßgleichen zu den Brüchen der Schienbeine. Dieses Häutlein zerrieben/ mit Wein vermischt und durchgesiegen/ sol dem der die rothe Ruhr hat/ warm zu trincken gegeben werden/ wie Marcellus, Myrepsus, und Kiranides bezeugen.
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Das Hünlein in dem Ey mit einem halben Gallapffel gebraucht/ stärckt den blöden Magen/ also/ daß man zwo Stund darauff faste. Man gibt auch denen so die rothe Ruhr habe/ diese Hünlein im Ey gekocht/ mit zehen Untz saures Weins/ und gleich so viel Oel und Gerstenmeel darzu gethan.
Der
eylffte Theil.
Von den Artzneyen der Eyerschalen/ und erstlich insgemein.
Eine Salb zu einem gläntzenden Angesicht: Eyerschalenpulver/ und Melonensaamen wohl gereinigt/ sollen mit gewaschenem Entenschmaltz vermischt werden. Ein gedörrte Eyerschal mit Mytto, heilet die Schäden/ wann einer von den Schuhen gedrücket worden/ ziehet auch alle Flüß und Geschwülste zusammen. Sie ist auch nütz zu den Zäpfflein die zu der Mutter gebraucht werden/ deßgleichen zu den Gebrästen des Hindern/ sonderlich aber wider die Geschwulste des Rohtlauffs. Das Blut zu stillen: Weiche die Eyerschalen in scharffen Essig biß daß sie lind werden/ darnach mache sie trucken an der Sonnen/ zerreibe sie/ und sprenge das Pulver auff den Blutfluß/ oder vermische Eyerschalenpulver mit Backofen-Ruß/ sprenge es darauff/ so wird es von Stund an stehen. Für Zahnwehe: mische Eyerschalen/ Bladfisch und Oel unter einander/ koche es/ biß der dritte Theil überblieben/ und halt es also warm im Mund. Diese Schalen wohl gedörrt werden nützlich für den Stulgang in Wein getruncken. Die neue Scribenten loben die gedörrten Eyerschalen unter den Artzneyen/ so wieder den Stein dienen. Es haben auch ins gemein dieEyerschalen eine Steintreibende Krafft/ und lösen den Tartarischen Schleim auff. Das Häutlein von einem Ey innerlich und eusserlich gebraucht/ treibet den Harn. Den Harn zu treiben: Schütte auß einem neuem Ey den Dotter und das Klare/ und zerreib die Schale in einem Becher mit Wein/ und trinck es auß/ so wird der Harn bald fliessen. Etliche brauchen darzu eine Schale/ darauß ein Hünlein geschlossen ist. Zu dem Schmertzen und Entzündung des Männlichen Glieds: Kümmel und Eyerschalen koche wohl/ und behe das Glied darmit/ so wirst du Wunder sehen/ sagt Galenus Euporiston (279).
Artzneyen von den gebrannten Eyerschalen.
Die Eyerschalen sol man von ihrem Häutlein gereinigt/ verbrennen. Ein Pulver die alte Geschwär an den Schenckeln zu trucknen: Nim Eyerschalen und alte Schuhsolen/ verbrenne sie/ und thu darzu Rindermist im Meyen gedörrt und zerrieben/ dieses Pulver streue auff das Geschwär/ und thu darauff die Wolle von Rohrkolben. Weissen Kalck von Eyerschalen in einem Ofen gebrannt/ brauchen die Barbierer für eine etzende Artzney. Eyerschalenaschen im Wein getruncken/ stillet das Blut/ etliche thun Roßmist darzu/ und legen es also auff die Wunden. Dieses Pulver in die Nase gethan/ stilt das bluten derselben. Eyerschalenaschen mit Wein vermischt/ und die Zähn darmit gerieben/ reinigt dieselbe. Für Bauchwehe: Die Eyerschalen zu Aschen gebrannt und in warmem Wasser getruncken/ vertreibt dasselbige. Diese Asche wird auch gelobet für den Fluß des Saamens. Wann du einen Bruch bekomen/ so vermische Eyerschalenaschen mit Wein/ und bestreiche das Gemächt damit/ dann also werden die Därme wiederumb an ihre statt kommen. Diese Asche mit Myrrha auffgestrichen/ stillet den Weibern ihre Zeit. Ein gantz Henneney sambt der Schalen verbrennt/ zerrieben/ mit Wein vermischt und angestrichen/ heilet auch jetztgemeldte Kranckheit. Zu dem weissen Fluß der Weiber: Nim diese Aschen/ wie auch Aschen von gebranntem Hirschhorn/ Pulver von Agstein/ Dillsamen/ eines jeden 2 Quintlein/ vermisch es untereinander/ beutele es mit einem reinen Sieb/ und brauche es mit Wasser.
Artzneyen
von den Eyerschalen/
auß welchen die Hünlein geschlossen.
Nicolaus Florentinus lobt sehr diese Eyerschalen darauß ein Hünlein kommen/ wann sie von ihrem Häutlein gesäubert/ für das schwere harnen/ ein Quintlein getruncken. Als ich dieselbe einsmahls einer Edelfrauen eingegeben hab/ (sagt Gatinaria) da hat sie zwölff Gläser voll geharnet/ dann dieses ist eine berühmte Artzney. Etliche geben nur schlecht und allein diese Eyerschalen in Wein zu trincken. Leonellus heist ein Quintlein von dieser Schalen/ in Steinbrechwasser trincken/ den Harn dardurch zu fürdern. Diese Artzney soll auch dem Vieh und wilden Thieren gut seyn. Wann bey einem Weib die Mutter sich gesencket/ so sol man dieselbe mit Wasser waschen/ und mit einen leinen Tuch trucknen/ darzu mit der Salb (Martiatum genannt) schmieren/ und zu letzt Pulver von diesen Schalen darauf sprengen. Und so viel sey von den zahmen Hünern gesagt. Nun wollen wir von den wilden Hünern/ so auff der Erd oder im Wasser ihre Nahrung suchen/ auch etwas schreiben.
Von
den Holländischen oder Fasanen Hünern.
Gallinae Patavinae.
Es sind die Holländische Hüner umb ein weites grösser als die gemeine Teutsche/ von farben nach der Hüner Art/ unterschiebkich: der Hahn so wol als das Hun/ haben solche grosse Büsch Federn auf ihren Köpfen/ daß etliche kaum dafür fehenkönnen/ und dadurch oft den Raubvögeln in ihre. Klawen fallen: die rechte Art hat unter dem Hals gleichsam einen dicken bart von Federn hangen. Deßwegen man/ sonderlich an den Hünern/ wenig Kamm sihet. Alle haben grosse und helle Augen. Etliche dieser Hüner haben blose/ etliche aber gefederte Füß also daß sie kaum dafür gehen können. Die rechte Fasanen Art/ hat hinden an der Füsen doppelte Zeen: Dieweil diese Hüner wie gedacht/ grosse Hauben haben/ ist ihnen die Hirnschal ganz erhaben/ rund gewachsen/ daß die Federn also mehr über sich steben.
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Von innerlicher Natur und Eigenschafft dieser Hüner
Wiewol diese Hüner von Gestalt und Ansehen die gemeine übertressen/ bringen sie doch wenig Nuzen/ dann sie gar spaht und wenig Eyer legen/ welche zwar viel gösser und schöner
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als die andern seyn: Sie brühen langsam/ und achten ihre Jungen nicht sonderlich/ deßwegen besser ist/ daß man diese Eyer den schlechten Hünern außzubrühen und zu erziehen unterleget. Die Jungen bleiben lange Zeit ohne Federn/ und werden offt ganz bloß/ (worauß dann gleichfals die rechte Art zu erkennen ist) deßwegen sie auch etwas wärmer zu halten sind: Diese Hüner gehen ganz auffgericht/ und beweisen gleichsam einen innerlichen Stolz.